Hallux valgus: Was hilft bei einem Ballenzeh?
Der auch als Ballenzeh bezeichnete Hallux valgus ist eine sehr häufige, schmerzhafte Schiefstellung des großen Zehs hin zu den kleinen Zehen. Vor allem Frauen sind millionenfach betroffen.
Bei einem Hallux valgus ist der Ballen gerötet, entzündet und schmerzt bei jedem Schritt. Ursache ist in der Regel eine vererbte Veranlagung. Falsches Schuhwerk und Übergewicht können den Prozess der Verformung beschleunigen. Meist rät der Arzt früher oder später zu einer Operation, um die Schiefstellung zu korrigieren. Dabei wird die Sehne entfernt, dann durchtrennt der Operateur einen der Knochen und schraubt ihn versetzt wieder zusammen, bei Bedarf auch mit einer Platte stabilisiert. Dieser Eingriff kann helfen, aber auch noch mehr Schaden anrichten, wenn die Dynamik im Fuß nicht richtig beachtet und zu viel oder zu wenig korrigiert wird.
Ballenzeh ist Problem der Fußmuskulatur
Denn eigentlich ist der Hallux valgus ein Problem der Fußmuskulatur. Er entsteht, wenn beim Laufen die Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke zu wenig oder falsch belastet werden. Am Anfang steht immer ein Spreizfuß, bei dem das vordere Fußquergewölbe eingesunken ist. Die Zehenköpfchen kommen so flach auf den Boden und die Zehen stehen gespreizt nach außen. Der Zug der Sehne dreht den großen Zeh aus seiner geraden Achse und neigt ihn in Richtung der anderen Zehen, die verdrängt werden und ebenfalls Fehlstellungen wie Hammer- oder Krallenzehen entwickeln.
Eine gründliche Untersuchung mit Abtasten, Ultraschall oder einer Druckmessung (Pedografie) beim Gehen zeigt, ob beim Gehen der Druck im Großzehengrundgelenk falsch verteilt ist und Muskel-Sehnenzüge so weit aus ihrem natürlichen Gleichgewicht geraten sind, dass die Sesambeine, kleine Knöchelchen unter dem Gelenk, die Kräfte der Zehenbeugersehne nicht mehr richtig führen können. Sofern das Gelenk nicht bereits durch eine Arthrose geschädigt ist, sollte eine Operation nur der letzte Ausweg sein. Keinesfalls sollte man sich aus kosmetischen Gründen operieren lassen, sondern nur bei Schmerzen.
Spiraldynamik - spezielle Fußgymnastik bei Hallux valgus
Wichtig ist auf jeden Fall Physiotherapie. Auch eine spezielle Fußgymnastik, die sogenannte Spiraldynamik, kann sinnvoll sein. Sie gehört allerdings nicht zu den Kassenleistungen, die Kosten von etwa 40 Euro pro Sitzung (30 Minuten) müssen gesetzlich versicherte Patienten selbst tragen. Die vielen kleinen Gelenke im Fuß verkümmern durch enge Schuhe und falsche Belastung auf glattem, hartem Boden. Durch die Spiraldynamik sollen die kleinen Muskeln, Sehnen und Bänder im Fuß gestärkt und die Gelenke beweglicher werden, um die bestehende Dysbalance auszugleichen zu können. Der Patient trainiert zum Beispiel, sein Körpergewicht auf drei Punkte zu verteilen: die Ferse und die Ballen des großen und des kleinen Zehs. Das Verfahren erfordert Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen. Manchen Patienten helfen bereits 4 bis 5 Sitzungen, andere benötigen 10 bis 15.
Operation beim Hallux valgus nur als letzter Ausweg
Führen Physiotherapie und Fußgymnastik nicht zum Erfolg, bleibt die Operation. Da die Erfolgsaussichten des Eingriffs umso größer und die Gefahr, dass die Beschwerden nach der Operation erneut auftreten, umso geringer seien, je früher die Fehlstellung korrigiert wird, raten Experten bei erfolglosen konservativen Maßnahmen zu einer frühzeitigen Operation, solange die knöchernen Veränderungen noch nicht zu sehr verhärtet sind. Mitunter kehren die Beschwerden nach einer Operation aber auch wieder zurück, wenn durch den Eingriff eine neue Fehlstellung entstanden ist. In diesem Fall kann eine weitere Operation erforderlich sein, um das Zusammenspiel der Knochen und Gelenke wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
