Hartmut Perschau © picture-alliance / dpa | Ingo Wagner Foto: Ingo Wagner

Hamburger CDU trauert um Hartmut Perschau

Stand: 26.07.2022 16:06 Uhr

Die Hamburger CDU trauert um ihren früheren Fraktionsvorsitzenden Hartmut Perschau. Auch als Spitzenkandidat bei drei Bürgerschaftswahlen sei er "eine der prägenden Persönlichkeiten unserer Hamburger CDU" gewesen, sagte der Landesvorsitzende Christoph Ploß. Perschau war am Montag im Alter von 80 Jahren gestorben, wie die Bremer Senatskanzlei am Dienstag bestätigte. Ein Nachruf.

Erster Höhepunkt einer langen wechselvollen Politikerkarierre: Hartmut Perschau wurde 1985 auf einem Landesparteitag der Hamburger CDU zum Bürgermeisterkandidaten gewählt. An der Spitze stehen, Menschen führen - das hatte Perschau bei der Bundeswehr gelernt. Er war Berufssoldat: Heer, Panzertruppe, letzter Dienstgrad Major. "Bundeswehr, muss ich sagen, hat mir in der Frage von Führung, Organisation und in der Arbeit mit Menschen und Kollegen enorm viele Erfahrungen vermittelt, die ich auch nicht missen möchte", sagte er damals.

Perschau sah sich als ebenbürtigen Gegner für von Dohnanyi

Der Wahlkämpfer Perschau war gradlinig und kommunikationsfreudig. Er sah sich selbst als modernen, managementorientierten Großstadtpolitiker - als einen ebenbürtigen Gegner für Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD). Zumal die SPD in den 1980er-Jahren von Flügelkämpfen und politischen Skandalen geschüttelt wurde. "Ich glaube, dass es darauf ankommt, dem Wähler klarzumachen, dass die SPD mit ihrer verbrauchten Politik, mit dem Genossenfilz und dieser unglaublichen wirtschaftlichen, finanziellen und sicherheitspolitischen Talfahrt in unserer Stadt mit ihrem Latein am Ende ist", sagte Perschau.

Kein Erfolg in Hamburg

In Hamburg sah es schon 1986 ganz nach einem Ende der langen SPD-Vorherrschaft aus. Die CDU wurde stärkste Partei. Doch der knappe Wahlsieg reichte für Perschau nicht zur Regierungsmehrheit und Verhandlungen über eine Große Koalition lies die SPD scheitern. 1989 kam der Abschied aus der Hamburgischen Bürgerschaft, Perschau wurde Europa-Abgeordneter. Schließlich folgte 1991, nach dem dritten vergeblichen Anlauf auf das Bürgermeisteramt, der Rückzug aus der Hamburger Politik. Noch im selben Jahr wurde Perschau zum Innenminister von Sachsen-Anhalt berufen - nur ein kurzes Zwischenspiel in seiner Kariere. Denn es gab heftige Vorwürfe gegen die Minister aus dem Westen: Sie hätten durch geschönte Angaben über ihre früheren Westeinkünfte überhöhte Gehälter bezogen. Perschau trat zurück, zusammen mit der gesamten Regierung von Sachsen-Anhalt.

Mehr Glück in Bremen

In Bremen korrigierte er zwei Jahre später eindrucksvoll das Bild eines etwas glücklosen Politikers. Erst als tüchtiger Wirtschaftssenator, dann als angesehener Chef des Finanzressorts. Ein kompetenter, selbstbewusster Partner in einer Großen Koalition mit dem umarmungsfreudigen Bürgermeister Henning Scherf (SPD). "Wenn er den Frieden mit mir halten will, dann muss er CDU-Politik durchsetzen. Und das macht er mit mir seit einigen Jahren. Und deshalb hab ich gegen die Umarmung überhaupt keine Einwände", sagte Perschau.

Rücktritt von allen Senatsämtern nach schwerer Erkrankung

Nicht alle hochfliegenden Projekte der Bremer Senatspolitik, wie zum Beispiel der Freizeitpark "Space-Center", waren auf Anhieb erfolgreich. Doch das tat der von Perschau geprägten Aufbruchstimmung in der Bremer Wirtschaft keinen Abbruch. Eine schwere Erkrankung erzwang Mitte 2004 überraschend den Rücktritt von allen Senatsämtern. Ein großer Verlust für die Hansestadt an der Weser. "Ja, das ist sehr schmerzlich. Das tut nicht nur ihm weh, sondern auch mir weh. Wir haben wirklich gut zusammengearbeitet. Das war nicht einfach nur so eine professionelle Vertrautheit, wie man das so hat, wenn man zusammenarbeitet, sondern wir haben uns auch vertraut", so Scherf.

Perschau, frei von Regierungsaufgaben, hatte nun mehr Zeit für seine Frau Heike. Doch so ganz mochte er nicht von der Politik lassen. Er blieb einfacher Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 26.07.2022 | 18:00 Uhr

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