Stand: 15.01.2020 06:00 Uhr

Bauer Media Group stellt sich NS-Geschichte

Fassade des Bauer Verlags in Hamburg
Wie hat der Bauer Verlag während der nationalsozialistischen Herrschaft gehandelt?

Die Bauer Media Group hat angekündigt, einen Historiker einzusetzen, der die Verlagsgeschichte zu Zeiten der nationalsozialistischen Herrschaft aufarbeiten soll. Diese Entscheidung steht in Zusammenhang mit umfangreichen Recherchen von ZAPP und dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Journalisten beider Medien hatten dem Verlag aktuell einen umfangreichen Fragenkatalog zum Wirken des Verlages während der nationalsozialistischen Herrschaft zukommen lassen.

Geschichte im Nationalsozialismus bisher ausgespart

Die Recherchen von ZAPP und "Spiegel" legen den Schluss nahe, dass sich die damaligen Verlagsinhaber mit dem Naziregime arrangiert hatten. Dieses betrifft vor allem das publizistische Wirken sowie umstrittene Immobilienkäufe von Alfred Bauer in den späten 1930er-Jahren. Auf der Internetseite der Bauer Media Group werden die Jahre 1926 bis 1945 ausgespart. Arbeiten des Verlages selbst oder eine systematische externe Untersuchung gibt es bisher nicht.

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Die Rundfunkzeitschrift "Funk-Wacht" des Bauer-Verlages erlebte in den 1930er-Jahren ein beachtliches Wachstum. Die Auflage verzehnfachte sich. Die Recherchen geben Hinweise darauf, dass der Verlag mit seinem Zugpferd "Funk-Wacht" im Sinne des nationalsozialistischen Regimes arbeitete. In den Archiven finden sich eindeutig politische, das System stützende Titelbilder wie auch ein bereits im Herbst 1933 erschienener Fortsetzungsroman, der - anders als die sonst an dieser Stelle abgedruckten seichten Unterhaltungsromane - eindeutig in Diktion und Weltanschauung nationalsozialistisch geprägt ist.

Erwerb "arisierter" Immobilien in den 1930ern?

Der Verleger und Inhaber des Bauer-Verlages, Alfred Bauer, vor den ausgestellten Titeln einiger seiner Publikationen im Jahr 1966. © picture-alliance / dpa
Mindestens zwei Immobilien von jüdischen Eigentümern hatte Alfred Bauer in den Dreißiger Jahren gekauft.

In den Jahren 1936 bis 1938 kaufte Alfred Bauer zudem in Hamburg mehrere Immobilien - darunter auch welche von jüdischen Eigentümern. Bauer erwarb die Immobilien zu günstigen Preisen, denn viele Juden waren gezwungen, Besitz zu verkaufen. Was aus den Immobilien geworden ist, ist heute unklar. Zumindest damals hat Bauer offenbar von den Bedingungen profitiert, die sich durch den Druck der Nazis auf jüdische Eigentümer ergaben.

Verlage wie Du Mont und Bertelsmann haben ihre Verlagsgeschichte und die Verstrickungen ihrer Chefetagen mit dem Naziregime von Historikern aufarbeiten lassen. Über Verlage wie Holtzbrinck und Verleger wie Axel Springer gibt es Arbeiten, die ihr Wirken auch in der Zeit beleuchten.

Nach Anfrage nun Aufarbeitung

Auf die Anfragen von ZAPP und "Spiegel" äußerte sich die Bauer Media Group schriftlich und erklärte nun, das Verlagshaus könne ausschließen, dass sich heute Grundstücke oder Liegenschaften aus "Arisierung" in seinem Besitz befänden. Wörtlich heißt es: "Wir verfügen über keinerlei Dokumentation über unsere Geschichte und besitzen keine Firmenunterlagen mehr aus der Zeit des Nationalsozialismus. Wir werden noch im Laufe des Jahres 2020 einen Historiker damit beauftragen, die Geschichte und die Vorgeschichte des Bauer-Verlages zu recherchieren und mit der Öffentlichkeit zu teilen."

Damit stellt sich, 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, nun auch die Bauer Media Group ihrer Geschichte.

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 15.01.2020 | 23:20 Uhr

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