Martin Kind © picture alliance/Peter Steffen/dpa Foto: Peter Steffen

DFL schaltet sich in Streit bei Hannover 96 ein

Stand: 11.10.2022 08:12 Uhr

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat sich in den Streit zwischen Hannover 96 und dem Profifußball-Geschäftsführer Martin Kind eingeschaltet. Die 50+1-Regel sei nur gültig, wenn der Mutterverein Weisungsrecht besitzt.

Die "Neue Presse" und die "Bild" zitieren vor dem Beginn der heutigen Verhandlung vor dem Landgericht Hannover (11.30 Uhr) aus einem ihnen vorliegenden Schreiben des DFL-Justiziars Jürgen Paepke, das als deutliche Warnung an den 96-Mehrheitsgesellschafter Kind zu verstehen ist. Die DFL pocht darin auf "das uneingeschränkte Weisungsrecht" des Vereins gegenüber der Kapitalseite. Das sei im Fall des Fußball-Zweitligisten "eine wesentliche Voraussetzung, dass die Struktur als noch mit der 50+1-Regel vereinbar angesehen wird".

Weitere Informationen
Martin Kind, Mehrheitsgesellschafter des Fußball-Zweitligisten Hannover 96 © picture alliance / Sielski-Press | Joachim Sielski

Profiboss Kind im Gerichtsstreit gegen 96-Führung vor Sieg

Die Kündigung des Geschäftsführers vom Fußball-Zweitligisten Hannover 96 durch den Mutterverein bleibt nach Ansicht des Oberlandesgerichts Celle wohl unwirksam. mehr

Die 50+1-Regel gilt nur im deutschen Profifußball und soll sicherstellen, dass der eingetragene Stammverein selbst dann die Entscheidungsgewalt behält, wenn er seine Profifußball-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat. Sie begrenzt den Einfluss externer Investoren.

Kind: Nur Aufsichtsrat der Management GmbH hätte ihn absetzen dürfen

Der 78 Jahre alte Kind ist bei Hannover 96 Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter des Profifußball-Betriebs. Um der 50+1-Regel gerecht zu werden, gibt es aber noch die Hannover 96 Management GmbH, die über die Geschäftsführung der ausgegliederten GmbH & Co. KGaA entscheidet und zu 100 Prozent dem Mutterverein gehört. Die Führung des Hannover 96 e.V. hatte Kind im Juli als Geschäftsführer der Management GmbH abberufen, wogegen der sich nun gerichtlich wehrt.

Sein Argument: Ein Vertrag zwischen Vereins- und Kapitalseite bei Hannover 96 regelt, dass ihn nicht allein der Verein, sondern nur der Aufsichtsrat der Management GmbH hätte absetzen dürfen. Und in diesem Aufsichtsrat sitzen je zwei Vertreter beider Seiten. Pikant daran ist: Sollte Kind vor Gericht Recht bekommen, wäre damit praktisch die 50+1-Regel bei Hannover 96 außer Kraft gesetzt.

Denn dann hätte der Mutterverein kein Weisungsrecht mehr. In diesem Fall sei "die Vereinbarkeit des Hannover 96-Vertrages mit der 50+1-Regel deutlich infrage gestellt, erst recht dann, wenn die Gesellschafterversammlung das Weisungsrecht nicht effektiv gegenüber einem weisungsgebundenen Geschäftsführer durchsetzen könnte", heißt es von der DFL.

Mit einer gerichtlichen Entscheidung im Hauptverfahren, bei dem ein persönliches Erscheinen der Beteiligten keine Pflicht ist, wird heute noch nicht gerechnet. Wahrscheinlich wird es einen weiteren Termin zur Verkündung des Urteils geben.

Weitere Informationen
Hannovers Club-Boss Martin Kind steht mit verschränkten Armen auf der Tribüne des Stadions in Hannover. © IMAGO / Joachim Sielski

Beben bei Hannover 96: Martin Kind abgesetzt

In einer knappen Mitteilung gab der Verein am Mittwochabend die Abberufung des 78-Jährigen als Geschäftsführer der Management GmbH bekannt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 10.10.2022 | 23:03 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

2. Bundesliga

Hannover 96

Mehr Fußball-Meldungen

Hamburgs Jonas Boldt © Witters Foto: Tim Groothuis

Bericht: HSV-Aufsichtsrat hält an Sportvorstand Boldt fest

HSV-Sportvorstand Jonas Boldt steht in der Kritik. Der Aufsichtsrat soll schon nach einem Nachfolger gesucht haben. Nun gibt es angeblich ein Umdenken. mehr