Ryan Bancroft & Joshua Bell
Artist in Residence Joshua Bell spielt am 18. und 19. Januar Vieuxtemps und Chausson in der Elbphilharmonie. An seiner Seite leitet Ryan Bancroft das NDR EO mit Zemlinskys Fantasie "Die Seejungfrau".
Teufelsgeiger Vieuxtemps
"Wenn man von Vieuxtemps spricht, kann man wohl an Paganini denken", schrieb sogar ein Kenner wie Robert Schumann begeistert und verglich das Spiel Henri Vieuxtemps' mit jenem des unvergleichlichen Teufelsgeigers. Zeugnis von Vieuxtemps' Meisterschaft geben nach wie vor die Konzerte, die der Belgier für sich und sein Instrument schrieb.
Insbesondere das fünfte Violinkonzert a-Moll besticht durch Eleganz und höchste Virtuosität. Kein Wunder also, dass sich der heutige Stargeiger Joshua Bell an diesem Konzert messen möchte.
Chausson: Poetisch-schwebendes Orchesterwerk
Ein Schüler ebenjenes Henri Vieuxtemps gab - als er selbst längst Meister seines Fachs war - ein Violinkonzert beim Franzosen Ernest Chausson in Auftrag. Doch statt eines normierten Konzerts hatte der Komponist eine freiere Handhabung im Sinn.
Und so schuf Chausson ein poetisch-schwebendes Orchesterwerk, das der Violine großzügig Raum zur eigenen Entfaltung lässt - er nannte es kurzerhand "Gedicht". Dieses Poème op. 25 von Ernest Chausson spielt Joshua Bell als zweiten Programmpunkt des Abends.
Aufstrebender Stern: Ryan Bancroft
Neben Joshua Bell, dem Artist in Residence des NDR Elbphilharmonie Orchesters mit bald vier Jahrzehnten Bühnenerfahrung, tritt ein noch aufstrebender Stern: Der US-Amerikaner Ryan Bancroft machte erstmals 2018 von sich reden, als er den renommierten Nikolai-Malko-Wettbewerb für Dirigenten in Kopenhagen für sich entschied.
Seit 2021 ist er nun Chefdirigent des BBC National Orchestra of Wales und inzwischen bereits designierter Musikdirektor des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra.
Zemlinsky: In den Tiefen des Meeres
Das Finale des Konzertabends liegt ganz in Ryan Bancrofts Händen: Er dirigiert Alexander Zemlinskys Sinfonische Dichtung "Die Seejungfrau". Angelehnt an Andersens Märchen "Die kleine Meerjungfrau" verarbeitete Zemlinsky in dem Werk vermutlich seine unerfüllte Liebe zu Alma Mahler, jener Femme fatale par excellence im Wien der Jahrhundertwende. Mit impressionistischer Farbenpracht spiegelte Zemlinsky in den Tiefen des Meeres seine Gefühle.