Kolumne: "Smash"
"Smash": So lautet das Jugendwort des Jahres 2022. Der Begriff aus dem Englischen, der bedeuten kann "mit jemandem Sex haben", erhielt bei einem Onlinevoting unter Jugendlichen 43 Prozent der Stimmen.
Wissen Sie, was "smash" bedeutet? Wer mit seinem Schulenglisch so einigermaßen auf dem Laufenden geblieben ist, dem kann dazu einfallen, dass die deutsche Übersetzung "zerschlagen", "zerbrechen" oder "zerschmettern" lautet. Aber die wörtliche Übersetzung führt uns in diesem Fall auf die falsche Fährte, denn "smash" ist gerade zum Jugendwort des Jahres gewählt worden. Und Jugendliche benutzen diesen Begriff in einem ganz anderen Sinn.
Ein Smash ist eine attraktive Person. Und als Verb kann smashen auch "jemanden abschleppen" oder "mit jemandem Sex haben" bedeuten.
"Smash": Susanne Daubner landet Hit in den Sozialen Medien
Seit 2008 wird jedes Jahr das Jugendwort des Jahres gewählt, und wenn die Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner die Liste der zur Wahl stehenden Wörter seriös vorliest, landet sie damit regelmäßig einen Hit in den Sozialen Medien. Mir, der ich diese Jugendsprache nicht verstehe, zeigen Wörter wie "smash", dass es eine sprachliche Welt gibt, zu der ich keinen Zugang habe. Die ich mir erst erklären lassen muss.
Wer bestimmte Begriffe nicht versteht, kann einem Gespräch nicht folgen und ist ausgeschlossen. Und das gilt gerade auch für uns Kirchenleute. Wie schnell sprechen wir von Rechtfertigungslehre, unverdienter Gnade oder schweren und lässlichen Sünden? Wer versteht uns da noch?
Martin Luther war sprachlich ein "Macher"
Ich frage mich, was Martin Luther dazu gesagt hätte. Als er die Bibel ins Deutsche übersetzte, war sein Leitsatz "dem Volk aufs Maul zu schauen": dem ungebildeten Mann, der einfachen Frau, den Kindern und den Jugendlichen auf der Straße. Jede und jeder sollte verstehen, worum es in der Bibel geht. Luther war eben ein "Macher" (übrigens Platz 3 bei den Jugendwörtern in diesem Jahr).
Klar, Jugendliche wollen sich durch ihre Sprache gerade von den Erwachsenen abgrenzen. Wollen unter sich sein und auch mal nicht verstanden werden. Aber alle, die verstanden werden wollen, tun gut daran, ganz genau zuzuhören. Gerade auch den Jugendlichen. Und die eigenen Anliegen dann neu zu sagen, in der Sprache von heute. Luther hat das getan, und darin bleibt er bis heute ein Vorbild.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.