Paukenschlag beim FC St. Pauli: Club trennt sich von Trainer Schultz

Stand: 06.12.2022 13:54 Uhr

Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat sich überraschend von Trainer Timo Schultz getrennt. Das teilte der Club am Dienstag mit und verwies auf die negative sportliche Entwicklung im Kalenderjahr 2022.

Vereins-Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann bezeichneten die Trennung als eine schwere, aber notwendige Entscheidung. Auch Co-Trainer Loic Favè wurde von seinen Aufgaben entbunden. Erst im vergangenen Januar hatte Schultz, der seit über 17 Jahren in verschiedenen Funktionen für St. Pauli tätig war, seinen Vertrag bei den Kiezkickern verlängert.

Damals thronte "Schulle" mit seinem Team an der Spitze der Tabelle - es folgte der Absturz. Nach nur noch 21 Punkten in der Rückrunde beendeten die Kiezkicker die vergangene Saison als Fünfter. In der laufenden Spielzeit gelangen erst drei Siege, darunter das 3:0 im Stadtderby gegen den HSV

Bornemann: "Sehen uns gezwungen, zu handeln"

"Wir haben die vergangenen Monate intensiv analysiert sowie diskutiert und sehen uns leider gezwungen, nun zu handeln", sagte Bornemann. "Die lange Winterpause ist der richtige Moment, um die Weichen für eine erfolgreiche Rückrunde zu stellen."

"Wir müssen das Gesamtwohl des FC St. Pauli immer im Blick haben - und unsere sportliche Bilanz im Kalenderjahr 2022 ist die eines Absteigers." Vereins-Präsident Oke Göttlich

Das Training, das die Kiezkicker am Freitag wieder aufnehmen, werde zunächst Co-Trainer Fabian Hürzeler leiten. "Fabian hat bereits gezeigt, wie wertvoll sein Fachwissen und seine Konsequenz für das Team sind", so Bornemann. In welcher Konstellation es in der Rückrunde weitergeht, will der Tabellen-15. bis Januar klären.

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Laut Bornemann hätten die Gespräche nach dem Ende der Hinrunde keine ausreichenden Ansatzpunkte für neue Konzepte gebracht. "Wir haben schon seit Längerem verschiedene Muster bei den sportlichen Problemen erkannt, dazu gehören die fatale Auswärtsschwäche, eine fehlende Balance zwischen Defensive und Offensive, mangelnde Weiterentwicklung, aber auch die fehlende Fähigkeit, Spiele nach Rückstand zu drehen", sagte der 51-Jährige, der wegen seiner Transferpolitik ebenfalls in der Kritik steht. "Wir können uns nicht darauf verlassen, unsere Heimspiele zu gewinnen."

"Alle Maßnahmen ergreifen, um die Klasse zu halten"

Göttlich ergänzte: "Unsere sportliche Bilanz im Kalenderjahr 2022 ist die eines Absteigers. Das muss sich umgehend und nachhaltig ändern, damit wir alle Maßnahmen ergreifen, um die Klasse zu halten", sagte der Vereins-Präsident, der gleichzeitig die Verdienste von Schultz bei St. Pauli würdigte. "Ob als Spieler, Co-Trainer, Trainer oder einfach als Mensch: Timo Schultz war, ist und wird immer am Millerntor willkommen und ein Teil des FC St. Pauli sein."

Innensenator Grote betrübt

Ebenso wie viele Fans reagierte auch Hamburgs Sport- und Innensenator Andy Grote betrübt auf die Freistellung von Schultz. "Timo Schultz war ein Trainer, der stark für den Verein und die Identität des Clubs gestanden hat", sagte der SPD-Politiker auf Nachfrage.

Timo Schultz, Trainer des FC St. Pauli © Witters
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Fachlich wollte Grote den Schritt des Kiezclubs nicht kommentieren, betonte aber: "Am Ende muss die Vereinsführung nach einer gründlichen Analyse der sportlichen Situation eine eigenverantwortliche Lösung finden."

Schultz seit 2005 bei St. Pauli

Ein Statement des scheidenden Cheftrainers enthielt die Pressemitteilung des Clubs allerdings nicht. Schultz war im Juli 2020 vom U19-Trainer zum Chefcoach der Profis befördert worden. Als Spieler und Jugendtrainer war der 45-Jährige bereits seit 2005 bei St. Pauli aktiv.

In der vergangenen Saison war Schultz mit den Kiezkickern in einem engen Rennen am Aufstieg in die Bundesliga gescheitert. Die bisherige Spielzeit war von durchwachsenen Leistungen geprägt. Die Hamburger stehen derzeit auf dem 15. Tabellenrang - punktgleich mit Arminia Bielefeld auf dem Relegationsrang. Mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg am 29. Januar startet St. Pauli in die Rückrunde.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 06.12.2022 | 19:30 Uhr

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