Fieber senken: Wann ist es sinnvoll und wann nicht? 

Stand: 24.01.2023 16:25 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Fieber kann ein Zeichen dafür sein, dass der Körper sich gegen einen Eindringling wehrt. Mit Medikamenten lässt sich das Fieber senken. Doch ist das in jedem Fall sinnvoll? Dazu gibt es bisher keine sicheren allgemeingültigen Aussagen.

Der menschliche Körper hat normalerweise eine Körpertemperatur von 36 bis 37 Grad. Steigt die Temperatur bei Erwachsenen auf bis zu 38 Grad an, sprechen Mediziner von erhöhter Temperatur, darüber handelt es sich um Fieber. Lebensbedrohlich wird es, wenn die Körpertemperatur 42 Grad übersteigt, weil hierbei Eiweißbausteine im Körper zerstört werden. Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Symptom - und sogar eine nützliche Waffe des Körpers gegen Viren und Bakterien.

Fieber beschleunigt Abwehrprozesse im Körper

Bei einer Infektion können Krankheitserreger und Entzündungsbotenstoffe bewirken, dass unser Gehirn wie ein inneres Thermostat den Sollwert der Körpertemperatur anhebt. Zu Beginn des Fiebers schwitzt der Körper nicht - im Gegenteil: Hände und Füße sind kalt, Betroffene frieren und bekommen Schüttelfrost. Das Gehirn steuert, dass die Durchblutung an der Peripherie des Körpers gesenkt wird - so bleibt die Wärme in den Organen und im Blut.

Eindringlinge wie Viren oder Bakterien vermehren sich am besten bei 37 Grad. Wird der Körper durch Fieber heißer, verklumpen bei einigen Erregern Eiweiße. Dadurch können sie sich nicht mehr so gut vermehren oder sterben ab. Bei Krankheiten läuft das Immunsystem auf Hochtouren. Eine wichtige Aufgabe haben die Lymphozyten: Dieses Abwehrzellen spüren Viren oder Bakterien im Blut auf und bekämpfen sie. Dazu wandern sie zum Ort der Infektion und wehren die Erreger dort ab. Fieber kann diesen Prozess beschleunigen. Denn dann werden sogenannte Heat Shock Proteine ausgeschüttet - ein Turboboost für die Lymphozyten, denn die werden dann schneller und können die Viren schneller bekämpfen.

Fieber ist also grundsätzlich eine nützliche Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion und muss nicht in jedem Fall gesenkt werden. Normalerweise sinkt das Fieber von selbst innerhalb weniger Tage. Hält das Fieber länger an oder klettert die Temperatur auf über 39 Grad ist es ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt auch, wenn das Fieber nach dem Abklingen plötzlich wieder steigt.

Hohes Fieber für Ältere mit Vorerkrankungen gefährlicher

Bei älteren Menschen mit Nebenerkrankungen oder Babys kann hohes Fieber schneller gefährlich werden und muss daher eher gesenkt werden als bei Erwachsenen ohne Vorerkrankungen. Denn die meisten Abläufe im Körper funktionieren am besten bei 37 Grad. Ist der Körper dauerhaft deutlich heißer, kann das gefährlich werden. So können Herzrhythmusstörungen oder Dehydrierung die Folgen sein. Im schlimmsten Fall kann es durch die starke Überhitzung zum Organversagen kommen. Außerdem muss bei anhaltend hohem Fieber nach der Ursache gesucht werden, um lebensbedrohliche Erkrankungen wie eine Blutvergiftung (Sepsis) auszuschließen.

Fieber bei Kindern: Worauf ist zu achten?

Bei Kindern spricht man von Fieber bereits ab 38,5 Grad, bei Säuglingen unter drei Monaten von 38 Grad. Ein ärztlicher Besuch ist nötig:

  • wenn das Fieber über 39 Grad (bei Säuglingen über 38 Grad) steigt
  • das Fieber länger als drei Tage anhält
  • Fieber wiederholt oder auch in Schüben auftritt
  • wenn das Kind teilnahmslos wirkt
  • wenn das Kind Unruhe hat
  • wenn das Kind verwirrt wirkt
  • wenn das Kind längere Zeit nicht trinken will
  • bei Erbrechen
  • bei Durchfall
  • bei Bauchschmerzen
  • bei Hautausschlag

Wirkung und Nutzen der Fiebersenkung kaum erforscht

Die Frage, ab welcher Temperatur Fieber medikamentös gesenkt werden muss, lässt sich nicht allgemeingültig beantworten. Zum Nutzen einer Fiebersenkung bei Erwachsenen und Kindern gibt es bislang keine aussagekräftigen, evidenz-basierten Daten. In einer großen Review-Arbeit, die 2022 veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 42 Studien zu dem Thema analysiert und kommen zu dem Ergebnis: "Die Fiebertherapie scheint das Risiko von Tod und schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen nicht zu beeinflussen." Zur Frage, ob Fiebersenken den Krankheitsverlauf verlängert, liegen keine belastbaren Daten vor.

Auch bei den Kindern gibt es keine klaren Leitlinien: Die deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin gibt keine absolute Grenze an, ab der eine Fiebersenkung notwendig ist. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät Eltern, ihren Kindern erst bei Temperaturen deutlich über 39 Grad in Absprache mit einer Ärztin und Arzt fiebersenkende Mittel zu verabreichen.

Fieber senken mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol

Eine medikamentöse Fiebersenkung kann helfen, das Krankheitsgefühl zu lindern. Wirksam sind Medikamente wie Paracetamol, Ibuprofen oder das verschreibungspflichtige Novaminsulfon, die Kopf- und Gliederschmerzen reduzieren und gleichzeitig gut gegen Fieber wirken. Die Medikamente setzen im Gehirn an und bewirken, dass der Sollwert für die Körpertemperatur abgesenkt wird. Die Wirkung hält in der Regel für bis zu sechs Stunden an. Dabei ist zu beachten, dass nur die Symptome abgemildert werden. Eine Besserung wird "vorgetäuscht". Der Körper arbeitet trotzdem weiter gegen die Erreger und braucht Ruhe. Überanstrengung sollte also unbedingt vermieden werden.

Wichtig zu wissen: Für jedes Grad, erhöhte Körpertemperatur muss man ein Liter Flüssigkeit mehr am Tag trinken. Bei 39,5 Grad heißt das also insgesamt rund fünf Liter Wasser am Tag. Wer das nicht schafft, sollte das Fieber lieber senken.

Fieber senken mit Hausmitteln

Physikalische Fiebersenkung geht beispielsweise über Wadenwickel. Dabei werden mit Essigwasser befeuchtete Leintücher für einige Minuten um die Waden gewickelt. Auch das Befeuchten des Bettlakens kann Linderung verschaffen. Allerdings wirkt die Kühlung nur kurz. Denn im Gehirn ist weiterhin der Befehl aktiv, die Körpertemperatur zu erhöhen.

Fiebermessen - am besten im Po

Fieber misst man am besten im Po. Denn da misst man die Körperkerntemperatur und nur die ist interessant. Im Mund oder unter der Achsel hat man große Schwankungen und niedrigere Temperaturen als im Körperinneren. In geschulten Händen kann auch das Fiebermessen mit einem speziellen Thermometer im Ohr exakte Ergebnisse liefern. Doch schon ein wenig Ohrenschmalz oder der falsche Winkel können das Ergebnis verfälschen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 24.01.2023 20:15

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