Waspo-Präsident Bernd Seidensticker am Beckenrand. © Screenshot

Champions League in Gefahr? Waspo und die Wassertemperatur

Stand: 06.10.2022 16:30 Uhr

Für die Wasserballer von Waspo Hannover geht es in wenigen Wochen wieder los in der Champions League. Aber die Energiekrise könnte dem Verein einen Strich durch die Rechnung machen - wegen zu geringer Wassertemperatur im heimischen Hallenbad.

von Tom Gerntke

Bernd Seidensticker ist ein Mann mit Format. Der Präsident von Waspo Hannover trägt Lederjacke und Schiebermütze, als er "sein" Volksbad Limmer aufschließt. Seit fast 100 Jahren gibt es das Freibad in Hannover-Limmer, idyllisch gelegen mitten in den Leinenwiesen. 1993 feierten die Wasserballer von Waspo Hannover hier die Deutsche Meisterschaft - vor über 2.500 Zuschauern.

"Ich traue der Stadt mittlerweile alles zu. Dann könnten wir nur auswärts spielen, das wäre natürlich ein Skandal." Waspo-Präsident Bernd Seidensticker

Insgesamt zwölf deutsche Meistertitel und sechs Pokalsiege stehen in der Vita des Vereins aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. Dazu kommen 173 Spiele auf internationalem Parkett. Auch in der kommenden Saison geht es wieder in der Champions League an den Start, in der Liga will man den Titel verteidigen - gegen den ärgsten Konkurrenten Spandau 08. "Spandau meint jetzt schon Meister zu sein, aber die müssen sich warm anziehen", sagt Seidensticker.

Ein Grad weniger würde das Aus bedeuten

Inwiefern in den kommenden Monaten überhaupt eine reguläre Saison gespielt werden kann, ist allerdings ungewiss. Waspo trägt im Winter seine Heimspiele im Stadionbad am Maschsee aus - ein städtisches Hallenbad. Das Problem: Um in der Krise Energie einzusparen, hat die Stadt entschieden, die Wassertemperatur bis auf Weiteres von 26 auf 25 Grad zu senken. "Wenn wir die Champions League-Spiele haben und sollten das bei 18 Grad machen müssen, dann würde das nicht gehen", betont Seidensticker.

Das Aus für die Waspo-Heimspiele in der Wasserball-"Königsklasse" könnte aber schon sehr viel früher eintreten. Denn laut Regularien der Fédération Internationale de Natation (FINA), dem Dachverband aller nationalen Schwimmverbände, darf die Wassertemperatur bei Wettkämpfen nicht weniger als 26 Grad betragen - plus/minus ein Grad. Bedeutet: ein Grad weniger und es könnten keine internationalen Wasserball-Spiele mehr in dem Stadionbad stattfinden.

Stadt Hannover schließt weitere Einschränkungen nicht aus

Auf NDR Anfrage teilte die Stadt Hannover mit, eine Absenkung der Beckenwassertemperatur auf beispielsweise 20 Grad sei derzeit "nicht realistisch". Ohnehin würden die Richtlinien des Koordinierungskreises Bäder (KOK) eine minimale Wassertemperatur von 24 Grad empfehlen. Aber: Sollte sich die Energiekrise noch weiter verschlechtern, könnten weitere Einschränkungen im Hallenbad nicht ausgeschlossen werden, heißt es von Seiten der Stadt.

Das Vertrauen von Seidensticker in die Politik ist gering: "Ich traue der Stadt mittlerweile alles zu. Dass da irgendeiner auf die Idee kommt, das Wasser einfach nicht mehr zu heizen. Dann könnten wir nur auswärts spielen, das wäre natürlich ein Skandal."

Seidensticker: "Die Kosten werden immer höher"

Die Champions-League-Heimspiele sind nicht das einzige Problem von Waspo Hannover. Die explodierenden Energiekosten bereiten dem ganzen Verein große Sorgen: "Wir machen das hier ja für kleines Geld", sagt Seidensticker "aber die Kosten werden immer höher". Auch für die Renovierung des Freibads Limmer, in dem die Profis im Sommer trainieren und spielen, braucht der Verein Geld.

"Wenn wir keine Unterstützung bekommen, werden diese Vereine kaputt gehen. Das wäre die große Katastrophe." Bernd Seidensticker

Das Bad ist in die Jahre gekommen, die Flutlichtanlage funktioniert schon lange nicht mehr. Von der Stadt Hannover gibt es einen Zuschuss von knapp unter 100.000 Euro. "Das ist nichts für ein Freibad", sagt Seidensticker. Ein neuer Antrag auf Unterstützung wurde gerade erst abgelehnt.

Politik plant Hilfen für Sportvereine

Die Politik will auf die Existenzsorgen der Sportvereine reagieren. Das Land Niedersachsen plant ein Hilfsprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro für Kultur und Sport - aber erst nach der Wahl am Sonntag. "Wir als öffentliche Hand müssen dafür sorgen, dass Vereine - wie andere Bereiche auch - diese Zeit überleben", hatte Innenminister Boris Pistorius dem NDR gesagt. Worte, die Seidensticker gerne hören dürfte, denn seine Haltung ist klar: "Wenn der Sport nicht unterstützt wird, dann sehe ich für unsere Gesellschaft schwarz."

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