die nordstory - Bauernopfer

Landwirtschaft am Scheideweg

Dienstag, 16. August 2022, 15:00 bis 16:00 Uhr

Sie sind Landwirte mit Leib und Seele. Doch die Globalisierung macht ihnen schwer zu schaffen. Den Alltag auf den Bauernhöfen im Norden bestimmt inzwischen der gnadenlose finanzielle Druck des Marktes. Dennoch wollen die Bauern nicht aufgeben.

Die nordstory begleitet drei Landwirte und ihre Betriebe in einer Zeit, die vom schweren Umbruch in der Landwirtschaft geprägt ist. Noch trotzen sie den Schwierigkeiten, noch halten sie durch.

Neues Konzept: Direktvermarktung

Hartmut Oehlerts Enten haben jeweils vierzehn Quadratmeter Kleegrasfläche und frisches Brunnenwasser zur Verfügung - echte bäuerliche Freilandhaltung, ohne Antibiotika, die aber auch vom Verbraucher bezahlt werden muss. © NDR/Populärfilm Media GmbH/Roland Possehl
Hartmut Oehlerts Enten leben in echter bäuerlicher Freilandhaltung, die aber auch vom Verbraucher bezahlt werden muss.

Auf neuen Wegen wandelt Enten- und Gänsezüchter Hartmut Oehlert. Er weiß davon zu berichten, dass Kredite einem den Schlaf rauben. Doch das ist Vergangenheit. Seit seiner Pleite will er von "wachse oder weiche", dem Grundsatz, der die Landwirtschaft immer mehr bestimmt, nichts mehr wissen. Der Landwirt liebt seine Tiere, das spürt jeder, der den Hof in Zarnewanz betritt. Heute betreibt der 58-Jährige einen kleinen Bauernhof mit 1.400 Enten und 300 Gänsen. Außerdem leben hier Kaninchen, Wachteln, Puten, Hähnchen und sogar ein paar Freilandschweine. Er setzt nun auf Direktvermarktung, wie viele der Landwirte, die unter den Billigpreisen für Fleisch leiden. Er hofft, dass sein neues Konzept aufgeht.

Doch nicht nur die kleinen Landwirtschaftsbetriebe müssen neue Wege gehen, sondern auch die Agrargenossenschaften im Nordosten von Deutschland. Sie sind Nachfolger der großen Landwirtschaftsbetriebe der DDR. Immer mehr von ihnen werden von Industriekonzernen aufgekauft. In Zeiten niedriger Zinsen sind sie lohnende Anlageobjekte.

Milchviehhöfe in Not

Auf dieser Weide werden nur die achtzehn Monate alten Kühe - später als üblich - direkt zum Bullen gebracht - ein sogenannter "Natursprung" erklärt Gerd Wittmiß. So hat der Bauer es von seiner Großmutter gelernt. © NDR/Populärfilm Media GmbH/Roland Possehl
Gerd Wittmiß bringt seine Kühe direkt zum Bullen zum "Natursprung".

Allein im Nordosten mussten 2016 mehr als 60 Milchviehbetriebe aufgeben. Zwei Jahre lang war der Milchpreis im Dauertief, so lange wie noch nie. Besonders hart betroffen von der Milchkrise waren die für mecklenburg-vorpommernsche Verhältnisse kleinen Betriebe mit um die 200 Kühen.

Auch bei Familie Schüttpelz in Vietschow ist jetzt nach vier Generationen Schluss mit dem Melken. Als der Viehhändler die Kühe auf den Transporter auflädt, kann Marianne Schüttpelz die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Autor/in
Dana Zelck
Wiebke Possehl
Redaktion
Birgit Müller
Produktionsleiter/in
Frederik Keunecke

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