Hypnose: Hilfe bei Angst und Schmerzen
Bei Hypnose denken viele an spektakuläre Bühnenshows, bei denen scheinbar willenlose Personen in Trance versetzt werden. Doch in Wirklichkeit ist Trance nicht, wie oft befürchtet, gleichbedeutend mit dem Verlust über die Kontrolle des eigenen Handelns. Sie ist vielmehr ein Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, verbunden mit einem starken Fokus auf innere Bilder und Vorgänge. Und das kann zur Therapie genutzt werden.
Erkrankte müssen Hypnose freiwillig zulassen
Jeder Mensch mit einem gesunden Gehirn kann sich hypnotisieren lassen, wenn er es freiwillig zulässt und bereit ist, die Anweisungen des Therapeuten zu befolgen. Die Fähigkeit, sich mittels Suggestion in einen Trancezustand versetzen zu lassen, ist aber individuell sehr verschieden. Die Tiefe der Trance ist deshalb auch verschieden. Unter Hypnose fokussiert sich das Bewusstsein nach innen oder auf bestimmte Dinge, ähnlich wie bei der Meditation, beim Beten oder auch bei Tagträumen. So kann die Hypnose Blutdruck und Pulsfrequenz senken, das Immunsystem stimulieren und Hirnströme beeinflussen.
Hypnose-Sitzung kann jederzeit abgebrochen werden
Viele Menschen denken, in Trance sei man abgeschaltet und fremdbestimmt. Doch das stimmt für die klinische Hypnose nicht. Der Klient kann die Sitzung jederzeit unterbrechen. Der Therapeut führt und der Erkrankte entscheidet, wohin er in seiner inneren Welt geht. Niemand kann durch Hypnose dazu gebracht werden, etwas zu verraten, was er nicht verraten will. Denn auch in Trance geht niemand weiter als im bewussten Zustand.
Wirkung der Hypnose ist messbar
Was genau bei Hypnose im Gehirn geschieht, ist nicht vollständig bekannt. Neuropsychologische Untersuchungen mithilfe bildgebender Verfahren zeigen, dass die Aktivität bestimmter Gehirnareale während der Hypnose reduziert ist:
- So sind in Trance zum Beispiel die Regionen, die für die Wahrnehmung zuständig sind, ausgeschaltet, während die für Gefühle und Phantasie zuständigen Areale sehr aktiv sind - so als würde man tatsächlich gerade etwas sehen, fühlen oder erleben.
- Die Bereiche, in denen Angst oder Schmerz verarbeitet werden, sind dagegen unter Hypnose nicht aktiv. Messungen der Gehirnströme zeigen, dass Schmerzreize unter Hypnose zwar ins Gehirn weitergeleitet werden. Der Reiz wird aber im Gehirn anders verarbeitet und dringt nicht ins Bewusstsein.
Forscher vermuten, dass die Hirnregionen unter Hypnose nicht nur unterschiedlich aktiv, sondern auch anders miteinander verknüpft sind. So kann Hypnose gespeichertes, erlerntes Schmerzempfinden verändern, den Schmerz lindern oder sogar löschen.
In diesen Bereichen wird Hypnose eingesetzt
Seriöse Therapeuten können mit Hypnose viel bewirken. Sie kommt zum Beispiel häufig in diesen Bereichen zum Einsatz:
- Erkrankungen mit starker psychischer Komponente, etwa Angststörungen
- Erkrankungen von Magen, Darm, Haut oder Atemwegen
- Suchterkrankungen wie Rauchen
- Unterstützung beim Abnehmen
- Schlafprobleme
- Autoimmunerkrankungen
- Allergien
- chronische Schmerzen
- Tinnitus
- unerfüllter Kinderwunsch
- in der Geburtsvorbereitung
- zur Behandlung von Nebenwirkungen der Chemotherapie
- bei bestimmten Operationen als Ersatz zur Vollnarkose, zum Beispiel bei einer Gehirn-OP
Hypnose in der Psychotherapie
Ein weiterer Einsatzbereich der Hypnose ist auch die Psychotherapie (Hypnotherapie): Während sich der Betroffene in Trance befindet, bietet ihm der Therapeut Wege und Lösungen zur Beseitigung seiner Probleme an.
Findet der Erkrankte in Trance ein Symbol für sein Symptom, das er verändern kann, führt dies zu einer Art Rückkopplung im Gehirn und einer Veränderung des Symptoms. Der Erfolg bleibt nach Beendigung des Trancezustands für eine Zeit, manchmal für immer, bestehen.
Hypnose beim Zahnarzt: Behandlung ohne Betäubung möglich
Einige Zahnärzte verfügen inzwischen über eine Hypnose-Ausbildung. Beim Zahnarzt kann die Hypnose Schmerzen ausblenden und tief verwurzelte Ängste nehmen. Für die Hypnose sucht sich der Betroffene einen Ort aus, an dem er sich wohl fühlt, zum Beispiel einen Meeresstrand. Im Trancezustand hört er dann das Meeresrauschen neben dem Zahnarztbohrer, Schmerzen dringen nicht mehr in sein Bewusstsein.
Um sicherzugehen, dass die Trance stabil ist, prüft der Zahnarzt vor der eigentlichen Zahnbehandlung sogenannte Trancezeichen. Eine kleine Betäubung, nur ein Bruchteil der üblichen Dosis, genügt dann, damit der Patient vom Bohren und Schleifen nichts spürt. Manchmal ist auch keinerlei Betäubung mehr nötig. Am Ende der Behandlung holt der Zahnarzt den Patienten aus der Trance zurück.
Seriösen Hypnose-Therapeuten finden
Die Bezeichnung Hypnosetherapeut ist nicht geschützt. Bei der Suche nach einem seriösen Therapeuten helfen die Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie und die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose.
