Sendedatum: 18.05.2011 23:05 Uhr

Die gespenstische Netz-Propaganda der Islamisten

Screenshot eines islamistischen YouTube-Channels © NDR
Islamisten richten sich auch an Frauen und Kinder

Der Dschihad, der Heilige Krieg, ist schon lange im Internet angekommen. Radikale Islamisten nutzen das Netz mit all seinen Möglichkeiten als Plattform für ihre Botschaften, auch um neue Attentäter mit maßgeschneiderter Propaganda für verschiedene Zielgruppen zu rekrutieren. Es gibt nicht nur brutale Videos oder Bombenbauanleitungen im Netz, sondern auch Webseiten für Frauen und Kinder. Islamistische Produktionsfirmen nutzen die Ästhetik westlicher Spielfilme, um Kämpfer und Selbstmordattentäter als Helden zu präsentieren, beispielsweise das Studio Jundullah mit einem Film namens "Soldaten Allahs, Teil 2". Musik, Dramaturgie, Schnitt - für die Produktion einiger Videos im Netz wird anscheinend viel Aufwand betrieben.

VIDEO: Netz-Propaganda der Islamisten (10 Min)

Aufwendig sind auch die Angebote im Internet für die Familien der Kämpfer. In Videos wird für die Familienfreundlichkeit eines Camps geworben, auch in Deutsch: Es gebe Schulen und Ärzte. Man solle den Dschihad leben "mit der gesamten Familie". Und so gibt es auch spezielle Webseiten für Kinder mit Geschichten ohne gute Fee, dafür mit einem Kämpfer und seiner Kalaschnikow. Das Leben mit einem islamistischen Kämpfer wird in Hochglanz-Zeitschriften für Frauen, die kostenlos im Internet vertrieben werden, angepriesen. So schwärmen Autoren von der "Heirat mit dem Kämpfer".

Aufrufe zu Attentaten

Screenshots eines islamistischen Videos © NDR
Immer professioneller: islamistische Videos

Im Netz werden die Islamisten aber auch konkret. In arabischen Foren schmieden sie Anschlagspläne, zuletzt für ein angebliches Attentat in Spanien. In einem Forum prahlen sie etwa mit 32 Toten und 115 Verletzen nach Anschlägen im Irak. Einem Leser rät eine Zeitschrift auf dessen Frage "Was kann ich tun?": "Wir empfehlen dir, einen Anschlag im Westen zu planen!".

Der deutsche Verfassungsschutz beobachtet diese Aktivitäten so weit es geht. Auch Journalisten recherchieren in der Szene. Doch nicht alle Bereiche sind öffentlich und leicht zugänglich. Je konkreter, je radikaler die terroristischen Pläne werden, desto mehr findet die Kommunikation im Verborgenen statt. Neben passwortgeschützten Bereichen solcher Webseiten, gebe es noch Unterbereiche, in die man nur mit Einladung komme, erklärt der Spiegel-Online-Redakteur Yassin Mushabarsh. Unterbinden kann man es kaum. "Wenn in der Vergangenheit versucht wurde, diese Seiten zu killen, dann sind über Nacht zwei, drei neue entstanden, die das aus dem Stand übernommen haben", erklärt Mushabarsh. Al Kaida und die Islamisten sind im Netz wohl kaum zu schlagen.

 

 

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 18.05.2011 | 23:05 Uhr

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