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Die türkische Schwarzmeerküste

Samstag, 26. August 2023, 13:15 bis 14:00 Uhr

"Haselnuss-Küste" nennen die Türken die Region, die im Norden des Landes an das Schwarze Meer grenzt. Es ist ein 1.300 Kilometer langer Küstenabschnitt zwischen dem Bosporus und Georgien. Haselnüsse sind dort die wichtigste Einnahmequelle für die Bauern. Wenn die Nussernte beginnt, müssen bei Familie Akman alle mit anpacken, auch die Kinder Acli und Mehmet Ali. Auf dem 30 Jahre alten Traktor geht es quer durch die Haselnussfelder am Meer, mit dem Familienhund vorne auf der Motorhaube. "Merkel" haben sie ihn genannt, weil sie Deutschland so mögen.

Familie Akman bei der Haselnussernte. Oben auf dem Traktor: ihr Jagdhund, den sie "Merkel" getauft haben, weil sie Deutschland so mögen. © NDR/Till Lehmann
Familie Akman bei der Haselnussernte.

Wie fast alle Männer im kleinen Küstendorf Hisar hat Erkan Gücük seine eigene Werft direkt am Wasser. Er ist Bootsbauer in vierter Generation und verwendet ausschließlich Kastanienholz für seine Boote. "Das Holz ist hart und biegsam zugleich", schwärmt er. Erkans Konstruktionstechnik ist uralt: Er spannt einfach eine Schnur über das Holzskelett und richtet sich dann nach dem Horizont: "Pi mal Meeresoberfläche!"

Mehmet Zor ist stolzer Besitzer eines Kastanienbootes aus Hisar. Er hat es "Nese" getauft, "Fröhlichkeit". Die Geschäftsidee des 80-Jährigen: ein Ruder-Taxi-Unternehmen. Er bietet Fahrten aller Art an, gespickt mit blumigen Anekdoten aus dem bewegten Seefahrerleben von Mehmet.

Flucht von der Küste

Auf der kleinen Insel Kefken, der einzigen bewohnten Insel an der türkischen Schwarzmeerküste, harrt Familie Isik tapfer aus. Einst lebten hier 15 Familien, betrieben Landwirtschaft und Fischerei. Doch Meliha und Mustafa Isik und ihre beiden Söhne wollen nicht wegziehen. Die Seeschneckensaison hat begonnen. Der älteste Sohn Hakan ist Taucher. Täglich geht er auf Schneckenjagd ins Wasser, ohne Pressluftflasche, nur mit Schnorchel.

Der Gemüse-Basar von Akçakoca an der türkischen Schwarzmeerküste. © NDR/Till Lehmann
Der Gemüse-Basar von Akçakoca an der türkischen Schwarzmeerküste.

Auf einem Felsen in der Brandung, direkt vor den Toren der Stadt Sile, steht seit über 500 Jahren ein steinerner Wachturm. Die Zeit hat dem Koloss arg mitgespielt, jetzt soll er saniert werden. Das ist ein Spezialauftrag für Sezgin Önül und seine Leute - und eine echte Herausforderung. Zum einen ist die Baustelle nur über eine halsbrecherische Seilbahnkonstruktion erreichbar, zum anderen ist gerade Ramadan. Im Fastenmonat ist allen Moslems am Tage Essen und Trinken verboten. Schwerstarbeit mit leerem Magen - bei über 30 Grad besonders heikel.

Im Ramadan hat Murat Sevinc eine ganz besondere Aufgabe: Tagsüber bedient er die erste und einzige Strandreinigungsmaschine der Türkei. Aber bei Sonnenuntergang schießt er eine Feuerwerksrakete ab, als Signal, dass der Fastentag vorüber ist. Dann wird überall das "Iftar" aufgetischt, das große Mahl am Ende eines Ramadan-Tages.

Autor/in
Till Lehmann
Redaktion
Alexander von Sallwitz
Produktionsleiter/in
Eva-Maria Wittke
Redaktion
Ralf Quibeldey

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