Trendumkehr in Hamburg: Zahl der Ausbildungsstellen sinkt

Stand: 05.05.2025 19:46 Uhr

Mehr junge Menschen in Hamburg wollen eine Ausbildung machen. Zum ersten Mal seit Jahren werden aber von den Unternehmen in der Stadt weniger Stellen dafür angeboten.

Von Oktober 2024 bis Mai seien 8.385 Ausbildungsstellen gemeldet worden, sagte Sönke Fock, Chef der Agentur für Arbeit in Hamburg, am Montag. Das sei ein Rückgang um 7,8 Prozent. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sei dagegen gestiegen: um 18,3 Prozent auf 5.967.

Mehr Stellen als Bewerber

Fock wies darauf hin, dass die Zahl der Stellen damit weiter die der Bewerber und Bewerberinnen übersteige. Aufgrund der gegenläufigen Entwicklung verschärfe sich allerdings die Situation der Bewerber, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Endspurt vor den Sommerferien auch bei den Betrieben  

Besonders in der Gastronomie, aber auch in der öffentlichen Verwaltung gebe es weniger Stellen. Wer jetzt noch suche, habe trotzdem gute Chancen, sagte Fock. "Der Endspurt findet nicht nur bei den jungen Leuten, sondern auch bei den Betrieben jetzt in dieser Zeit vor den Sommerferien noch statt." Am meisten nachgefragt seien auch in diesem Jahr wieder Büro- und Kaufmannsberufe.

Handelskammer: Bis 2040 fehlen 200.000 Fachkräfte

Der Vizepräses der Hamburger Handelskammer, Sascha Schneider. © Screenshot
"Wir sagen unseren Mitgliedsunternehmen immer wieder, dass Ausbildung die beste Investition ist", sagt Sascha Schneider, Vizepräses der Hamburger Handelskammer.

Als Grund für die sinkenden Zahlen der Ausbildungsplätze in Hamburg nannte der Vizepräses der Handelskammer, Sascha Schneider, die schwache Konjunktur, die den Unternehmen zu schaffen mache. Da gebe es eine große Unsicherheit, jetzt in Auszubildende zu investieren - dabei würden Azubis dringend gebraucht. Bis 2040 würden 200.000 Fachkräfte in Hamburg fehlen - die meisten davon in Ausbildungsberufen, sagte Schneider.

DGB fordert Ausbildungsplatzumlage

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert deshalb eine Ausbildungsplatzumlage für Unternehmen. Dort müssten die Unternehmen einzahlen, die "sich aus der Verantwortung herausstehlen", forderte die Hamburger DBG-Vorsitzende Tanja Chawla.

In Bremen gibt es ein solches Modell schon, dort sei es aber nicht besonders erfolgreich, hieß es aus der zuständigen Sozialbehörde. Dort will man keine Strafen ansetzen, sondern positive Anreize bieten für Unternehmen, die ausbilden.

Weitere Informationen
Unbemannte Fähren liegen am HADAG-Anleger nahe der Elbphilharmonie in Hamburg. © picture alliance / dpa Foto: Jonas Walzberg

Fachkräftemangel: Fährbetreiber suchen Nachwuchs

Die Personaldecke ist in vielen Betrieben dünn, sodass immer wieder Fähren ausfallen. Fachkräfte werden in Hamburg und anderen Bundesländern dringend gesucht. mehr

Ein Auszubildender an einer Werkbank. © IMAGO / Hoch Zwei/Christians Foto: Hoch Zwei/Christians

Hamburg: Stadtteilschüler bei Ausbildungssuche weiter erfolgreich

Der positive Trend des Vorjahres setzt sich fort: 43 Prozent der Jugendlichen starten direkt nach der Stadtteilschule eine Ausbildung. mehr

"Azubis gesucht" steht auf einem Banner bei einer Berufsorientierungsmesse. © picture alliance Foto: Martin Schutt

Ausbildung in Hamburg: Aktuelle Bilanz zeigt viele freie Plätze

Mit rund 10.000 Ausbildungsstellen bleibt der Markt stabil. Etwa 1.240 Stellen sind davon aber noch unbesetzt. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 05.05.2025 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Arbeitsmarkt