HSV-Interimstrainer Horst Hrubesch © Witters

Hrubesch: HSV-Legende und Erfolgscoach

Stand: 03.05.2021 10:05 Uhr

Zunächst Handwerker, dann "Kopfball-Ungeheuer": Horst Hrubesch debütierte erst im Alter von 24 Jahren in der Fußball-Bundesliga. Es folgte eine grandiose Karriere. Beim HSV war er Leistungsträger in der Happel-Ära, gewann drei Meisterschaften und den Europacup der Landesmeister. Später war er als Coach erfolgreich.

"Manni Flanke, ich Kopf, Tor!" Horst Hrubesch trug sein Herz schon immer auf der Zunge. Ob auf dem Platz oder im Interview: Der Mittelstürmer gab sich nie aufgesetzt, sondern spielte unbekümmert und sprach ganz natürlich über das, was er dachte. Mehr gab es über die "Tor-Formel" des Hamburger SV in den 80er-Jahren auch nicht zu sagen. Manfred Kaltz flankte und Hrubesch köpfte den Ball in die Maschen, fertig.

Für diese offene Art lieben ihn die Fans. In den Medien wurde Hrubesch jedoch wegen seiner einfachen Ausdrucksweise oft kritisch beurteilt und negativ dargestellt.

Auch als Coach erfolgreich

Dass in dem "Kopfball-Ungeheuer" von einst mehr steckt, bewies der am 17. April 1951 in Hamm geborene ehemalige Angreifer als Juniorentrainer beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Auch als Coach bleibt sich die gradlinige und bodenständige HSV-Legende treu. Hrubesch ist kein Entertainer, der sich in der Öffentlichkeit präsentieren will. Er ist ein Kumpeltyp, der seine freie Zeit gerne in der Natur verbringt und Tiere liebt.

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Horst Hrubesch köpft 1978 den Ball, links Kevin Keegan. © Imago Images

Horst Hrubesch: HSV-Idol, Europameister, Erfolgscoach

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Vom Fliesenleger zum "Kopfball-Ungeheuer"

Vor seiner Profi-Karriere machte Hrubesch zunächst eine Ausbildung zum Fliesenleger, musste den Beruf jedoch wegen einer Zementallergie aufgeben. Daraufhin lernte der gebürtige Westfale Dachdecker. Sechs Jahre arbeitete er in diesem Beruf, ehe er doch noch den Sprung ins Profigeschäft schaffte. Nach mehreren Stationen in der Amateurliga wechselte Hrubesch im Alter von 24 Jahren in die Bundesliga zu Rot-Weiss Essen. Er machte sich schnell einen Namen als Mittelstürmer und wurde 1978 für rund eine Million Mark vom Hamburger SV abgeworben.

Viele Titel im HSV-Trikot

V.li. Horst Hrubesch, Bernd Wehmeyer, Manfred Kaltz und Lars Bastrup © picture-alliance / Sven Simon Foto: Sven Simon
Die HSV-Profis Horst Hrubesch, Bernd Wehmeyer, Manfred Kaltz und Lars Bastrup (v.l.) jubeln 1982 mit der deutschen Meisterschale.

Binnen fünf Jahren avancierte der kopfballstarke Angreifer zum Torjäger Nummer eins der "Rothosen". Nicht zuletzt mit dem Kopf erzielte der Wahl-Hanseat in 159 Spielen insgesamt 96 Tore für den HSV. Hrubesch feierte mit den Hamburgern seine größten Erfolge: drei deutsche Meistertitel, Europapokalsieger der Landesmeister und Vize-UEFA-Cup-Sieger. Diese Leistungen machten den Stürmer auch für die Nationalmannschaft interessant. Mit 29 Jahren das erste Mal berufen, brachte es der "Spätzünder" noch zum Europameister und Vize-Weltmeister.

"Dorschangeln vom Boot und an den Küsten"

Nachdem Hrubeschs Vertrag beim HSV 1983 aus "Altersgründen" nicht verlängert wurde, spielte der leidenschaftliche Angler, der 1980 als Co-Autor sogar ein Angel-Fachbuch "Dorschangeln vom Boot und an den Küsten" herausbrachte, zunächst beim belgischen Erstligisten Standard Lüttich und wechselte dann zu Borussia Dortmund. Im Jahr 1985 musste Hrubesch, der immer mit vollem Einsatz spielte und sich nie schonte, seine Karriere als Spieler aufgrund einer Leistenoperation beenden.

Als 35-Jähriger gelang ihm ein nahtloser Übergang vom Spieler zum Trainer: Er wurde Coach beim damaligen Zweitligisten Rot-Weiß-Essen, den er als Aufsteiger auf Platz zehn der Zweiten Bundesliga brachte.

Europameister mit der U19 und U21

Neben einigen erfolglosen internationalen Abstechern konnte er 1995 den Abstieg Hansa Rostocks in die Zweite Liga nicht verhindern und erlebte als Coach den Konkurs von Dynamo Dresden hautnah mit. Mit seinem Wechsel zum DFB gelang ihm ein Neustart. Die Kontinuität des Verbandes schien dem Hundefreund, der als Züchter bereits Preise gewonnen hat, mehr zu liegen als das schnelllebige Bundesliga-Geschäft.

DFB-Trainer Horst Hrubesch wird von Mats Humnmels (l.) und Sandro Wagner auf Händen getragen. © dpa
Als DFB-Juniorentrainer hat Horst Hrubesch sein Glück gefunden.

Beim DFB feierte der einstige Stürmer auch seine ersten Erfolge als Trainer. 2008 führte er die U19 zum Europameistertitel, ein Jahr später gelang ihm dasselbe Kunststück mit der deutschen U21. In der deutschen Elf standen auch die späteren Weltmeister Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil.

Zweimal zurück aus dem Ruhestand

2016 stand Hrubesch mit dem deutschen Nachwuchs im Finale der Olympischen Spiele, das im legendären Maracana ausgetragen wird. Die DFB-Elf verlor im Elfmeterschießen. Eigentlich sollte anschließend für Hrubesch der Ruhestand beginnen. Doch im März 2018 übernahm er überraschend wieder eine Aufgabe bemi DFB: als Interimstrainer der Frauen-Nationalmannschaft.

Hrubesch mit 70 auf die HSV-Trainerbank

Im November desselben Jahres hat der Coach seine Aufgabe erfüllt. Doch sein Berufsleben ist immer noch nicht zu Ende. Ende Juli 2020 heuerte er als Nachwuchschef beim HSV an, 37 Jahre nach seinem Abschied als Aktiver.

Ein knappes Jahr später fand sich der 70-Jährige dann überraschend auf der Trainerbank des HSV wieder. Daniel Thioune, der mit dem Team den anvisierten Bundesliga-Aufsteig zu verspielen droht, wurde am 3. Mai freigestellt. Hrubesch übernimmt den Job interimsweise. Für den Aufstieg reicht es auch mit Hrubesch nicht, was der Club-Ikone aber nicht angelastet wird.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 31.07.2020 | 13:25 Uhr

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