NDR Dokfilm

Tödliche Recherchen - der Mord an Ján Kuciak

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 17. April 2024, 00:00 bis 01:30 Uhr

Im Februar 2018 wird der junge investigative Journalist Ján Kuciak, Jahrgang 1990, in der Slowakei ermordet. Kuciak arbeitete für das Newsportal Aktuality.sk und konzentrierte sich auf die Aufdeckung des Steuerbetrugs von Geschäftsleuten mit Verbindungen zu hochrangigen slowakischen Politikern.

Als die Polizeiakten der Mordermittlung Kuciaks Journalistenkollegen zugespielt werden, decken diese Korruption und illegale Machenschaften auf, die bis in die höchsten Ebenen der slowakischen Gesellschaft reichen: Oberster Gerichtshof. Verfassungsgericht. Gerichte im Allgemeinen. Polizei. Generalstaatsanwaltschaft: All diese Positionen befinden sich vollständig in den Händen eines korrupten Systems. Der brutale Mord löst große Proteste und schließlich gar den Sturz der slowakischen Regierung aus.

Der Sturz der Regierung

Temporäres Straßendenkmal in Bratislava für Ján Kuciak und seine Freundin Martina Kušnírová. Mittlerweile wurde in der Nähe ein ständiges Denkmal errichtet. © WDR/Final Cut for Real/Anna Smoroňová
Temporäres Straßendenkmal in Bratislava für Ján Kuciak und seine Freundin Martina Kušnírová. Mittlerweile wurde in der Nähe ein ständiges Denkmal errichtet.

Von 1998 bis 2006 entwickelte sich die Slowakei zu einem der erfolgreichsten Transformationsländer. Hinter dem Vorhang der Illusion einer gut funktionierenden liberalen Demokratie verbirgt sich jedoch eine Korruption ohne Boden, die bis in oberste Kreise der Regierung reicht. Der Mord am Investigativjournalisten Ján Kuciak im Februar 2018 enthüllt die Reichweite dieses mafiösen Systems und löst schließlich Massenproteste im Land aus, die in eine politische Krise führen. Es folgt der Sturz der Regierung von Premierminister Robert Fico.

Aufdeckung von Steuerbetrugsfällen

Ján Kuciak arbeitete an der Aufdeckung von Steuerbetrugsfällen einflussreicher slowakischer Geschäftsleute. Einer derjenigen, über die er recherchierte, war Marián Kocner, ein berüchtigter slowakischer Geschäftsmann mit engen Verbindungen zur Regierungspartei. Diesen identifizieren die Ermittlungsakten der Polizei als möglichen Auftraggeber des Mordes. Eine Kopie dieser Akte mit allen beschlagnahmten Computerdateien und der Handy-Kommunikation wird den Kollegen von Ján Kuciak zugespielt.

Korrupte Oligarchen, Richter und Strafverfolgungsbeamte

Pavla Holcová, investigative Journalistin. © WDR/TV Markiza
Pavla Holcová, investigative Journalistin.

Die Journalisten entdecken in den verschlüsselten Nachrichten, dass ihr Land von korrupten Oligarchen, Richtern und Strafverfolgungsbeamten beherrscht wird. Die Regierung selbst ist korrupt oder wie es ein Protagonist des Films formuliert: "Die, die gegen die Mafia kämpfen sollten, waren Schlüsselpersonen des mafiösen Systems." Im März 2019 wird Kocner des Mordauftrags an Ján Kuciak angeklagt.

Der Film beschreibt auf einzigartige und akribische Art und Weise, wie Korruption funktioniert und legt Zeugnis ab für die Macht und die Bedeutung des Journalismus für den Schutz eines demokratischen Systems.

Autor/in
Matt Sarnecki
Regie
Matt Sarnecki
Kamera
Anna Smoronova
Schnitt
Janus Billeskov Jansen
Musik
Kristian Eidnes Andersen
Redaktion
Jutta Krug
Timo Grosspietsch

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