Woher kommt die Redensart "Die Kirche im Dorf lassen"?
Bleib doch mal auf den Boden der Tatsachen oder nun lass' doch mal die Kirche im Dorf. Wie diese Redewendung entstanden ist, erläutert Pastor Oliver Vorwald.
Ob am Küchentisch, im Parlament oder in Talkshows - wenn diskutiert wird, kann es hitzig werden. Der Puls steigt, die Schärfe im Ton, auch manches Argument klingt etwas übertrieben. Dann fällt oft dieser Satz "Von der Kirche im Dorf", um das Gespräch wieder zu versachlichen.
Konflikt im Mittelalter - Stadt kontra Land
Zwei unterschiedliche Versionen versuchen die Geschichte dieser Worte zu erklären. Die erste geht auf einem Konflikt im Mittelalter zurück. So manche Stadtgemeinde ist damals einem Kloster oder einer älteren Landpfarrei außerhalb ihrer Mauern untergeordnet. Als das Bürgertum dann immer reicher wird, Kathedralen bis in Himmel baut, wollen sich die Städter emanzipieren. Für die Klöster und Landpfarreien hat das einen Verlust an Einfluss und Einnahmen bedeutet.
Das Kirchenleben soll im Dorf stattfinden
Oder die Redewendung hat etwas mit den Prozessionen auf dem Land zu tun. Den Festumzügen an kirchlichen Feiertagen, wie zum Beispiel Fronleichnam. Mit Blasmusik, Liedern, Gebeten, jeder Menge Leute. Manchmal vielleicht so viele, dass ein Dorf aus allen Nähten geplatzt ist. Aber die Prozession woanders feiern? "Das Fest gehört hierher", hat wohl einer gesagt. "Da woll'n wir die Kirche im Dorf lassen."
"Klar in der Sache, aber fair im Umgang"
Nicht übertreiben, angemessen im Ton, "die Kirche im Dorf lassen". Das hilft, Streit und Debatten zu versachlichen. Und das tut den Themen gut und denen, die da diskutieren. Ob am Küchentisch, im Parlament oder in Talkshows. Klar, bestimmt in der Sache, aber fair im Umgang. Das wäre auch ganz im Sinne Jesu. "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst."