Zwei Hände formen ein Herz, im Hintergrund ein Strand. © Addictive Stock / photocase.de Foto: Addictive Stock / photocase.de

"Jedes Leben ist eine Liebesgeschichte von Gott"

Stand: 21.03.2024 11:10 Uhr

"Sie haben so einen schönen Beruf", sagt die Braut. "Sie hören den ganzen Tag Liebesgeschichten." Wir bereiten die Hochzeit vor. Die zukünftige Braut möchte alles besonders romantisch haben.

von Pastorin Margrit Wegner

Ihr Verlobter hört zu und nickt. Ob er das auch denkt? "Das muss wunderschön sein, all die Verliebten zu sehen", sagt die junge Frau. Ja, das stimmt, denke ich, und will dann doch widersprechen. Als Pastorin höre ich viele Lebensgeschichten. Natürlich. Aber längst nicht alle sind so romantisch, wie die Braut in spe sich das vorstellt. Nicht jede Verliebtheit hält lange, und längst nicht jede Ehe ist glücklich.

Pastorinnen und Pastoren sind auch in Krisen da

Ich begleite eben auch Menschen, die um Verstorbene trauern. Konfirmiere pubertierende Jugendliche. Taufe Kinder von Paaren, die sich als Eltern erst einmal in der neuen Rolle zurechtfinden müssen. Zwischen Windelbergen und durchwachten Nächten kommt die Romantik schnell mal abhanden. Auch in Krisen, bei Trennungen, in Streitereien sind Pastorinnen und Pastoren für Menschen da.

Eine Geschichte von Gottes Liebe zu den Menschen

Im Gespräch mit den beiden geht es wieder um ihre eigene Hochzeit und ihre persönliche Liebesgeschichte. Aber der Satz der jungen Frau geht mir seither immer noch nach: Sie hören Liebesgeschichten. Irgendwie ist da was dran. Gerade bei Trauergesprächen und auf dem Friedhof begleitet mich dieser Gedanke seitdem jedes Mal: Diese Lebensgeschichte, diese eine besondere Geschichte dieses einen Menschen mit allen persönlichen Höhen und Tiefen ist eine Liebesgeschichte. Eine Liebesgeschichte von Gott. Eine Geschichte von Gottes Liebe zu diesem Menschen. Manchmal ganz offensichtlich, manchmal nur im Verborgenen zu ahnen oder zu hoffen.

Gottes Liebe ist unendlich tröstlich

Ich versuche, jede Geschichte unter diesem Vorzeichen zu sehen. Nicht immer gelingt es. Neulich musste ich jemanden beerdigen, der sehr einsam gelebt hat und alleine gestorben ist. Nur die Organistin, die gesetzliche Betreuerin und ich begleiteten diesen Menschen auf seinem letzten Weg. Uns alle drei verband der Gedanke: Zumindest Gott hat diese Person immer geliebt. Das war nicht sehr romantisch, aber unendlich tröstlich.

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Kirche im NDR | 19.03.2024 | 19:05 Uhr

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