Mit dem Nachtzug klimafreundlich durch Europa reisen

Stand: 12.12.2023 11:27 Uhr

Nachtzüge sind wieder im Trend. Urlauber können viele europäische Reiseziele bequem mit dem Nachtzug erreichen. Welche Verbindungen gibt es von Norddeutschland aus und welche nehmen Autos mit?

Abends in Hamburg oder Hannover einschlafen und morgens in Stockholm, München oder Wien aufwachen - wer so in Urlaub fährt, reist nicht nur bequem, sondern auch klimafreundlich. Seit einigen Jahren verkehren auf beliebten Routen wieder vermehrt Nachtzüge, verschiedene Anbieter planen sogar, das Netz weiter auszubauen oder bauen neue, moderne Züge.

Je nach Strecke und Komfort sind die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Angeboten groß, daher sollten Urlauber sich genau informieren. Viele Verbindungen werden nur zu bestimmten Zeiten angeboten, etwa von Sommer bis in den frühen Herbst oder während der Skisaison.

Sitzplatz, Liegewagen oder Schlafwagen?

Die Deutsche Bahn hat keine eigenen Liege- oder Schlafwagen mehr, bietet aber nächtliche IC- und ICE-Verbindungen mit Sitzplätzen an. Mit ihnen fährt man unter anderem direkt von Kiel über Osnabrück nach München, von Hamburg aus bestehen direkte Verbindungen nach München, Kopenhagen, Basel und Zürich.

Wer es bequemer haben möchte, nimmt einen Zug mit Schlaf- oder Liegewagenabteilen. Hier kooperiert die Deutsche Bahn unter anderem mit der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB Nightjet). Abhängig vom persönlichen Budget und dem gewünschten Komfort teilt man sich das Abteil mit anderen Reisenden oder hat es für sich oder seine Familie allein.

Zwei Passagiere in einem Liegewagen-Abteil eine österreichischen Nachtzugs. © picture alliance/KEYSTONE Foto: Christian Beutler
Liegewagen bieten pro Abteil Schlafplätze für bis zu sechs Personen.

Während in Liegewagenabteilen jeweils vier bis sechs Personen gemeinsam untergebracht werden, sind es im Schlafwagen ein bis drei Reisende. Dort wird bei Einzelbuchungen nach Herren- und Damenabteilen getrennt, im Liegewagen gibt es keine Trennung nach Geschlechtern. Es ist aber möglich, einen Platz im Damenabteil zu buchen. Zudem können Familien oder Kleingruppen teilweise ganze Abteile (auch solche mit Sitzplätzen) für sich allein buchen.

Welche Nachtzüge gibt es ab Hamburg und Norddeutschland?

Eine Auswahl wichtiger Verbindungen, die norddeutsche Städte mit Städten in Süddeutschland und Europa verbinden:

  • BTE Auto-Reisezug: von Hamburg nach Lörrach
  • Nightjet: diverse Verbindungen von Hamburg und Hannover nach Innsbruck, Wien und Zürich
  • Snälltåget: über Hamburg nach Kopenhagen (Dänemark), Malmö und Stockholm (Schweden)
  • European Sleeper: von Berlin über Bad Bentheim und Amsterdam nach Brüssel
  • Urlaubs-Express: diverse Verbindungen ab Hamburg und Hannover nach München, Innsbruck und Lörrach sowie in verschiedene Skigebiete in Österreich
  • Deutsche Bahn: diverse ICs und ICEs (nur Sitzplatz), etwa von Kiel über Bremen und Osnabrück nach München, von Hamburg und Hannover nach Zürich oder von Hamburg und Neumünster nach Kopenhagen

Nachtzug immer reservieren

Plätze in Nachtzügen müssen - mit Ausnahme von Sitzplätzen - in der Regel reserviert werden. Viele Reiseziele im Süden sind zudem von Norddeutschland aus nicht direkt zu erreichen, sondern nur mit Umstieg. Wer also beispielsweise von Hamburg nach Rom reisen möchte, muss im Anschluss an den Nachtzug morgens oder vormittags einen Anschlusszug nehmen. Oft lohnt es sich zudem, frühzeitig zu buchen, da vor allem Liegewagenplätze und Spartarife häufig weit im Voraus ausgebucht sind.

Nachtzüge in Europa: Tipps zur Buchung

Da die Nachfrage groß ist, sind die Züge schnell voll, eine rechtzeitige Buchung ist also wichtig, aber nicht immer ganz einfach. Denn es gibt keine zentrale Seite, auf der man alle Verbindungen findet und direkt buchen kann.

Nachtfahrten dauern länger

Außerdem wichtig zu wissen: Wer über Nacht fährt, spart zwar eine Übernachtung am Urlaubsort, insgesamt ist die Fahrtzeit aber meist länger als tagsüber. So benötigt der Nachtzug von Hamburg nach München rund elf Stunden, tagsüber dauert die Fahrt im ICE nur etwa halb so lange. Grund für die längeren Fahrtzeiten sind zum einen Güterzüge, die nachts auf vielen Strecken Vorrang haben, zum anderen kommt es teilweise zu längeren Aufenthalten durch das Rangieren von Kurswagen. Zudem sind längere Fahrtzeiten teilweise gewollt, damit die Fahrgäste nicht mitten in der Nacht am Zielbahnhof ankommen.

Geräuschempfindliche Menschen können zudem Probleme haben, ausreichend zu schlafen, da es im fahrenden Zug relativ laut sein kann.

Autos und Fahrräder dürfen auf einigen Strecken mit

An bestimmten Wochentagen und auf ausgewählten Strecken, etwa von Hamburg nach Innsbruck, befördern die Anbieter Nightjet und Urlaubs-Express auch Autos und Motorräder. Das ist allerdings, je nachdem, wie kurzfristig gebucht wird, nicht ganz billig. Auch Fahrräder dürfen bei vielen Verbindungen mit. Die Plätze müssen ebenfalls reserviert werden und sind kostenpflichtig.

Nachtzug: Tipps für die Fahrt

Generell gilt: Wer Wert auf Privatsphäre legt, sollte ein Einzelabteil buchen, Paare und Familien können Liegewagen-Abteile teilweise auch ganz für sich buchen. Beim Liegewagen sollte man sich bereits beim Reservieren überlegen, welcher Platz geeignet ist. Wer nicht mehr so mobil ist, sollte einen Platz unten reservieren. Wer gerne etwas länger schläft, ist auf den obersten Liegen am ehesten ungestört. Weitere Tipps:

  • Ohrstöpsel und eventuell eine Schlafmaske sorgen für mehr Ruhe.
  • Wertgegenstände zum Schutz vor Diebstahl immer nah am Körper behalten
  • Koffer so packen, dass alle notwendigen Dinge für die Nacht (Zahnbürste, Waschsachen, bequeme Jogginghose) oben liegen und schnell auffindbar sind, alternativ eine kleine Extra-Tasche packen
  • Bei einigen Anbietern sind die bereitgestellten Kissen relativ klein und Bettdecken können wegrutschen. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich ein Kissen und einen Hüttenschlafsack mitzunehmen.
  • Eventuell Proviant mitnehmen, Getränke gibt es beim Zugbetreuer. In vielen Zügen kann ein Frühstück bestellt werden, bei einigen Angeboten ist es inklusive.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 11.12.2023 | 19:30 Uhr

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