Herzinfarkt bei Frauen: Andere Symptome als Männer
Herz-Kreislauferkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache bei Frauen. Trotzdem wird die Gefahr eines Herzinfarkts bei Frauen unterschätzt und Symptome häufig übersehen.
Die Medizin ist auf die herzkranke Frau nicht gut vorbereitet. Das kann lebensgefährliche Folgen haben. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Die Symptome eines Herzinfarktes können bei Frauen ganz anders sein.
- Medikamente können zu stärkeren Nebenwirkungen führen.
- Frauenherzen sind in der Regel kleiner und schlagen schneller.
- Frauenherzen altern anders.
- Frauen unterschätzen die Risikofaktoren.
Herzinfarkt: Studien überwiegend an Männern durchgeführt
Die Kardiologie ist auf den Mann als Patienten fokussiert. Der Mann gilt als Modell. Viele klinische Studien werden überwiegend an Männern durchgeführt oder unterscheiden gar nicht zwischen Frauen und Männern. Bezeichnend: Der Frauen-Anteil bei herzbezogenen Studien liegt nur bei 24 Prozent.
Herzinfarkt: Typische Symptome bei Frauen
Deshalb wird ein Infarkt bei Männern meist schneller erkannt und behandelt, da sie über typische Beschwerden wie Brustenge und ausstrahlende Schmerzen in den rechten Arm klagen. Bei Frauen dagegen kann sich ein Herzinfarkt ganz anders bemerkbar machen:
- plötzliche Schmerzen zwischen den Schulterblättern sowie in Hals und Nacken
- starke Beschwerden im Kiefer, Kopf- und Oberbauchschmerzen
- Schweißausbrüche
- Übelkeit
Symptome oft zu spät als Herzinfarkt erkannt
Doch leider wissen das immer noch zu wenig Frauen. Und auch von den Ärztinnen und Ärzten werden diese Symptome häufig falsch gedeutet. Im Durchschnitt kommen Frauen mit Herzbeschwerden meist eine halbe Stunde später in die Klinik als Männer. Obwohl in dieser Situation jede Minute zählt, verzögert sich so der Behandlungsbeginn.
Statt Herzkatheter: Medikamente gegen Übelkeit, Schmerzen und Luftnot
Statt einer sofortigen Wiedereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes mit dem Herzkatheter bekommen Frauen oft zunächst Spritzen gegen Übelkeit, Schmerztabletten oder Asthmaspray gegen die Luftnot. So geht viel Zeit verloren, denn sind Gefäße im Herzen verstopft, wird der Muskel nicht mehr richtig und ausreichend mit Sauerstoff und Blut versorgt und das Herzmuskelgewebe stirbt ab.
EKG und Blutwerte weniger auffällig als bei Männern
Hinzu kommt, dass die typischen Infarktzeichen im EKG und die Laborwerte des Blutes bei Frauen oft viel weniger ausgeprägt sind als bei Männern. Die Folge: Frauen werden oft nicht so intensiv behandelt und eher wieder weggeschickt.
Herz-Medikamente: Dosierung und Wirkung bei Frauen anders
Auch bei der medikamentösen Therapie gibt es Unterschiede. Eine Studie zeigte jüngst: Von Beta-Blockern und ACE-Hemmern braucht eine Frau mit Herzschwäche nur die halbe Dosis. Eine weitere Studie hatte zudem bereits gezeigt: Aspirin wirkt bei Männern präventiv, bei Frauen dagegen überhaupt nicht. Bei Digitalis-Präparaten leiden Frauen unter deutlich stärkeren Nebenwirkungen als Männer - bis hin zu Todesfällen, wenn die Dosierung nicht an das Geschlecht angepasst wird. Das steht aber in den Behandlungsempfehlungen nicht drin - und so werden die Frauen mit Dosen versorgt, die ihnen dann womöglich eher schaden als nützen.
Herzschwäche bei Frauen: Unterschiede bei Anatomie und Pumpleistung
Ein Frauenherz pumpt nicht nur anders, auch die Gefäße sind unterschiedlich. Durchmesser und Fläche der Arterien sind bei Frauen kleiner und dünner, sie verlaufen häufiger geschlängelt, neigen auch vermehrt zu Rissen.
Frauenherzen altern auch anders als Männerherzen: Das Herz eines Mannes wird weit und schlaff, das der Frau wird klein, schlägt schnell, aber dehnt sich nicht mehr gut. Das hat Auswirkungen, die aber oft nicht berücksichtigt werden. Die Herzschwäche zeigt sich dann in der Auswurfleistung. Danach muss gezielt gesucht werden, weil es in der Regel in einer klassischen Ultraschalluntersuchung nicht erkannt wird. Doch das wird oft nicht gemacht.
Herzinfarktrisiko steigt bei Frauen mit den Wechseljahren
Frauen sollten auf ihre Risikofaktoren schauen und sich regelmäßig untersuchen lassen. Mit den Wechseljahren ziehen sich die schützenden Östrogene zurück - dann steigt bei der Frau das Risiko für Herz-Erkrankungen. Frauen erkranken später im Leben am Herzen, sind aber dann genauso stark betroffen wie Männer. Frauen sollten ab Mitte 50 regelmäßig den Blutdruck kontrollieren lassen, am besten mit einer 24-Stunden-Messung. Denn rund 20 Prozent haben einen hohen Blutdruck unter Belastung.
Und: Frauen mit Vorerkrankungen sind sogar mehr gefährdet als Männer. Die klassischen Risikofaktoren wie Diabetes und Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, Übergewicht oder Rauchen wirken sich auf das Herz einer Frau bedrohlicher aus als auf das eines Mannes.
Expertinnen zum Thema
Hinweis: DZHK sucht Probanden für Studie
Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) macht Verlaufsuntersuchungen bei Frauen und Männern mit Herzschwäche, um die Unterschiede noch besser zu verstehen. Patienten können sich melden für die SPIRIT-HF-DZHK8-Studie und die TransitionCHF-DZHK2-Studie.