Backstein-Bau soll City-Hochhäuser ersetzen
Jetzt ist klar, was auf dem Gelände der denkmalgeschützten City-Hochhäuser am Hamburger Hauptbahnhof entstehen soll. Am Ende des international besetzten Architektur-Wettbewerbs kürte die Jury Anfang Juni das Hamburger Architektenbüro KPW zum Sieger. Der Jury-Vorsitzende Fritz Schumacher sprach von einer "überzeugenden Mehrheit" für die Pläne. Nach Informationen von NDR.de fiel das Ergebnis aber recht knapp aus - mit 11 Ja-Stimmen und 7-Nein-Stimmen. Ein Jury-Mitglied berichtete von einer "höchst umstrittenen Entscheidung" im Preisgericht. Vor allem die Fachleute in dem Gremium - sprich: die Architekten - hätten andere Entwürfe bevorzugt.
"Kein spektakuläres Projekt"
Der Siegerentwurf sieht vor, dass ein Neubau aus drei eigenständigen Gebäuden und drei Innenhöfen mit rötlicher Backstein-Fassade entsteht. Etwa 190 Wohnungen, ein Hotel mit 200 Zimmern und Büros sollen darin unterkommen. Auch für Cafés, Geschäfte und eine Kita sind Flächen vorgesehen. "Es ist kein lautes, spektakuläres Projekt", sagte Schumacher auf der Pressekonferenz. Vielmehr passe der Entwurf zum angrenzenden Kontorhausviertel, das zum UNESCO-Welterbe zählt. Schumacher lobte, dass das Sieger-Büro seine Ideen für den Neubau aus dem Kontorhausviertel geschöpft habe.
Siegerentwurf muss überarbeitet werden
Klar ist schon jetzt, dass der Siegerentwurf in dieser Form nicht realisiert werden wird. UNESCO-Vertreter, die den Wettbewerb begleiteten, fordern, dass der Neubau am Ende niedriger ausfällt. Auch Jury-Präsident Schumacher sprach sich für eine Überarbeitung der Pläne aus: "Der Siegerentwurf kann in seiner Qualität noch wachsen, wenn er schrumpft." Das oberste Gebot des Architekten-Wettbewerbs war, dass die Neubau-Pläne in der Pufferzone des Kontorhausviertels nicht den Status als Welterbe-Stätte gefährden.
Senatorin wünscht sich "fruchtbare Diskussion"
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) erhofft sich von dem Siegerentwurf eine städtebauliche Aufwertung des "Quartiers am Klosterwall". Sie tritt seit Langem für einen Abriss der denkmalgeschützten Hochhäuser aus den 50er-Jahren ein. "Der heutige Tag der Jury-Entscheidung bildet aber keinen Abschluss, sondern ist der Startschuss für eine hoffentlich fruchtbare Diskussion in der Stadt", sagte Stapelfeldt. Die Zukunft des Areals ist seit Jahren umstritten, auch in der Bürgerschaft. Im Frühjahr 2016 hatte die Bürgerschaft aber mit rot-grüner Mehrheit für den Verkauf des Grundstücks an das Hamburger Unternehmen Aug. Prien gestimmt. Der Investor will für den Neubau 250 bis 300 Millionen Euro ausgeben. Eine Abriss-Genehmigung liegt noch nicht vor. Diese muss Aug. Prien noch beim Denkmalschutzamt beantragen. Wenn aus Sicht des Investors alles glatt läuft, könnte der Neubau 2022 fertig sein.
Bezirksamt zieht bis Sommer 2018 aus
In der Jury saß auch der Chef des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Falko Droßmann (SPD). Das Bezirksamt ist Hauptmieter der Büros in den bestehenden City-Hochhäusern. Der Umzug an einen anderen Standort in der Innenstadt ist längst geplant. Die City-Hochhäuser sollen spätestens im Sommer 2018 leer stehen. "Wir geben das Kontorhausviertel den Menschen zurück", sagte Droßmann. Er beklagte, dass die Gegend aktuell ein "toter Bereich" sei.
City-Hof: "Die hässlichsten Hochhäuser der Stadt"
Auch Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter, der in Kürze sein Amt abgibt, verspricht sich von dem geplanten Neubau viel. Die City-Hochhäuser seien derzeit ein grauenhafter Ort. Er lobt den Siegerentwurf dafür, dass er den Fehler vermeide, die Bauten des Kontorhausviertels übertrumpfen zu wollen. Das geplante Gebäude sei keine "rechteckige Kiste", sondern überzeuge mit einer spannenden Fassade. "Wir brauchen zudem mehr Wohnungen in der Innenstadt", sagte Walter. Der Oberbaudirektor gilt als leidenschaftlicher Abriss-Befürworter. Die City-Hochhäuser bezeichnete er am Freitag als "die hässlichsten Hochhäuser der Stadt".
Kritik von Abriss-Gegnern
Die Initiative City-Hof sieht das ganz anders. Sie kämpft seit Jahren für den Erhalt der Bauten. Den Architektur-Wettbewerb haben die Abriss-Gegner genau verfolgt. "Der Siegerentwurf hat nicht die Qualität, um einen Abriss der City-Hochhäuser zu rechtfertigen", sagte Initiativen-Sprecher Marco Alexander Hoseman am Freitag im Gespräch mit NDR.de. Der geplante Neubau wirke wie eine Stadtmauer, die den Blick auf das Kontorhausviertel versperre.
Der Investor kann nun mit dem Abschluss des Architekten-Wettbewerbs den Bauantrag für den geplanten Neubau vorbereiten. Unterdessen wird die politische Diskussion über die Zukunft des City-Hofs weitergehen. Die CDU hat bereits angekündigt, einen Antrag in die Bürgerschaft einzubringen - auf Erhalt der Hochhäuser. Der vorgestellte Siegerentwurf rechtfertige nicht den Abriss des Baudenkmals, so die Christdemokraten.