Wie gut ist das Essen in Krankenhäusern?
Zerkochte Nudeln, kaum Gemüse und zum Abendbrot eine Scheibe Graubrot: Die Mahlzeiten in Krankenhäusern haben häufig einen schlechten Ruf. Doch ist das Essen in den Kliniken wirklich so schlecht? Und welche Folgen hat das für die Genesung der Patienten?
Vitaminreiche Kost fördert die Heilung
Fehl- und Mangelernährung kann im Krankenhaus zu längeren Liegezeiten und sogar zu einer höheren Sterblichkeit führen. Das ergab eine europaweite Studie bereits im Jahr 2006. Viele Patienten sind überdies bereits bei der Aufnahme in die Klinik mangelernährt - laut Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) ist das bei etwa einem Viertel der Patienten der Fall. Eine gesunde Ernährung ist deshalb gerade für kranke Menschen besonders wichtig. Dazu gehört eine ausgewogene und vitaminreiche Kost. Folsäure etwa fördert die Wundheilung, Vitamin C stärkt das Immunsystem.
Stichproben in zwei Kliniken
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat einen Qualitätsstandard für die Verpflegung in Krankenhäusern herausgegeben. Demnach sollten etwa dreimal täglich Gemüse, zweimal täglich Obst und zweimal wöchentlich Fisch auf dem Speiseplan stehen. Doch diese Empfehlungen sind nicht verpflichtend - und die Krankenhäuser folgen ihnen nicht immer, wie zwei Stichproben im Auftrag der NDR Sendung "Die Tricks der Krankenhäuser" belegen. Die Mahlzeit der ersten Klinik bestand aus Rumpsteak mit Spargel, Kartoffeln und Sauce hollandaise, die zweite aus Kalbsgulasch mit Nudeln und einem Salat.
"Vitamine und Mineralstoffe quasi nicht vorhanden"
Die Nährstoffanalyse im Labor ergab: Die Fleischmahlzeit mit Spargel enthielt weder B-Vitamine oder Folsäure noch Vitamin D oder C in messbarer Menge. Der Gehalt an Kalzium war auffallend niedrig, sodass die empfohlene Tagesdosis laut Ernährungsmediziner Dr. Niels Schulz-Ruhtenberg nur schwer erreicht werden kann. Ähnlich schlecht bewertet Schulz-Ruhtenberg die zweite Stichprobe: "Man würde vermuten, dass durch den Salat vielleicht noch einige Vitamine enthalten sind. Leider zeigt die Nährstoffanalyse ganz klar, dass von den gemessenen Vitaminen und Mineralstoffen quasi nichts vorhanden ist. Wenn ein Patient längere Zeit mit so einem Essen versorgt wird, dann ist er ganz klar mangel- und fehlernährt."
Nur fünf Euro pro Tag und Patient für Lebensmittel
Einer Studie zufolge sind die beiden Stichproben keine Einzelfälle. Fünf Euro geben demnach Krankenhäuser im Schnitt für Lebensmittel pro Tag und Patient aus. Insgesamt liegen die Gesamtkosten für die tägliche Ernährung eines Patienten inklusive Personalkosten bereits seit Jahren unter 14 Euro - trotz Preissteigerungen.
Obwohl immer mehr Kliniken eine gesunde Ernährung in den Fokus rücken, sparen viele nach wie vor beim Essen. Für Ernährungswissenschaftlerin Dagmar von Cramm ein klares Versäumnis: "Wir erwarten im Krankenhaus, dass die medizinische Behandlung nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgt. Dann sollte doch auch das Essen nach den Erkenntnissen ausgerichtet sein, die wir über gesunde, immunstärkende Ernährung haben."