DFL-Chefin Donata Hopfen © IMAGO / Kirch-Media

Nach nur einem Jahr - Donata Hopfen nicht mehr DFL-Chefin

Stand: 08.12.2022 12:33 Uhr

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und Geschäftsführerin Donata Hopfen beenden zum Jahresende die Zusammenarbeit. Das ist das Ergebnis einer Aufsichtsratssitzung vom Mittwoch. Damit ist die Zeit der Hamburgerin nach nur einem Jahr schon wieder vorbei.

Grund für die Trennung seien unterschiedliche Vorstellungen über die weitere strategische Ausrichtung der Gesellschaft, teilte die DFL am Mittwoch mit. Die 46-Jährige hatte den Vorsitz des Gremiums erst zu Jahresbeginn als Nachfolgerin von Christian Seifert angetreten. Ihr Vertrag lief ursprünglich bis Ende 2024.

Vorerst übernehmen die erfahrenen Clubmanager Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg) interimsweise die Aufgaben, bis die Hopfen-Nachfolge geregelt ist. Sollten beide harmonieren, könnte sich die Doppelspitze mit klar abgesteckten Arbeitsbereichen auch als langfristiges Modell etablieren. Zur neuen Saison soll die Geschäftsführung wieder neu verteilt werden.

"Habe die richtigen Dinge angestoßen"

"Ich bin dankbar für die Zeit und die Arbeit mit den Clubs und meinem Team", wird Hopfen in einer Mitteilung der DFL zitiert. Sie wünsche den Verantwortlichen "den nötigen Mut und Willen zur Veränderung" angesichts "wachsender Herausforderungen. Das war eine intensive Zeit, ich habe viele großartige Menschen kennen und schätzen gelernt. Ich gehe in dem Bewusstsein, die richtigen Dinge angestoßen zu haben."

Im sozialen Netzwerk "LinkedIn" beklagte die Hamburgerin aber mangelnde Rückendeckung. "Ich bin in diesen Job, wie viele vor mir, von außen gekommen, als Nicht-Fußballer, als Frau mit einem klaren Plan, wie die DFL in die Zukunft geführt werden kann: Digital, International und mit starken Partnern und Gesellschaftern", heißt es in einem Statement. "Eine solche Transformation ist ein Kraftakt und erfordert Mut. Oft agiert man auf neuem Terrain, positive Ergebnisse zeigen sich meist erst sehr viel später. Für all das braucht man einen langen Atem, den Rückhalt und das gemeinsame Agieren aller Stakeholder. Dieses habe ich am Ende nicht mehr gespürt."

Die Kritiker nicht überzeugt

Hopfen war als Quereinsteigerin zur DFL gekommen. Zuvor hatte die "Medienfrau des Jahres" 2014 bei der Unternehmensberatung Accenture gearbeitet, dann 14 Jahre lang für den Axel-Springer-Verlag und schließlich bei der Beraterfirma BCG Digital Ventures. Nun ist die erste Frau an der Spitze eines großen deutschen Fußballverbandes gescheitert.

Große Teile der DFL-Gremien und der 36 Profiklubs waren mit der Arbeit Hopfens unzufrieden. Nach Ansicht ihrer Kritiker ist sie bei zahlreichen Baustellen wie der 50+1-Regel, der Digitalisierung, dem Einstieg eines Investors, der Auslandsvermarktung, dem neuen Grundlagenvertrag mit dem DFB und der kommenden Ausschreibung der Medienrechte nicht entscheidend vorangekommen.

Die 50+1-Regel gilt nur im deutschen Profifußball und soll sicherstellen, dass der eingetragene Stammverein selbst dann die Entscheidungsgewalt behält, wenn er seine Profifußball-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat. Sie begrenzt den Einfluss externer Investoren. Das Kartellamt hatte das Prinzip der Investorenregel zwar grundsätzlich abgesegnet, gleichzeitig aber Lösungen mit Blick auf die Ausnahmen Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim - und teilweise auch RB Leipzig - angemahnt. Diese konnte die DFL bisher nicht vorzeigen.

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