Sonnenuntergang auf Lühesand. © NDR/Petra Blohm

Auszeit auf der Elbinsel Lühesand

Stand: 07.08.2014 10:34 Uhr

Die Elbinsel Lühesand liegt nicht weit vor den Toren Hamburgs und ist doch eine ganz andere Welt. Camper und Tagesausflügler lieben die Ruhe und Natur des idyllischen Flusseilands.

von Maya Ueckert, NDR.de

Schon der Blick über den Deich lässt alle Hektik vergessen: Ruhig liegt sie da im großen Strom, die Elbinsel Lühesand. Unten am kleinen Anleger wartet eine Familie auf die Fähre, selbst der Hund sieht schon ganz entspannt aus. "Fähre" - das ist ein großes Wort für das kleine rote Boot "Smuttje", das nun in Richtung Festland tuckert. Am Steuer steht Holger Blohm, Fährmann und Betreiber des Campingplatzes auf Lühesand. Keine fünf Minuten dauert die Überfahrt - und schon sind die Gäste auf einem Eiland, auf dem die Zeit langsamer läuft als auf dem Festland. Sehr viel langsamer.

Autofreie Inselidylle

Autos gibt es auf der etwa drei Kilometer langen Flussinsel nahe Stade nicht. Nicht einmal für Fahrräder finden sich Wege. Nur Schubkarren stehen am Anleger, das Transportmittel der Camper. Vogelgezwitscher ist zu hören und das leise Rauschen des Windes, sonst nichts. Natur pur - die Insel ist ein wahres Vogelparadies. Beutelmeise und Kamingimpel tummeln sich hier, der südöstliche Teil steht unter Landschaftsschutz. Die Wohnwagen und Zelte des Campingplatzes in der Mitte der Insel sind auf den ersten Blick gar nicht zu sehen. Manche stehen verborgen hinter Büschen und Bäumen, andere mit freiem Blick auf die Elbe. "Das ist das Besondere hier: Es gibt keine klassische Parzellenstruktur, Wohnwagen und Zelte stehen nicht dicht an dicht", sagt Holger Blohm.

"Die große Freiheit"

Eine Frau im Liegestuhl auf der Elbinsel Lühesand. © NDR Foto: Maya Ueckert
Viel Ruhe, Platz und Natur - der Campingplatz bietet Entspannung pur.

Genau das ist es, was die Camper auf Lühesand lieben. "Für uns ist es die große Freiheit", sagt Margret Vogel aus Stade, deren Familie mittleweile in der dritten Generation hierher kommt. "Die Ruhe, die Natur und die entspannte Atmosphäre auf dem Platz, das ist großartig." Es gebe viel Raum für jeden, keine strengen Regeln. "Fast alle kennen und duzen sich, wir helfen uns alle gegenseitig. Es ist eine tolle Gemeinschaft." Meist liegt Stille über der Elbinsel, nur hier und dort ist ein Klönschnack zwischen den Wohnwagen zu hören.

"Wie bei Robinson Crusoe"

Einer allerdings hat alle Hände voll tun: "Sommerurlaub? Den gibt's für mich nicht", lacht Holger Blohm. 1987 übernahm er den Platz von seinem Vater, sein Großvater hatte einst das Gasthaus auf Lühesand gebaut. Eine Zeit lang lebte die Familie Blohm das ganze Jahr über auf Lühesand. "Als Kind war das schon toll hier, fast ein Gefühl wie bei Robinson Crusoe", erzählt er. "Aber es gab natürlich auch Schattenseiten, die Winter waren hart. Bei Eiseskälte, Wind und Wetter musste mein Vater uns morgens im Dunkeln zur Schule aufs Festland rudern. Manchmal waren wir vollkommen abgeschnitten."

Heute ist Holger Blohm der Mann, der auf dem Campingplatz alles im Griff hat. Auch in der Gaststätte, dem einzigen festen Haus auf Lühesand, gibt es immer viel zu tun. Früh ist er im Sommer auf den Beinen, manchmal geht es bis nachts um zwei. Im Herbst müssen dann die Wohnwagen von der Insel runter, erst im Winter kann er sich von der Saison erholen.

"Schiffe gucken" geht immer

Für die Gäste ist der Sommeraufenthalt Enspannung pur. Eine topmoderne Ausstattung bietet der Platz nicht, mit Strom müssen sich die Insulaner selbst versorgen - wie etwa mit kleinen Solaranlagen. Die Insel wirkt teilweise verwildert, fast verwunschen. Es sei wie in einer anderen Welt, sagen die Menschen hier.

Eine Leidenschaft haben sie hier alle: Schiffe gucken. Allein die großen Pötte vorüberziehen zu sehen - das sei schon beruhigend. Camperin Angelika Reck bringt es auf den Punkt: "Ich kann Stress haben bei der Arbeit ohne Ende. Aber schon wenn ich über den Deich komme, unten am Anleger stehe und die Insel sehe, dann ist alles gut."

Karte: Elbinsel Lühesand

Campen auf Lühesand

Lühesand liegt nahe Stade zwischen Hollern-Twielenfleth und Grünendeich-Sandhörn, dort befindet sich auch der Fähranleger. Die Fähre verkehrt in der Saison (März bis Oktober) regelmäßig, Fahrräder können nicht mit auf die Insel genommen werden. Kurzcamper können auf der Insel im Zelt übernachten, für Wohnwagen gibt es Saisonplätze. Auskunft gibt Holger Blohm unter der Telefonnumer (0178) 35 08 137. Weitere Infos bietet auch die Website der Insel.

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die nordstory | 26.08.2021 | 15:00 Uhr

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