Eine Frau hält sich vor einem herannahenden Lastwagen die Ohren zu. © picture alliance / dpa Foto: Axel Heimken

Kolumne: "Mach mal leise"

Stand: 30.04.2023 07:30 Uhr

Zu viel Lärm kann krank machen. Er kann Auslöser für Depressionen oder Herz-Kreislauf-Krankheiten sein. Auf diese Problematik macht der "Tag gegen Lärm" aufmerksam. 2023 lautet das Motto: "Mach mal leise".

von Theologin Jacqueline Rath

Die Autos auf der Hauptstraße rauschen an mir vorbei. Von der Baustelle auf der anderen Straßenseite mischt sich das Kreischen einer Säge hinzu. Nur schnell weg hier. Die Tage im Homeoffice haben mich anfälliger werden lassen, für den Lärm der Großstadt.

"Tag gegen Lärm" will sensibilisieren

80 Prozent aller Deutschen fühlen sich durch Lärm gestört. Ganz vorne liegt dabei die Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr, gefolgt von Flug- und Schienenverkehr. Lärm macht krank, das ist inzwischen bekannt. Er löst die Ausschüttung von Stresshormonen im Körper aus, die auf Dauer zu Schlafstörungen, Bluthochdruck und Herzerkrankungen führen können. Seit 1998 gibt es deshalb in Deutschland einen Tag, der auf diese Problematik aufmerksam macht: den "Tag gegen Lärm". Der findet immer in der letzten Aprilwoche statt. In diesem Jahr steht der Tag gegen Lärm unter dem Motto "Mach mal leise".

Stille ist eine Erfahrung für alle Sinne

Eine Aufforderung die auch für unseren Alltag wichtig ist. Denn auf der einen Seite, scheint die Sehnsucht nach Ruhe um einen herum wie ein Grundbedürfnis für ein gesundes und zufriedenes Leben zu sein. Auf der anderen Seite ist Stille heute für viele Menschen nur schwer auszuhalten. Schnell werden Fernseher oder Radio eingeschaltet, oder Kopfhörer aufgesetzt - eine Art Dauerbeschallung, die für viele normal ist. Denn wenn es um uns herum still ist, dann merken wir, wie laut es in uns selbst ist. Das berühmte Gedankenkarussell dreht sich und das macht viele unruhig.

Jacqueline Rath © privat
"Stille kann wertvoll sein, wenn es uns gelingt, sie auszuhalten", sagt Kirchenredakteurin Jacqueline Rath.

Dabei ist Stille eine Erfahrung für alle Sinne. Wenn ich zum Beispiel eine leere Kirche betrete, dann nimmt mich die Stille in den Arm und deckt meine lauten Gedanken zu. Jesus suchte die Stille in den Bergen oder in der Wüste, um allein zu sein und zu beten. Die Stille bietet gleichermaßen Raum für Konzentration wie für Rekreation.

"Mach mal leise" ist so nicht nur ein Aufruf zur gesellschaftlichen Lärmreduzierung, sondern auch eine Erinnerung an uns selbst, wie wertvoll Stille sein kann, wenn es uns gelingt, sie auszuhalten.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 30.04.2023 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

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