Ostseereport Spezial - Wintersonne in Nordnorwegen

Sonntag, 29. Dezember 2024, 12:30 bis 13:30 Uhr

Rund 300 Kilometer nördlich des Polarkreises liegt Kautokeino. Der kleine Ort gilt als das Zentrum der Sámi in Nordnorwegen. Das Winterhalbjahr ist die Zeit der großen Familienzusammenkünfte. Hochzeiten und Konfirmationen finden statt. Der Winter in der Finnmark in Nordnorwegen ist lang, sehr lang. Er beginnt im September und endet erst im Mai. Im Grunde gibt es jenseits des Polarkreises nur zwei Jahreszeiten: Sommer und Winter. Herbst und Frühling dauern oft nur wenige Tage. Und im Winter sinken die Temperaturen bisweilen unter minus 40 Grad. Im Winter zelebriert die ethnische Minderheit der Sami ein großes buntes Fest. Hunderte Besucher treffen sich in traditioneller Kleidung, dem Gákti, und feiern mit Musik, Rentierrennen und Wettbewerben wie Lasso werfen und Eisfischen. Kein Touristenfest, sondern eher ein Festival der Samen, bei dem sie sich und ihre Kultur feiern.

Alte Traditionen am Leben halten

Das Filmteam trifft den Macher des Sámi Grand Prix, Ol Johan Gaup, der ein ganzes Jahr lang dieses Event geplant hat und jetzt die letzten Stunden vor dem Start auf einen gelungenen Wettbewerb hofft. "Das ist hier keine bunte Show, sondern zeigt, wie wir jetzt leben. Hier halten wir alte Traditionen wie den Yoik am Leben und zeigen aktuelle Musiktrends. Der Sámi Grand Prix ist schon sehr einzigartig", so Ol Johan.

Der Sámi Grand Prix ist im Grunde der Eurovision Song Contest für die Samen. Mit einigen Variationen: Wer teilnehmen möchte, muss Texte in samischer Sprache schreiben und singen. Und außerdem gibt es neben der Kategorie "Bester Song" noch die Möglichkeit als Yoiker oder Yoikerin teilzunehmen. Der Yoik ist der traditionelle Obertongesang der Samen. Auch hier wird es am Ende einen Sieger oder eine Siegerin geben. Das Filmteam erlebt die letzten Proben, trifft die jüngste und einen der ältesten Teilnehmer. Beide haben gute Chancen den Sámi Grand Prix zu gewinnen.

Adventurecamp für samische Lebensart

Zwei Schlitten, auf denen je ein Same sitzt, werden von Rentieren durch den Schnee gezogen. © NDR
Das Rentier-Schlittenrennen ist in vollem Gang.

Auch Aslak Sokki ist mittendrin in der Festwoche der Samen. Er ist Rentierhirte und betreibt darüber hinaus ein Adventurecamp für samische Lebensart. Abseits der Straßen, nur mit dem Schneemobil zu erreichen, bereitet er sich hier auf das traditionelle Rentierschlittenrennen vor.

Ein Zelt mit spitzem Dach in der Abenddämmerung © NDR
Ein Lavvu, das traditionelle Zelt der Samen.

Die samische Kultur ist an diesen Wintertagen so gegenwärtig und lebendig wie an keinem anderen Ort und zu keiner anderen Zeit im Jahr in Sápmi, dem Siedlungsgebiet der Sámi in Vierländereck Schweden, Russland, Finnland und Norwegen. Der "Ostseereport Spezial" taucht ein in eine Woche zwischen Tradition und Moderne im Land der Samen.

Dazu gehören auch Einwandergeschichten wie die von Al Begic, der aus der Türkei nach Nordnorwegen gezogen ist und vor 14 Jahren in Kautokeino ein Restaurant und Café eröffnet hat. "Für mich gibt es keinen schöneren Platz als genau diesen Ort hier in der Tundra", so Ali. Sein Restaurant läuft gut. Freizeit kennt der Einwanderer kaum. Aber ein bisschen Zeit bleibt dann doch für einen typisch nordischen Sport: Schneemobil fahren. Alis 15-jähriger Sohn Can ist ein echter Champion. Schon als Jugendlicher ein erfolgreicher Schneemobilfahrer. In jeder freien Minute schrauben Vater und Sohn an den Rennmaschinen, trainieren und bereiten sich auf das nächste Rennen vor.

Autor/in
Andreas Bell
Redaktion
Martina Gawaz
Produktionsleiter/in
Angela Hennemann
Redaktionsleiter/in
Katrin Glenz

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