Kommentar: Streit bei den Blocks - kinderfeindliche Schlammschlacht

Stand: 06.01.2024 10:50 Uhr

Ein Sorgerechtsstreit innerhalb der Hamburger Unternehmerfamilie Block hat zum Jahreswechsel einen dramatischen Höhepunkt erreicht. Das Hanseatische Oberlandesgericht hat am Freitag entschieden: Die Kinder gehen zurück zum Vater nach Dänemark. Und da sind sie jetzt wieder. Die mutmaßliche Entführung zweier Kinder und die seit Monaten tobende Schlammschlacht in der Öffentlichkeit sind vor allem eines - kinderfeindlich, meint Peter Kleffmann.

von Peter Kleffmann

Die Ehe ist Privatsache, die eigenen Kinder sind Privatsache, das gilt für jeden Menschen. Auch für Prominente, in guten wie in schlechten Zeiten. Das kann man auch hinbekommen. Von vielen Prominenten gibt es kaum private Informationen in der Öffentlichkeit oder gar Fotos der eigenen Kinder. Spätestens seit die Kinder von Unternehmer Eugen Block erwachsen und selbst Unternehmer wurden, sind sie Personen des öffentlichen Lebens. Das ist ganz normal. Fotos der Kinder von Unternehmertochter Christina Block gibt es allerdings ebenfalls, aufgenommen ganz offiziell bei gesellschaftlichen Veranstaltungen. Was wir in den vergangenen Monaten erlebt haben, ist schon sehr speziell.

Eine Schlammschlacht in der Öffentlichkeit

Im Sorgerechtsstreit der Familie Block haben sich nahezu alle Seiten zum Teil offensiv der Öffentlichkeit bedient, mutmaßlich um diese zu beeinflussen. Der Vater, die Mutter, auch Opa Eugen Block. Der Vater hat sogar, nachdem er die Kinder bei sich in Dänemark behalten hatte, vor gut einem Jahr ein TV-Interview bei RTL gegeben. Im Wohnzimmer, mit der neuen Lebensgefährtin und in Anwesenheit der Kinder. Intimste Dinge wurden einem großen Publikum präsentiert. Das ist für mich bizarr und egoistisch. Die damals neun und zwölf Jahre alten Kinder wurden - und werden - zum Spielball, zum Objekt gemacht. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wurde immer größer, weswegen dann auch wir berichtet haben. Dabei versuchen wir, die Geschehnisse objektiv und sachlich darzustellen und sensibel mit den Bildern umzugehen. Die Kinder machen wir selbstverständlich unkenntlich.

Verständliche Verzweiflung oder Selbstjustiz?

Immer neue Details des immer dramatischeren Sorgerechtsstreits kommen ans Tageslicht. Wenn sich alles auch nur halbwegs so zugetragen hat, wie es derzeit den Anschein hat, dass die Kinder am Neujahrsmorgen gewaltsam von maskierten Personen entführt wurden, dann mag ich mir als Vater nicht ausmalen, was in den Köpfen der Kinder vorgehen muss.

Die Verzweiflung der Mutter ist absolut verständlich, es gibt kaum Schlimmeres als den Entzug der eigenen Kinder. Wenn man dann noch alle juristischen Mittel ausgeschöpft hat, kennt die Ohnmacht keine Grenzen. Aber eine Entführung durch professionelle Personenschützer? Für mich wäre das Selbstjustiz - mit einem weiteren fatalen Signal. Wer die finanziellen Möglichkeiten hat, kann das Recht womöglich in die eigene Hand nehmen?

Ich bin gespannt, wie die juristische Aufarbeitung dieses Falles weitergeht. Vor allem aber wünsche ich den Kindern das, was jedes Kind verdient: Vertrauen auf ein friedliches, ruhiges Zuhause, in dem sie geliebt werden und ohne Kummer aufwachsen können - fernab der Öffentlichkeit.

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