Appell zum Gas-Sparen: Was Hamburgs Industrie sagt
Ab Juli 20 Prozent weniger Gas verbrauchen: Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) fordert auch die Industrie zum Sparen auf, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen hat.
Der Industrieverband Hamburg erklärte, dass man schon alles Mögliche unternehme, um den Gas-Verbrauch zu senken - weitere Einsparungen wären nur machbar, wenn die Produktion gedrosselt würde. Umweltsenator Kerstan gibt sich damit nicht zufrieden: "Sich jetzt hinzustellen und zu sagen, wir können nichts tun, das sollen sie sich noch mal genau überlegen, weil sonst werden andere Leute die Entscheidung treffen." Alle Szenarien des Bundes würden vorsehen, dass man vom 1. Juli an mindestens 20 Prozent Gas einsparen müsse. Wenn das nicht gelinge, ginge das Gas im Herbst, spätestens aber im März aus.
Stahlhersteller: Kein weiteres Senkungspotenzial
Großverbraucher in Hamburg tun sich aber schwer mit Einsparungen. ArcelorMittal in Waltershof etwa braucht Gas für die Stahlherstellung. Auf Anfrage des Hamburg Journals teilte das Unternehmen mit, dass man seit Beginn des Kriegs in der Ukraine den Gasverbrauch bereits auf ein Minimum zurückgefahren habe. Ein weiteres Senkungspotenzial sehe man nicht, weil jede weitere Reduktion von Erdgas zu Produktionsausfällen führen würde - mit negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung. Aktuell würde man allerdings prüfen, Vorprodukte bei anderen Unternehmen einzukaufen, um den Gasverbrauch in der Produktion weiter zu reduzieren.
Bei Aurubis will man Gas-Alternativen suchen
Auch beim Hamburger Kupferwerk Aurubis will man Alternativen suchen. Das Unternehmen teilte mit, dass man zurzeit den Umstieg auf alternative Energieträger an den europäischen Standorten prüfe, etwa auf Strom oder Öl. Dabei käme es aber zu erheblichen Umbaukosten, außerdem würde ein Umstieg wohl mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern. Das Einsparpotenzial beim Gas variiere abhängig vom Standort. Im Werk Hamburg sei Erdgas kurzfristig nur schwer zu ersetzen.
Aurubis erinnerte daran, dass die dort hergestellten Metalle für die Energiewende dringend benötigt würden, zum Beispiel bei der Produktion von Kabeln. "Eine Reduzierung unserer Produktion bedeutet, die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Erdgas aus Russland zu verzögern", so das Unternehmen.