Bauernprotest in Berlin: Landwirte aus MV bekräftigten Forderungen

Stand: 15.01.2024 20:34 Uhr

Tausende Bäuerinnen und Bauern aus dem Norden haben am Montag in Berlin gegen die Agrarpolitik des Bundes demonstriert. In der vergangenen "Aktionswoche" hatten sie mit ihren Traktoren vielfach den Verkehr gestört.

Mehrere Hundert Bauern aus Mecklenburg-Vorpommern haben sich am Montag in Berlin in die große Protestaktion gegen das Ende der Diesel-Vergünstigungen für Landwirte eingereiht und so die Forderung nach Rücknahme der Sparpläne des Bundes bekräftigt. "Das war eine überwältigende Masse an Menschen und Agrarfahrzeugen im Zentrum der Hauptstadt. Damit haben wir noch einmal unsere ganze Entschlossenheit demonstriert", sagte Landes-Bauernpräsident Detlef Kurreck. Nun komme es auf die angekündigten Gespräche mit Vertretern der Ampel-Koalition in Berlin an. Bis zu den letzten Etatberatungen der Bundesregierung an diesem Donnerstag müsse der Konflikt um die weitere Steuervergünstigung für Agrardiesel beigelegt werden. "Ich hoffe schon, dass man erkannt hat, dass dieser Unwille, der bei den Landwirten und auch in weiten Teilen der Bevölkerung entstanden ist, nicht einfach ignoriert werden kann», sagte Kurreck.

Hoffnungen ruhen jetzt auf Gesprächen

Es sei nun die Zeit des Dialogs angebrochen und neue, durch den Landesbauernverband organisierte Aktionen, werde es vorerst nicht geben. Dennoch wollte Kurreck weitere Proteste nicht gänzlich ausschließen: "Nicht jeder Bauer wird jetzt gleich auf seinen Hof zurückkehren und so tun, als wäre nichts gewesen." Die Großdemonstration in Berlin bildete den Abschluss der Aktionswoche, in der unter anderem Hunderte Landwirte im Nordosten mit ihren Traktoren Autobahn-Zufahrten blockierten. Lange Trecker-Konvois hatten vielfach für erhebliche Behinderungen im Berufsverkehr gesorgt.

Minister Backhaus: "Es hat sich Frust aufgestaut"

Gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) und weiteren Vertretern der Bauern- und Fischereiverbände des Landes hatte Kurreck ein Kompromisspapier zur Beendigung der Proteste entwickelt. Der Landesbauernpräsident äußerte die Hoffnung, dass die Vorschläge nun bei den Gesprächen in Berlin Berücksichtigung finden. Die Bundesregierung will Steuersubventionen für Agrardiesel stufenweise abschaffen. Ein weiterer Vorschlag, die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Maschinen zu kippen, ist inzwischen vom Tisch. Backhaus äußerte Verständnis für die Bauernproteste. Er sei seit 26 Jahren in Ministeramt und habe die Bauern noch nie so aufgebracht erlebt, sagte er in einem Interview. Es habe sich Frust aufgestaut. "Es geht ja nicht allein um den Agrardiesel oder die Kfz-Steuer, sondern um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und der Fischerei. Es geht um die Ernährungswirtschaft und es geht am Ende auch um den ländlichen Raum insgesamt", resümierte Backhaus. Die seit Jahren bekannten Probleme müssten nun endlich angegangen und gelöst werden.

Verordnungen erschweren das Leben auf dem Land

Ähnlich hatte sich zuvor Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) geäußert. Die Landwirte und die Menschen im ländlichen Raum würden erwarten, dass es insgesamt eine Perspektive für sie gebe. "Es haben sich in den letzten Jahren viele Probleme aufgestaut, nicht erst in der Zeit der Ampel-Regierung", betonte Schwesig bereits am Sonntag in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Nach Ansicht des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Diener liegen die Gründe für die aktuelle Unzufriedenheit tiefer. Neben der Energiepolitik würden auch Vorgaben und Verordnungen das Leben und Wirtschaften im ländlichen Raum erschweren. Dafür stünden die neue Düngeverordnung sowie die "Wiedervernässung" ehemaliger Moorflächen.

"Die Linkskoalition aus SPD und Linken unter Führung von Manuela Schwesig habe sich bislang nicht als Anwältin des ländlichen Raumes präsentiert. Das glatte Gegenteil sei der Fall", kritisierte Diener. Als Beispiele führte er Kürzungen bei Hilfen für finanzschwache Kommunen und ein seiner Meinung nach unzureichendes Engagement beim Ausbau des Nahverkehrsangebotes im ländlichen Raum an.

Weitere Informationen
Bei einer Großkundgebung in Berlin halten einige Landwirte Protest-Schilder hoch. © dpa Foto: Monika Skolimowska

Aufgeheizte Stimmung bei Bauernprotesten - Entlastungen angekündigt

Aus dem Norden haben sich Tausende Landwirte am Großprotest in Berlin beteiligt. In Niedersachsen blockierten Landwirte Supermärkte mit Treckern. mehr

Landwirte fahren mit ihren Traktoren über Bundesstraße 4. Sie protestieren gegen die Pläne der Bundesregierung, den Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für die Land- und Forstwirtschaft zu streichen. © Philipp Schulze/dpa Foto: Philipp Schulze/dpa

Bauernverband MV verteidigt geplante Autobahn-Blockaden

Innenminister Pegel ruft Autofahrer dazu auf, Fahrten am kommenden Montag "zeitlich zu verschieben". mehr

Fahrzeuge stehen im Morgenrot auf der Rügenbrücke. Die Initiative "Unternehmeraufstand MV" hat zeitweise die Rügenbrücke blockiert. © dpa Foto: Stefan Sauer

Live-Blog zum Bauernprotest zum Nachlesen: Demos in MV verliefen weitgehend friedlich

Proteste mit Straßenblockaden in ganz Mecklenburg-Vorpommern sorgten bis in den Montagnachmittag für Verkehrsbehinderungen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 15.01.2024 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Die Meinungsumfrage im Auftrag des NDR sieht die CDU gleichauf mit der SPD - Grüne bleiben stabil. © NDR

MV-Trend: AfD trotz Verlusten Nummer 1 - BSW auf Anhieb zweistellig

Die Meinungsumfrage im Auftrag des NDR sieht die CDU in Mecklenburg-Vorpommern gleichauf mit der SPD - die Grünen bleiben unverändert. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr