Tabubruch, Medienexhibitionismus und Jugendkultur - Herausforderungen für den Jugendmedienschutz

5. Jugendmedienschutztagung der ARD, des ZDF sowie der EKD und der katholischen Bischofskonferenz am 26./27. April 2010 beim NDR in Hamburg

Ein wesentliches Merkmal der Jugendkultur ist der Umgang mit Tabus und Grenzen. Es gehört zum Erwachsenwerden dazu, dass man seine eigene Identität findet, indem man Grenzen, die in der Gesellschaft gezogen sind, austestet und in Frage stellt. Dabei sind es nicht die absoluten Tabus, um die es in der Jugendkultur geht, sondern eher die Verstöße gegen etablierte Konventionen, also gegen Regeln über das, was man beispielsweise sagen darf, wie man sich kleidet oder sich ansonsten verhalten soll.

Hier ändern sich jedoch die gesellschaftlichen Grenzziehungen. Was gestern als unthematisierbar galt, steht heute auf den Bestsellerlisten. Sei es in Talkshows oder in anderen Formaten: Privates und Intimes wird freimütig geschildert und ausgebreitet - von Prominenten, Erwachsenen, Jugendlichen und Heranwachsenden. Die Bereitschaft, im Fernsehen oder Internet Haut, Privatheit oder Intimität zu Markte zu tragen, vorgeführt zu werden oder andere vorzuführen, wird den Zuschauern als Schritt in die Berühmtheit oder berufliche Karriere suggeriert. Emotionalisierung auch als Methode, die Quote verspricht. Daneben sind Gewaltszenen, sexualisierte Darstellungen und verbale Tabubrüche in unterschiedlichen Ausprägungen in den Medien zu finden. Welche Wirkung haben solche medialen Bilder und Sprüche und welche Bedeutung haben sie vor allem in der Lebenswelt von Jugendlichen?

Die Medien sind mächtige Lieferanten sozialer Botschaften und Vorbilder. Medienexhibitionismus und Tabubrüche können jugendschutzrelevant sein, wenn eine sozialethische Desorientierung beziehungsweise Entwicklungsbeeinträchtigung angenommen werden kann. Wie ist gesellschaftlicher Wandel dabei zu berücksichtigen? Liefern wir als Gesellschaft überhaupt genügend Orientierung? Was ist im Rahmen der jugendlichen Identitätsfindung als Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten - auch Grenzen verletzenden - menschlichen Handelns zu akzeptieren? Wann sind Tabubrüche Teil der Jugendkultur? Wo werden Provokation und Grenzverletzung problematisch?

Hierzu werden - auf Einladung der Jugendschutzbeauftragten der ARD und des ZDF sowie der Medienressorts der Evangelischen und der Katholischen Kirche – Vertreter der Wissenschaft, der Medien, der Kirchen, der Kultur sowie viele weitere Experten des Jugendschutzes in Hamburg diskutieren und Leitlinien entwickeln.

Fragen zur Tagung bitte an: Jugendmedienschutztagung2010@ndr.de