Zerdrückte Plastikflaschen © Colourbox Foto: pryzmat

Plastikmüll vermeiden: Wie sinnvoll ist Recycling?

Stand: 18.03.2021 10:03 Uhr

Obwohl viele schon lange ihren Müll trennen, damit er recycelt wird, kommen erst jetzt Verpackungen aus altem Plastik auf den Markt. Nicht alle sind gleichermaßen gut für die Umwelt.

von Verena von Ondarza

Rund 40 Kilogramm Verpackungsmüll produziert jeder Mensch in Deutschland pro Jahr, heißt es im Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung. Verpackungen aus altem Plastik können helfen die Umwelt zu schützen. Denn für die Produktion von Plastik brauchen wir Rohöl. Bei der Produktion von Verpackungen aus recyceltem Plastik wird gut 80 Prozent weniger CO2 freigesetzt als in der gleichen Verpackung aus neuem Plastik.

Altplastik ist nicht gleich Altplastik

Nicht immer ist eindeutig, aus welchem Material, sogenanntes Altplastik, recyceltes Plastik hergestellt wird. Wegen irreführender Werbung wurden bereits große Hersteller abgemahnt. Man unterscheidet zwei Arten von Altplastik:

  • Es gibt Altplastik aus Produktionsresten der Industrie – sie werden seit Jahren eingeschmolzen und weiterverwendet.

  • Und es gibt das sogenannte Post-Consumer-Rezyklat (PCR), das aus bereits gebrauchten Plastik-Verpackungen hergestellt wird.

Eine Umfrage von Markt unter den führenden Konzernen zeigt aber, dass inzwischen alle auf Altplastik aus Verpackungsabfällen setzen.

Ozean-Plastik: Recycelter Kunststoff aus dem Meer?

Besonders plakativ bewerben einige Hersteller ihre Produkte als Teil des Kampfes gegen Plastik im Meer. Doch in der Regel handelt es sich beim sogenannten Ozean-Plastik nicht um Plastik aus dem Meer, sondern um Plastik, das am Strand und auf dem Land gesammelt wurde.

Plastik aus dem Meer lässt sich nach Expertenmeinung praktisch nicht weiterverarbeiten, weil sich im Wasser unterschiedliche Plastik-Arten miteinander vermischen, verheddern und außerdem Muscheln, Sand oder Schadstoffe aufnehmen.

Gütezeichen für Altplastik

Nicht alle Hersteller werben offensiv damit, dass sie Altplastik verwenden. Oft findet man nur kleine Hinweise auf der Verpackung. Zusätzliche Sicherheit gibt das unabhängige Gütezeichen "Rezyklate aus haushaltsnahen Wertstoffsammlungen". Hersteller, die es verwenden, verpflichten sich, die Herkunft des Altplastiks anzugeben. Sie weisen zum Beispiel aus, wie hoch der Anteil der Abfälle aus dem gelben Sack ist.

Flaschen aus Recycling erkennen

Wer genau hinschaut, kann an die Art des verwendeten Altplastiks bei Flaschen selbst erkennen:

  • Gegen Licht gehalten haben transparente Flaschen aus Rezyklat einen leichten Blau- oder Grünstich. Das kommt daher, dass die wichtigste Quelle für altes Plastik die PET-Einwegflaschensammlung ist. Neben vielen transparenten Flaschen sind da auch blaue und grüne Flaschen im Umlauf.

  • Einige Hersteller, vor allem im Naturkosmetikbereich, setzen auf Altplastikflaschen aus dem Plastik HDPE. Sie sind oft weiß mit einem Grau- oder Beigestich.

Warum Hersteller Plastik recyceln

Ganz freiwillig ist die Industrie nicht auf Verpackungen aus altem Plastik umgestiegen. Das Verpackungsgesetz, das seit dem 1.1.2019 gilt, schreibt vor, dass Hersteller die Recyclingquote in Deutschland deutlich anheben müssen. Bis zum Jahr 2022 sollen 63 Prozent der Verpackungen recycelt werden. Um die Quote zu erreichen, mahnen Umweltschützer und Recyclingunternehmen, müssen die Hersteller ihre Verpackungen besser recyclingfähig machen. Das heißt sie müssten darauf achten, keine unterschiedlichen Plastikarten zu vermischen und ihre Verpackungen deutlich weniger bunt gestalten.

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