Toilettenfrau erstreitet Anteil am Tellergeld
Eine Toilettenfrau hat vor Gericht einen Erfolg erzielt: Sie bekommt für zwei Monate einen pauschalen Anteil am Trinkgeld. Die Toilettenaufsicht hatte in einem Einkaufszentrum die Einnahmen auf einem Sammelteller beaufsichtigt und musste das gesamte Trinkgeld an ihren Arbeitgeber, ein Reinigungsunternehmen, abführen.
30.000 Euro in zwei Monaten
Zwei Dutzend Angestellte der Firma hatten im Einkaufszentrum "Centro Oberhausen" in zwei Monaten insgesamt 30.000 Euro Einnahmen erwirtschaftet. Nun bekommt die Klägerin ihren Anteil von pauschal 1000 Euro, nachdem sich die Angestellte und ihr Arbeitgeber am Donnerstag vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen auf einen entsprechenden Vergleich einigten.
Immer neue Tricks der "Toilettenmafia"
Die Klägerin begründete die Forderung damit, dass Toilettenbesucher das Geld als Trinkgeld geben. Sie bekommt vom Unternehmen einen Stundenlohn von 5,20 Euro brutto. Die Firma ist der Auffassung, dass es sich um ein "freiwilliges Nutzungsentgelt" handelt. Damit stehe das Geld allein dem Arbeitgeber zu.
Diese Auffassung vertreten einige Arbeitgeber in dieser Branche seit Jahren, zum Teil seit Jahrzehnten. Immer wieder hatte Panorama in der Vergangenheit über entsprechende Machenschaften und immer neue Tricks zur Ausbeutung der Mitarbeiter berichtet:
"Freizeit" auf dem Klo
Eines der dubiosen Modelle: Die Reinigungskraft reinigt die Toiletten streng nach Plan drei Mal in neun Stunden, für jeweils eine halbe Stunde. Bezahlt werden dann eineinhalb Stunden Arbeitszeit und für diese eineinhalb Stunden auch die Sozialversicherungsabgaben. Den Rest der Zeit verbringt die Kraft zwar meistens auch am Arbeitsplatz, aber das ist nach Ansicht des Toilettenunternehmers "Freizeit". Dafür gibt es keinen Lohn, und der Unternehmer spart sich die Sozialversicherungsbeiträge.
Lukrative Toilettengroschen
Das Geschäft mit dem Toilettengroschen lohnt sich nach wie vor. Säckeweise schaffen die Hintermänner das Kleingeld aus den Toiletten. Dabei sind die "Toilettenkönige" schon seit Jahren im Visier von Zoll und Staatsanwaltschaft. Bereits vor 15 Jahren hatte Panorama erstmals über ihre Machenschaften berichtet. Doch der Nachweis für den Betrug ist schwierig, der Erfindungsreichtum enorm.