Kommentar: Keinen Flickenteppich der Corona-Regeln mehr, bitte!
Corona hat seinen Schrecken verloren, sagt Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Sommerinterview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal. Bund und Länder diskutieren aber über mögliche Einschränkungen ab Oktober. In der kalten Jahreszeit könnte das Virus wieder zum Problem werden, mahnen Experten. Klare Regeln, ja gerne, meint Frauke Reinig in ihrem Kommentar - aber bitte nicht wieder ein Flickenteppich mit komplizierten Ausnahmen.
Inzwischen sind wir doch alle alte Hasen der Pandemie. Dass der Herbst das Infektionsrisiko steigen lässt, ist gelernt. Ich denke, dass die meisten Hamburgerinnen und Hamburger sich auch überhaupt nicht dagegen sperren, dann wieder vorsichtiger zu sein - und auch Einschränkungen hinnehmen, um sich und andere zu schützen und Kliniken zu entlasten. Jetzt kommt aber ein Gesetzentwurf aus Berlin, der die Länder in eine missliche Lage bringen würde. Sie sollen demnach ab Oktober selbst entscheiden, ob sie wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen einführen - unabhängig von der Infektionslage.
Neue Schutzmaßnahmen für Hamburg sind möglich
Ziemlich wahrscheinlich, dass Hamburg diese Option nutzt. "Es kann sein, dass wir im Herbst wieder mehr Schutzmaßnahmen brauchen", sagt Bürgermeister Peter Tschentscher schon im Sommerinterview. Klingt einfach, hat aber einen vom Bund geschmiedeten Haken. Berlin will nämlich Ausnahmen für die Maskenpflicht für frisch Geimpfte, Genesene und Getestete. Die Kontrollen sind kein Problem, weil doch inzwischen gelernt, meint Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Hoher Aufwand für Kultur und Gastronomie
Gastronomie und Kulturschaffende schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Das würde der am Boden liegenden Branche einen weiteren Stoß verpassen, so Konzertveranstalter Jahnke zu NDR 90,3. Und auch Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) urteilt: "Lieber Bund, diese Regelung ist leider nicht gut umsetzbar."
Eine Zweiklassen-Maskengesellschaft
Dass ganze Branchen aufwendige Kontrollen durchführen müssen, damit Einzelne dann ohne Maske im Theater sitzen oder im Restaurant maskenlos an ihren Platz laufen können, steht für mich in keiner Relation. In der Bevölkerung kommt die Zweiklassen-Maskengesellschaft zudem wahrscheinlich auch nicht gut an.
Corona-Regeln haben Schrecken nicht verloren
Und es kann doch nicht sein, dass ich im dritten Pandemie-Jahr immer noch erstmal googeln muss, was für mich gerade gilt und dann schon in Norderstedt vielleicht wieder alles anders ist. Die Pandemie mag ihren Schrecken verloren haben - das gilt aber leider noch nicht für die Corona-Regeln.