Belarus: Wie Journalisten "mundtot" gemacht werden
Fast 400 Journalisten wurden seit August, dem Beginn der Demonstrationen in Belarus - zumindest vorübergehend - inhaftiert.
Ihar Karnei hat einen Beruf, der zur Zeit in Belarus gefährlich ist: Er ist Journalist. Dass Journalisteninnen und Journalisten bei ihrer Arbeit behindert werden ist inzwischen Alltag im Land. Am 15. November berichtete von einer Großdemonstration. Berichtete von massive Polizeigewalt, von Tränengas-Einsätzen und Blendgranaten. Wie viele Journalisten wurde er festgenommen und schwer misshandelt. "Im Polizei-Transporter", so erzählt er, "zwangen sie uns auf die Knie. Einer der Gefangenen um mich herum wollte umher schauen. Da schlug ihm einer der Vermummten auf den Kopf. Und er hörte nicht auf. Bis einer seiner Leute ihm an die Hand griff. Und sagte: Genug!"
Kein Corona-Schutz im Knast
Zehn Tage war er im Gefängnis. Die Schläge, so sagt er, das war gar nicht das Schlimmste. Viel schlimmer zu Corona-Zeiten war das Eingesperrtsein auf engstem Raum - ohne jede Schutzmaßnahme: "Viele Leute erzählten, dass in ihren Zellen ganz viele waren, die hohes Fieber hatten und Husten. Sie riefen keinen Arzt, es gab keine medizinische Hilfe. Sie behielten sie im Gefängnis bis zum Ende ihre Strafe." Dass es in den Gefängnissen keine Schutzmaßnahmen gegen Corona gibt, das bestätigt auch Barys Haretski vom belasusischen Journalistenverband.
Online-Portale berichten aus einem abgeschotteten Land
Für ausländische Berichterstatter wird es immer schwerer wird ins Land zu kommen. Akkreditierungen werden nicht oder nur mit großer Verzögerung erteilt. Bei Einreise müssen Ausländer in Quarantäne. Deshalb sind Nachrichtenportale wie tut.by zur wichtigen Informationsquelle geworden.
Ihre Journalisten berichten von den Demonstrationen, sammeln Videos aus dem Netz und veröffentlichen sie. Inzwischen wurde die Arbeit von tut.by per Gerichtsurteil verboten. "Sie bekämpfen uns mit allen Mitteln", sagt Chefredakteurin Marina Zolotova,. "Das begann damit, dass man unsere Journalisten für ein paar Stunden ins Polizeirevier verschleppte. Für unsere Leute war das natürlich ein Albtraum. Und es endete mit Strafverfolgung und der Aberkennung unserer Zulassung."