VIDEO: Lebensmittelverschwendung: Ein Drittel der Produkte landet im Müll (8 Min)

Diese Initiativen helfen Lebensmittel zu retten

Stand: 02.07.2022 11:47 Uhr

Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll, obwohl ein Großteil noch verzehrbar wäre. Wer etwas dagegen unternehmen möchte, kann verschiedene Initiativen unterstützen.

78 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Bundesbürger im Schnitt pro Jahr weg. Das hat eine Erhebung des statistischen Bundesamtes ergeben. Zahlreiche Initiativen und Vereine engagieren sich, um die Lebensmittelverschwendung in Deutschland einzudämmen. Auch die Bundesregierung setzt sich für einen nachhaltigeren Umgang mit unserem Essen ein. Wir stellen eine Auswahl der Projekte, Initiativen und Vereine und ihre Ziele vor und geben einen Überblick über die rechtliche Lage in Deutschland.

Kampagne "Zu gut für die Tonne!": Tipps und Rezepte

Lebensmittel in einer Mülltonne © fotolia.com Foto: highwaystarz
Viel zu oft landen Lebensmittel im Müll, obwohl sie noch genießbar sind.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten und im Einzelhandel bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Zu der "nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung" gehört beispielsweise die Informationskampagne "Zu gut für die Tonne!" Diese setzt sich gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln ein und bietet zahlreiche Informationen für Verbraucher. Leicht umsetzbare Tipps und Mitmachaktionen sollen veranschaulichen, wie jeder zu Hause Lebensmittelabfälle reduzieren kann. So liefern die App "Beste Reste" sowie die Rezeptdatenbank des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Rezepte für die Resteverwertung und Hinweise zur Nutzung und Lagerung unterschiedlicher Lebensmittel.

Unter dem Motto "Deutschland rettet Lebensmittel" findet außerdem von Ende September bis Anfang Oktober jährlich eine bundesweite Aktionswoche statt, die digitale und Vor-Ort-Events verbindet und das Thema Lebensmittelwertschätzung in den Mittelpunkt stellt.

960 Tafeln setzen sich für Weiterverteilung ein

Eine wichtige Rolle im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung spielen die Tafeln, die Lebensmittel annehmen und an Bedürftige verteilen. Rund 960 deutsche Tafeln sind im Dachverband Die Tafel organisiert. Dem Verband zufolge sammeln 60.000 Ehrenamtliche jährlich 265.000 Tonnen Lebensmittelspenden und geben diese an über 2.000 Stellen an wirtschaftlich und sozial Benachteiligte aus.

"Lebensmittelverschwendung ist teuer und ein riesiger Klimakiller. Sie ist auch deshalb nicht hinnehmbar, weil sich immer mehr Menschen nicht aus eigener Kraft gesund ernähren können," so Jochen Brühl, Vorsitzender von Tafel Deutschland e.V.. Trotz des Ziels der Bundesregierung, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren, komme der Kampf gegen die Verschwendung nicht nennenswert voran. Der Dachverband der Tafeln fordert deshalb ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung.

Steigende Energie- und Lebensmittelkosten sowie der Ukraine-Krieg machen sich bei der Arbeit der Tafeln bemerkbar. Auch durch die Corona-Pandemie stieg der Bedarf bei armutsbetroffenen Menschen vielerorts um bis zu 20 Prozent an. Spenden von Unternehmen, aber auch von Bürgern seien daher aktuell besonders wichtig und sehr willkommen, so Tafel Deutschland e.V..

Foodsharing: Retten statt wegwerfen

Die Initiative foodsharing hat sich zum Ziel gesetzt, Lebensmittel zu "retten", die ansonsten weggeworfen würden. Nach eigenen Angaben hat die Plattform über 200.000 Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz und mehr als 115.000 sogenannte Foodsaver (Essensretter), die sich auf lokaler Ebene gegen Lebensmittelverschwendung engagieren, überschüssige Lebensmittel zum Beispiel in Einkaufsmärkten abholen und weiterverteilen. Rund 11.200 Betriebe kooperieren mit der Initiative. In vielen Städten gibt es sogenannte Fair-Teiler: öffentlich zugängliche Kühlschränke oder Regale, die als Tauschbörsen für Lebensmittel fungieren. 

Too Good To Go: Eine App gegen Verschwendung

Lebensmitteltüte der Initiative To Good To Go © To Good To Go
To Good To Go vernetzt Betriebe wie Supermärkte und Restaurants mit Verbrauchern.

Der Rettung von Lebensmitteln hat sich auch die Initiative Too Good To Go verschrieben. Die gleichnamige App vernetzt Gastronomiebetriebe und Verbraucher: Restaurants, Bäckereien, Hotels und Supermärkte können überschüssige Lebensmittel zu einem vergünstigten Preis zur Selbstabholung anbieten. Die Kunden bezahlen direkt über die App und holen die Ware dann in einer "Überraschungstüte" im angegebenen Zeitfenster vor Ort ab. In Deutschland hat Too Good To Go nach eigenen Angaben über 14.000 Partnerläden und eine Community von mehr als sieben Millionen Menschen.

Mit dem "Oft länger gut"-Label initiierte To Good To Go einen Hinweis auf Verpackungen, der Kunden darauf aufmerksam machen soll, dass Lebensmittel meist auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch problemlos essbar sind. 65 Lebensmittelhersteller und Handelspartner unterstützen das Label bereits.

Containern bleibt verboten

Das sogenannte Containern, also das eigenmächtige Sammeln von weggeworfenem Essen aus Müllcontainern von Supermärkten oder anderen Betrieben, bleibt in Deutschland übrigens weiterhin verboten. Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) kritisierte jedoch Ende 2021 die Strafbarkeit des Containerns als "absurd". Er kündigte außerdem an, die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Lebensmittelspenden zu lockern. So soll es für den Handel attraktiver werden, Lebensmittel zu spenden, anstatt sie zu entsorgen.  

Andere EU-Staaten gehen zum Teil bereits per Gesetz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vor: In Frankreich etwa sind Supermärkte gesetzlich verpflichtet, übrig gebliebene Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Auch in Tschechien müssen Supermärkte unverkäufliche Lebensmittel unentgeltlich karitativen Organisationen anbieten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Talk Show | 01.07.2022 | 22:00 Uhr

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