Panorama - die Reporter

Der Gold-Betrüger

Dienstag, 02. November 2021, 21:15 bis 21:45 Uhr
Donnerstag, 04. November 2021, 01:25 bis 01:55 Uhr

Tobias Gröschler aus Schortens hat mit seinem falschen Gold massenhaft Menschen betrogen. Wie schaut das Gericht auf den Fall?

Diese Recherche beginnt Anfang des Jahres mit einer aufgeregten Mail - einem "Medienaufruf", wie der Betreff verrät: Tobias Gröschler, ein junger Mann aus Schortens in Friesland schreibt nicht nur uns, sondern vielen Zeitungs- und Fernsehredaktionen. Zu diesem Zeitpunkt wird er per Haftbefehl von der Polizei gesucht. Gröschler hat Gold auf Internetplattformen versteigert und viele Käuferinnen und Käufer gefunden. Das Problem: Die Barren und Münzen seiner Auktionen waren nicht echt. Es waren gut gemachte Gold-Imitate aus Fernost.

Verurteilt - und trotzdem weiter verkauft

Tobias Gröschler © NDR Foto: Screenshot
Tobias Gröschler hat Falschgold bei eBay verkauft und damit viel Geld verdient. Er fühlt sich zu Unrecht angeklagt.

In erster Instanz war er deshalb bereits zu drei Jahren Haft wegen Betruges verurteilt worden. Das Berufungsverfahren steht zum Zeitpunkt seiner Mail noch aus. Doch auch in der Zwischenzeit hat Gröschler wohl weiter sein falsches Gold verkauft. Gröschler schreibt, wie ungerecht er sich von den Strafverfolgungsbehörden behandelt fühlt. Er habe stets angegeben, dass es sein Gold "ungeprüft/unecht" sei oder "plated", also vergoldet. Wie konnten seine Kundinnen und Kunden dann auf seine Angebote hereinfallen?

Über 150.000 Euro mit Falschgold verdient

Als wir Kontakt zu Tobias Gröschler aufnehmen, sitzt er in U-Haft und wartet darauf, dass ein Gericht in zweiter Instanz über seinen Fall entscheidet. Er erzählt, wie er das "Gold" aus Fernost bestellte. Manche Barren für wenige Euro. Er beharrt darauf, die Käuferinnen und Käufer seien selbst schuld. Es wäre nicht sein Problem, wenn diese nicht richtig lesen könnten. Dafür könne er schließlich nicht verantwortlich gemacht werden. Mehr als 150.000 Euro hat Gröschler mit seinem Falschgold eingenommen.

Eine vermeintliche Goldmünze liegt auf einem blauen Untergrund © NDR Foto: Screenshot
Echt oder gefälscht? Viele Kunden sind bereits auf falsche Goldmünzen hereingefallen.

Wie genau sahen seine Kundinnen und Kunden hin? Einer von Gröschlers Käufern ist die Geschichte so unangenehm, er möchte seinen Namen hier nicht lesen. Er hatte sich extra ein Prüfgerät angeschafft, um die vermeintlichen Goldmünzen auf Gewicht und Umfang zu prüfen. Wie er die Münzen gewogen und vermessen hat, zeigt er uns. Sie seien ihm nicht verdächtig vorgekommen und auch Tobias Gröschler habe ihm versichert, die Münzen seien echt. Ein Vorwurf, den Gröschler weit von sich weist. Ein weiterer Käufer, der fast 17.000 Euro in die falschen Münzen investierte, schimpft heute auf den "Gauner" Tobias Gröschler. Der habe ihm etwas von einer Erbschaft erzählt. Und dann ist er doch auch selbstkritisch: "Das ist halt die Gier, wenn man etwas günstig kaufen will…"

Kunden hofften auf günstige Wertanlage

Fatih Sezgen © NDR Foto: Screenshot
Fatih Sezgen ist Goldschmied. Er kritisiert auch die Käufer, die an den günstigen Preisen hätten zweifeln müssen.

Gold hat einen Wert, der an den Börsen dieser Welt ausgehandelt wird. Im November liegt der bei etwas über 1.500 Euro pro Feinunze. Viele von Gröschlers Kundinnen und Kunden unterboten diesen Marktwert - wenn auch manchmal nur knapp. Sie hofften auf eine günstige Wertanlage. Goldschmied Fatih Sezgen schüttelt darüber den Kopf: "Wenn man bei Gold oder bei Uhren etwas angeboten bekommt, was absurd günstig ist, wo sofort das Gehirn sagt, zugreifen, die Chance kriege ich nie wieder. Da kann man eigentlich schon pauschal sagen, das kann nicht mit rechten Dingen zugehen."

Waren die Geschädigten bloß Opfer ihrer eigenen Gier? Oder wurden sie Opfer eines abgebrühten Betrügers? Und wie blickt das Gericht auf den Fall des "Goldjungen" aus Schortens? Reporter Gunnar Krupp begleitet den Fall für Panorama - die Reporter.

Redaktion
Schiffermueller, Dietmar