Rückenansicht einer duschenden Frau © fotolia.com Foto: gmstockstudio

Plastik in Kosmetik: Gefahr für Umwelt und Gesundheit

Stand: 25.04.2024 15:02 Uhr

Zwar verzichten viele Hersteller inzwischen auf festes Mikroplastik in ihren Kosmetikprodukten, weiterhin befinden sich aber häufig flüssige Kunststoffe darin. Forscher fanden heraus, was Kunststoffpartikel im Körper anrichten.

Flüssige oder gelartige Kunststoffe fallen nicht unter den Begriff "Mikroplastik". Dieser bezieht sich auf feste Kunststoffe, also kleine Kügelchen, kleine Plastikpartikel. Und so können auch Produkte, die frei von festem Mikroplastik sind, trotzdem Kunststoffe wie etwa Silikone enthalten. Das sind synthetische Polymere, die in der Umwelt nur schwer bis überhaupt nicht abgebaut werden können. Silikone werden unter anderem in Cremes, Gels und Shampoos verwendet. Sie sind ein günstiger Ersatz für pflanzliche Fette und Öle und für die Industrie leicht zu verarbeiten. Silikone machen die Haut geschmeidiger und sind in vielen Gesichtscremes bekannter Marken enthalten.

Silikone in Cremes und Shampoos

Bei einigen Shampoos werben die Hersteller damit, dass keine Silikone enthalten seien. Das Problem: Stattdessen verwenden viele Hersteller den Kunststoff Polyquaternium. Konzentriert gilt er als giftig für Wasserorganismen und ist biologisch schwer abbaubar.

Acrylat-Verbindungen in Peelings, Seifen und Duschgels

Acrylat-Verbindungen verdicken, trüben oder stabilisieren Kosmetikartikel wie Peelings, Seifen und Duschgels. Sie gelten als biologisch schwer abbaubar. Die sogenannten vernetzten Polyacrylate können giftige Spurenstoffe enthalten, etwa Acrylamid, das im Verdacht steht krebserregend zu sein.

Vorsicht bei Lippenstiften

In Lippenstiften sorgen Kunststoffe für eine cremige Textur und für Glanz auf den Lippen. Welche Kunststoffe enthalten sind, lässt sich beim Kauf meist nicht erkennen, denn die Inhaltsstoffe sind in der Regel gar nicht angegeben. Das Problem: Die Kunststoffe werden auch über den Mund aufgenommen und gelangen so in den Körper.

Mikroplastik führt zu Gefäßentzündung

Mikroplastik gerät über das Waschbecken ins Abwasser und von dort in die Umwelt. Dort wirken die Kunststoffpartikel wie ein Magnet für Schadstoffe, die sich zusammen mit den Plastikteilchen im Organismus von Wasserlebewesen anreichern.

Auch für Menschen kann Mikroplastik problematisch sein, hat Dr. Karsten Grote vom Grundlagenwissenschaftlichen Labor des Schwerpunkts Kardiologie der Philipps-Universität Marburg herausgefunden: "Geraten Kunststoffpartikel ins Blut, so besteht die Gefahr, dass sich die Gefäßwand entzündet." Und noch etwas fanden Grote und sein Team heraus: "Injiziert man Kunststoffpartikel in den Blutkreislauf von Mäusen, so reichert sich das Material in der Leber der Tiere an, die sich daraufhin akut entzündet." Lässt sich dieses Ergebnis auf den Menschen übertragen? "Ja, auf jeden Fall", sagt Grote. Der Experte sieht Mikroplastik als einen zusätzlichen Risikofaktor für Erkrankungen, die durch Entzündungen vorangetrieben werden. Wie Diabetes - aber auch Tumorerkrankungen, also Krebs.

Verzicht von festem Mikroplastik in Kosmetik

Viele Kosmetikunternehmen haben sich inzwischen bereit erklärt, auf den Einsatz von festen Mikroplastikpartikeln in abwaschbaren Pflegeprodukten (rinse off-Produkte) wie Duschgels und Shampoos zu verzichten. In anderen Kosmetikprodukten (leave on-Produkte) werden sie jedoch weiterhin eingesetzt.

Kunststoffe in Kosmetik erkennen

Plastik in Kosmetikartikeln ist an diesen Bezeichnungen zu erkennen:

  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Dimethiconol
  • Methicone
  • Polyamide (PA, Nylon)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polymethylmetacrylate (PMMA)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polyethylene (PE)
  • Polyethyleneglycol (PEG)
  • Polyethyleneterephtalate (PET)
  • Polypropylene (PP)
  • Polypropyleneglycol (PPG)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyurethane (PUR)
  • Siloxane

Verbraucher, die Plastik in Kosmetikprodukten vermeiden wollen, können den Packungsaufdrucken entnehmen, ob diese Kunststoffe enthalten sind.

Weitere Informationen
Feine Wassertropfen haben sich am Morgen bei nebligem Wetter auf einem Spinnennetz abgesetzt. © picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst Foto: Frank Rumpenhorst

Luftverschmutzung: Spinnennetze voller Mikroplastik

Forscherinnen aus Oldenburg haben Spinnennetze auf Mikroplastik untersucht. Der Anteil war abhängig vom Standort. mehr

Angespülter Müll bedeckt den Kuta Beach auf Bali. (Foto von 2021) © picture alliance/dpa/AAP | Komang Erviani

Synapsen: Plastik - die Geister, die wir riefen

Kunststoffe sind toxisch für Umwelt und Gesundheit - und trotzdem oft unersetzbar. Warum wir einen neuen Umgang mit Plastik brauchen. mehr

Ein Flip-Flop am Strand © Screenshot NDR
6 Min

Eine Welt voller Plastik - Der Dokumentarfilm "Plastic Fantastic"

Im Dokumentarfilm "Plastic Fantastic" reist die Regisseurin Isa Willinger dem Plastik hinterher - mit teilweise erschreckenden Bildern. 6 Min

Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 06.05.2024 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Umweltschutz

Kosmetik

Mehr Verbrauchertipps

Rückenansicht einer duschenden Frau © fotolia.com Foto: gmstockstudio

Plastik in Kosmetik: Gefahr für Umwelt und Gesundheit

Viele Kosmetikartikel können frei von festem Mikroplastik sein und trotzdem Kunststoffe enthalten, die schädlich sind. mehr