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Hamburgs Chilehaus: Welterbe und Wahrzeichen des Überseehandels

Stand: 01.04.2024 12:52 Uhr

Seine Form erinnert an ein Schiff: Das Hamburger Chilehaus ist eines der wichtigsten Bauwerke des Backstein-Expressionismus und zählt zum UNESCO-Welterbe. Am 1. April 1924 wurde das riesige Kontorhaus eröffnet.

Besonders imposant wirkt das zehnstöckige Gebäude, wenn sich der Besucher von Südosten her nähert. Wie ein riesiger, spitz zulaufender Schiffsbug ragt der Klinkerbau in den Himmel, die gesamte Außenfassade mit ihren 2.800 Fenstern ist geschwungen. Seit Juli 2015 zählt das Chilehaus als Teil des Kontorhausviertels und gemeinsam mit der benachbarten Speicherstadt zu Hamburgs Weltkulturerbe.

Mittelpunkt des Kontorhausviertels

Nicht minder beeindruckend ist das Innere des Chilehauses: Schwere Mahagonitüren, gewundene Treppenhäuser und Keramik-Ornamente zieren das gewaltige Gebäude, das sich um einen rechteckigen Innenhof gruppiert. Das Chilehaus ist das bekannteste Bauwerk des Kontorhausviertels, in dem ab den 1920er-Jahren zahlreiche große Backsteinkomplexe errichtet wurden, die als Bürohäuser dienten. Dazu zählt etwa der direkt nebenan gelegene Sprinkenhof.

4,8 Millionen Ziegelsteine und 750 Güterwagen Zement

Architekt Fritz Höger gilt neben Fritz Schumacher als wichtigster Vertreter des norddeutschen Backstein-Expressionismus. 4,8 Millionen Ziegelsteine und 750 Güterwagen Zement ließ er für das riesige Kontorhaus verbauen, das er im Auftrag des Hamburger Kaufmanns Henry Brarens Sloman errichtete.

Bauherr wurde durch Überseehandel mit Chile reich

Sloman hatte Hamburg als junger Mann in Richtung Chile verlassen und war später durch den Salpeterhandel reich geworden. 1898 kehrte er als 50-Jähriger in seine Heimatstadt zurück und ließ später das mit 36.000 Quadratmetern seinerzeit größte Bürohaus Deutschlands in Auftrag geben.

Gebäude ruht auf Betonpfählen

17 Bauanträge musste Höger stellen, bevor der Senat den Bau genehmigte, der auf zwei Grundstücken mit einer Fläche von insgesamt fast 6.000 Quadratmetern entstand. Besonders das Vorhaben, die Straße Fischertwiete zu überbauen, stieß zunächst auf Skepsis. Weil das Gebäude auf feuchtem Untergrund entstand, wurden im Fundament Betonpfähle verarbeitet, Keller und Heizungsräume wegen der Nähe zur Elbe speziell vor Hochwasser geschützt. Wegen seiner spektakulären Architektur fand das Gebäude schon bald weltweit Beachtung. Nach der Fertigstellung im Jahr 1924 ließen sich in dem Kontorhaus vor allem kleine und mittlere Im- und Exportfirmen nieder, die im Überseehandel tätig waren.

Innenhof und Treppenhaus stehen Besuchern offen

Heute befinden sich in dem Gebäude Arztpraxen, Anwaltskanzleien und etliche Büroräume insbesondere für kleinere Unternehmen. Im Erdgeschoss rund um den Innenhof haben sich Restaurants, ein Warenhaus sowie mehrere kleinere Einzelhändler angesiedelt. Besucher können sich nur von außen und beim Besuch des Innenhofs sowie der Treppenhäuser einen Eindruck von dem imposanten Gebäude verschaffen. Die Büroräume im Inneren sind in der Regel nicht zu besichtigen. Seit 1983 steht das Chilehaus unter Denkmalschutz.

Stichwort: Backstein-Expressionismus

In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine Variante der expressionistischen Architektur, bei der Klinker oder Backstein im Mittelpunkt der Fassadengestaltung stehen. Charakteristisch ist eine ornamentale Formensprache mit teils kantigen oder spitzen Elementen. Der Backstein wird gezielt zu Mustern gesetzt und lässt die Fassade so besonders lebendig erscheinen. Vor allem in Norddeutschland und dem Rhein-Ruhrgebiet entstanden zahlreiche Gebäude im Stil des Backstein-Expressionismus.

Karte: Chilehaus, Kontorhausviertel und Speicherstadt

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 10.12.2023 | 19:30 Uhr

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