Luftbild von Kloster Walkenried © ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried Foto: Schönfelder Bildwerbung

Kloster Walkenried: So lebten Mönche im Mittelalter

Stand: 28.08.2023 12:00 Uhr

Das fast 900 Jahre alte Kloster Walkenried am südlichen Harzrand gehört zum Weltkulturerbe. Eine Ausstellung zeigt Besuchern das Leben der Mönche im Mittelalter.

Eintauchen in die Welt des Mittelalters: Bei einem Streifzug durch die gotischen Gebäude des Klosters Walkenried mit Kreuzgang können Besucher den Alltag der Zisterziensermönche, die hier rund 400 Jahre lebten und arbeiteten, hautnah nacherleben. Die Klosteranlage am Südrand des Harzes gehört gemeinsam mit Goslar, dem Erzbergwerk Rammelsberg und der Oberharzer Wasserwirtschaft zum Weltkulturerbe. Die Mönche besaßen vor rund 800 Jahren nicht nur Berg- und Hüttenwerke im Harz, sie entwickelten auch die Technik weiter, Wasserkraft im Bergbau einzusetzen.

Mysteriöses Loch im Boden: Die "Lutherfalle"

Weiße Kutten, die Kleidung der Mönche, in der Ausstellung im Kloster Walkenried © ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried Foto: Günter Jentsch
Bei der Arbeit schützten die "weißen Mönche" ihre Kutten mit einem schwarzen Überwurf.

Um das Jahr 1300, der Hochzeit des Klosters, lebten mehr als 100 Mönche in den Gemäuern. Alle Brüder schliefen im gemeinsamen Schlafsaal, dem Dormitorium. Um diesen großen, kargen Raum rankt sich eine spannende Geschichte. Im Boden des Saals klafft ein Loch, das zwei Stockwerke tief direkt in die Kanalisation führt. Dieses Loch wird bis heute "Lutherfalle" genannt, weil angeblich Mönche einst den jungen Martin Luther durch die Öffnung in die Tiefe schubsten. Hintergrund: Der Reformator hatte den Abt in einem Brief als Prasser bezeichnet und sich über die Zustände im Kloster ereifert.

Zwar ist Luthers Brief historisch belegt, zu Besuch in dem Kloster war er jedoch nie. Doch was hat es mit dem Loch im Boden tatsächlich auf sich? Über diesen Schacht entsorgten die Mönche den Kehricht aus dem Schlafraum, so Brigitte Moritz, wissenschaftliche Leiterin des Klosters.

Mord im Treppenhaus - ein historisch belegter Klosterkrimi

Im Zusammenhang mit der "Lutherfalle" gibt es ein zweites, dunkles Geheimnis. Einst geschah auf der Treppe, die zum Schlafsaal hinaufführte, ein Mord. Opfer war der Mönch Otto von Hohenstein. Über Jahrhunderte hatte seine Familie das Kloster finanziell unterstützt, nun wollte Otto Abt von Walkenried werden, um seiner Familie größeren Einfluss zu verschaffen. Doch die Mönche weigerten sich und wählten einen anderen. Daraufhin forderte Ottos Familie alle finanziellen Hilfen seit Ottos Klosterbeitritt zurück. Der Konflikt eskalierte auf jener Treppe - Otto wurde von seinen Mitbrüdern getötet.

Nach dem Meuchelmord wurde die Treppe auf halbem Weg geschlossen und komplett umfunktioniert: Diente der Aufgang den Mönchen ursprünglich, um sich schnell und lautlos für ein Mittagsschläfchen in den Schlafraum zurückzuziehen, wurde nun ein Abwurfschacht daraus. Jener Schacht, der später zur legendären "Lutherfalle" wurde.

Das Klostermuseum - Leben im Mittelalter

Ausstellung im Kloster Walkenried © ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried Foto: Günter Jentsch
Die Ausstellung setzt in historischen Mauern ein modernes Konzept um.

Neben diesen Kuriositäten bewahrt und zeigt das Kloster Walkenried auch viel über den Alltag der Mönche im Mittelalter. Der Großteil der historischen Klosterbauwerke aus dem 13. Jahrhundert - neben dem Dormitorium unter anderem der gotische Kreuzgang, das Brunnenhaus und die Abtei - sind Teil des Zisterziensermuseums. Von der einst mächtigen Klosterkirche stehen nur noch Ruinen. In der interaktiv gestalteten Ausstellung lernen Besucher das Leben der Zisterzienser als tief gläubige Christen, aber auch als erfolgreiche Geschäftsleute kennen. Akustische und visuelle Inszenierungen sollen das Leben im Mittelalter lebendig machen.

Ausstellung und Führungen im Kloster Walkenried

Kreuzgang im Kloster Walkenried im Kerzenschein © ZMKW Foto: Günter Jentsch
Im Kerzenschein wirkt der gotische Kreuzgang besonders eindrucksvoll.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Abschnitte: Zunächst begegnen Besucher historischen Persönlichkeiten, die für das Kloster von Bedeutung waren. Im zweiten Teil erleben sie, wie sich das Kloster, je nach wirtschaftlicher Lage, baulich und personell veränderte. Im dritten Abschnitt lernen sie den Alltag im Kloster und den strikten Tagesrhythmus kennen. Verschiedene Führungen und Konzerte sowie der alljährliche Klostermarkt im September und die Nacht der Offenen Pforte an Ostern ergänzen das Angebot.

Angebote für Kinder

Kinder tragen bei einer Führung im Kloster Walkenried weiße Kutten. © ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried Foto: Günter Jentsch
Für Kinder bietet das Klostermuseum eigene Führungen.

Das Klostermuseum richtet sich auch gezielt an Kinder und will ihre Neugier wecken. Spezielle Kinderführungen erläutern historische Zusammenhänge altersgemäß, an verschiedenen Stationen können die kleinen Besucher überraschende Entdeckungen machen. Ein eigener Audioguide leitet Kinder durch die Ausstellung.

ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried

Steinweg 4a
37445 Walkenried
Tel. (05525) 959 90 64

Öffnungszeiten, Führungen und Eintrittspreise auf der Website des Museums

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

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