Thilo Leugers © IMAGO / Eibner

Viel Empathie und ein bisschen Fußball: Das neue Leben des Thilo Leugers

Stand: 01.11.2022 13:40 Uhr

Viele Jahre lang war Thilo Leugers Kapitän beim Drittligisten SV Meppen. Ein Kreuzbandriss zwang ihn, in diesem Sommer die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Nun hat der 31-Jährige in der Familienhilfe eine neue berufliche Aufgabe gefunden.

von Johannes Freytag

Sein Karriereende im Mai hätte kaum spektakulärer inszeniert werden können: Nach eineinhalb Jahren Verletzungspause stand Leugers in der Drittligapartie des SV Meppen gegen Eintracht Braunschweig (3:2) ohne jegliche Spielpraxis in der Startelf, verwandelte in der ersten Spielminute einen Elfmeter und wurde dann in der sechsten Minute ausgewechselt: Spieler, Reservisten und Trainerteam bildeten ein Spalier und unter dem tosenden Applaus des Stadionpublikums ging Leugers vom Platz.

Gut sechs Monate später ist Fußball für Leugers nur noch Hobby, der 31-Jährige kickt bei den Alten Herren von Vorwärts Nordhorn. Beruflich hat er Rasen und Umkleidekabinen eingetauscht gegen Büro und Schreibtisch: Gemeinsam mit seinem Vater Gerd arbeitet er in der Geschäftsführung der "Familienhilfe Leugers" und kümmert sich gemeinsam mit Sozialpädagogen um Familien in Not.

Gute Menschenkenntnis und viel Empathie

Seine Erfahrung in der langen Profikarriere mit Stationen auch in den Niederlanden und in Spanien hilft ihm dabei: "Er hat eine gute Menschenkenntnis und auch einen guten Zugang zu den Menschen", hebt Gerd Leugers im NDR die "emphatische Art" seines Sohnes hervor.

"Das öffnet Türen, weil da natürlich auch viele Jungs dabei sind, die selber kicken. Wenn man dann auf den 'Bolzer' geht, dann werden auch einfach Fesseln gelöst." Thilo Leugers über seine Arbeit mit Kindern

Überforderung, Streit und Gewalt sind Themen, mit denen sich Leugers nun auseinandersetzen muss - 120 Familien werden derzeit von der "Familienhilfe" betreut: Probleme verarbeiten, Glücksmomente schaffen - das gelingt dem Ex-Fußballer dank seiner Vergangenheit gerade bei Kindern, die in ihm ein Vorbild sehen. "Manchmal hat er dadurch den schnelleren Zugang", sagt Vater Gerd, "und dann ist es auch einfacher, mit den Kindern arbeiten zu können."

Sozialpädagogik-Studium, aber auch Fußball hilft

Die Karriere nach dem Fußball war lange geplant, erklärt Leugers. So hatte er nach seiner Rückkehr ins Emsland vor sechs Jahren ein Studium der Sozialpädagogik aufgenommen und sich ohnehin nebenbei im Betrieb auf die neuen Aufgaben vorbereitet. Die lange Verletzungspause spielte ihm dabei ungewollt in die Hände: "Mir war aber auch so relativ früh klar, dass es mit dem Fußball nicht weitergehen wird."

Auch seine Rolle als jahrelanger Kapitän der Meppener Fußballer kommt ihm nun zugute, so Leugers: "Wir sehen uns als unterstützende Partei, um auch Fehler aufzuzeigen. Oder Dinge, die man vielleicht verändern kann. Den Schritt muss dann jeder selbst gehen, aber wir können so ein bisschen die Richtung vorgeben." Für sich selbst hat der Ex-Profi die richtige Richtung offensichtlich gefunden.

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Sportclub | 30.10.2022 | 22:50 Uhr

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