Kraniche beobachten: Die besten Plätze im Norden
Zehntausende Kraniche legen auf ihrem Weg nach Süden im Spätsommer und Herbst einen Stopp in Norddeutschland ein. Wir verraten, wo sich die imposanten Vögel gut beobachten und fotografieren lassen.
Lautes Trompeten kündigt sie an: Die charakteristischen Rufe der Kraniche liegen im Herbst in Norddeutschland in der Luft. Alljährlich rasten bis zu 150.000 der majestätischen Vögel vor ihrem Weiterflug in den Süden an vielen Orten in Norddeutschland, etwa im Müritz-Nationalpark, im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sowie auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in Mecklenburg-Vorpommern. Aber auch in einigen Regionen Niedersachsens lassen sich die Tiere gut beobachten, etwa bei Diepholz.
Kraniche tanken Energie für Flug in den Süden
Die Tiere kommen aus Skandinavien sowie dem Baltikum und Weißrussland, ihre Zahl schwankt jährlich mit den Bruterfolgen und den Rastbedingungen. In Deutschland heimisch sind etwa 11.000 Brutpaare. Eine Website des NABU informiert über den Zug der Tiere und aktuelle Veranstaltungen. Ein faszinierendes Naturschauspiel ist der allabendliche Einflug der Kraniche von der Futtersuche zu den Schlafplätzen. Dann sind manchmal Hunderte Tiere im Flug zu sehen und ihre durchdringenden Rufe weithin zu hören.
Tagsüber fressen sich die Vögel auf abgeernteten Mais- und Getreidefeldern Energiereserven für ihren langen Weiterflug an. Denn zu den Überwinterungsgebieten der Vögel ist es noch weit. Sie liegen in Frankreich, Spanien und Nordafrika.
Regeln beachten: Kraniche behutsam beobachten
Wer die scheuen Tiere an ihren Rastplätzen beobachten möchte, sollte darauf achten, sie keinesfalls zu stören. Bei jeder Flucht verbrauchen die Tiere Energie, die sie für ihren Weiterflug dringend benötigen. Laute Geräusche, helle Kleidung und Blitzlichter beunruhigen die Kraniche und können sie vertreiben. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat einige Verhaltensregeln für die Kranichbeobachtung zum Herunterladen zusammengestellt.
Führungen und Schiffsausflüge
Vielerorts gibt es auch geführte Touren zu den Rastplätzen der Kraniche. So können Naturliebhaber die Tiere an der Müritz mit einem sogenannten Kranich-Ticket (Erwachsene: 16 Euro, Kinder von 8-15 Jahre 8 Euro) beobachten, das es entweder online oder beim Nationalparkservice in Federow gibt. Es beinhaltet eine rund vier Kilometer lange abendliche Wanderung zu den Rastplätzen im Nationalpark.
Beobachtungshütten in Pramort auf Zingst
Ein weiterer beliebter Beobachtungspunkt ist der Kranichrastplatz am Pramort auf der Halbinsel Zingst. Um die Tiere nicht zu stören, ist der Zutritt zu den Sundischen Wiesen bis Anfang November stark eingeschränkt. Die Nationalpark-Card, die erforderlich ist, um den abendlichen Kranicheinflug zu beobachten, ist unter anderem im Kurhaus von Zingst sowie online buchbar. Sie kostet 7,50 Euro pro Erwachsenen (Kinder frei) und sichert einen Platz in einer der Beobachtungshütten am Pramort.
NABU-Zentrum bietet Führungen an
Unter anderem von Prerow, Zingst, Barth sowie von Schaprode auf Rügen starten zudem abendliche Schiffsfahrten zu den Schlafplätzen der Kraniche. Detaillierte Informationen sowie Exkursionen zu den Kranichen bietet das NABU-Zentrum in Groß Mohrdorf nordwestlich von Stralsund an.
Zu dem Zentrum gehört eine hölzerne Beobachtungsstation, das "Kranorama" am Günzer See. Es bietet auch eine Live-Übertragung der Kraniche vom Feld auf einen großen Bildschirm.
Wo Kraniche in Norddeutschland rasten
Auf eigene Faust lassen sich Kraniche auch in anderen Regionen Norddeutschlands beobachten. So etwa am Schaalsee, am Galenbecker See östlich von Neubrandenburg, in der Lewitz und im Naturpark Mecklenburgische Schweiz.
In Niedersachsen rasten die Vögel bevorzugt im Tister Bauernmoor bei Sittensen im Landkreis Rotenburg (Wümme) sowie in der Diepholzer Moorniederung, etwa am Rehdener Geestmoor nahe Diepholz. Dort kann man die Tiere von Beobachtungstürmen aus besonders gut sehen. In Schleswig-Holstein sind sie unter anderem in der Hohwachter Bucht zu beobachten, in Hamburg im Duvenstedter Brook.
Karte: Auf der Spur der Kraniche
