SIBO-Diät: Ernährungsplan bei einer Dünndarmfehlbesiedlung

Stand: 11.03.2024 08:51 Uhr

Wer seine Ernährung wegen einer Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB) umstellen muss, sollte auf Zucker und Kohlenhydrate weitgehend verzichten. Mit der SIBO-Diät werden die "falschen" Bakterien ausgehungert.

Normalerweise befinden sich im Dünndarm nur äußerst wenige Bakterien - sehr viele dagegen siedeln im Dickdarm. Dünn- und Dickdarm sind durch die sogenannte Ileozökalklappe anatomisch getrennt. Sie verhindert eigentlich den Rückfluss vom Dick- in den Dünndarm. Manchmal gelangen aber doch Dickdarmbewohner in den vorgelagerten Darmabschnitt. Eine so entstandene Dünndarmfehlbesiedlung wird auch "Bakterielles Overgrowth-Syndrom" oder "Small Intestinal Bacterial Overgrowth" (SIBO) genannt. Die Krankheit muss vor einer Reizdarm-Diagnose ausgeschlossen werden.

Dünndarmfehlbesiedlung mit SIBO-Diät behandeln

Ziel der Ernährungstherapie mit einer sogenannten SIBO-Diät ist es, die Dickdarm-Bakterien, die sich fälschlich im Dünndarm angesiedelt haben, "auszuhungern". Dazu wird ihnen für einige Wochen ihre Nahrungsgrundlage entzogen, nämlich bestimmte Kohlenhydrate und Ballaststoffe:

  1. Fermentierbare Kohlenhydrate (FODMAPs): Das sind Fruktane, Galaktane (in vielen Getreide- und Gemüsearten), Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker - in Obst, Gemüse und vielen Fertigprodukten) sowie die Zuckeralkohole Sorbit, Mannit, Maltit, Xylit, Erythrit, Isomalt.
  2. Ballaststoffe: Das sind Substanzen aus pflanzlichen Zellwänden, die der Mensch nicht verdauen kann und die daher unversehrt in den Dickdarm gelangen, ehe sie ausgeschieden werden.
  3. Resistente Stärke: Die unverdauliche Stärke entsteht, wenn stärkehaltige Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Kartoffeln erkalten.

Zweistufiger Ernährungsplan bei SIBO: Auslassphase und Aufbauphase

Grundsätzlich teilt sich der Ernährungsplan bei einer Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB) in eine vier- bis sechswöchige Auslassphase und die daran anschließende mehrwöchige Aufbauphase. Erlaubt sind in der Auslassphase Eiweiße und Fette sowie - in Maßen - sehr leicht verdauliche Kohlenhydrate wie etwa Reissirup oder Traubenzucker, die schon im allerobersten Darmabschnitt resorbiert werden (mit anderen Worten: solche Kohlenhydrate, die als "eher ungesund" gelten, weil sie durch ihre schnelle Aufnahme auch den Blutzucker schnell steigen lassen). Zu meiden sind FODMAPs, zudem müssen Betroffene Ballaststoffe und resistente Stärke sehr stark einschränken. Zwei Wochen lang sind von beidem zusammen täglich maximal 10 Gramm erlaubt, während der restlichen Auslassphase dann 15 Gramm.

Ballaststoffe und FODMAPs: Dosierung vorsichtig erhöhen

In der mehrwöchigen Aufbauphase wird dann die Menge an Ballaststoffen und resistenter Stärke langsam wieder gesteigert: zunächst auf 20 Gramm, dann auf 25 Gramm. Wenn individuell verträglich, kann nach einigen Monaten der allgemeine Zielwert von 30 Gramm Ballaststoffen pro Tag erreicht werden. Nach und nach werden ebenso FODMAP-haltige Lebensmittel wieder eingeführt. Immer mehr verschiedene Gemüse, Getreide, Obst, Nüsse und Samen sind so wieder erlaubt. In beiden Phasen sollte ein Ernährungs- und Symptomtagebuch geführt werden. Alkohol ist während Auslass- und Aufbauphase tabu.

Hinweise für die Auslassphase bei der SIBO-Diät

  • Brot mit ganzen Körnern meiden, besser verdaulich ist fein vermahlenes Brot (Mehlsorten beachten). Ganze Samen, Körner oder Nüsse meiden.
  • Bei Getreidebrei zarte Flocken wählen. Getreide wird durch Kochen oder Quellen leichter verdaulich.
  • Auf erkaltete oder wieder aufgewärmte stärkehaltige Speisen (Kartoffelsalat, Nudelsalat, Pudding) besser verzichten.
  • Süßigkeiten und Zucker komplett meiden - Ausnahme: Traubenzucker, Reissirup, Maltodextrin. Diese Süßungsmittel sind erlaubt.
  • Gemüse nur weichgekocht oder püriert verzehren, so ist es leichter verdaulich. Tomaten, Gurken, Auberginen und Paprika schälen/häuten, da die Schale schwer verdaulich ist.
  • Kaltgepresste pflanzliche Öle fördern die Ausschüttung von Verdauungssäften und regen so die Darmbewegung an. Empfehlenswert sind zum Beispiel Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Hanföl. Sehr gesund ist auch fetter Seefisch wie Makrele, Lachs und Hering. Öle und Fette sättigen gut.
  • Eiweißreiche Kost wie Fisch und Fleisch fördert eine gute Sättigung.
  • Empfehlenswert sind rund zwei Liter Getränke pro Tag. Erlaubt sind dabei zwei Tassen frisch gemahlener, schwarzer Kaffee sowie Schwarztee, Grüntee, kurz gezogene Kräutertees wie Pfefferminz, Salbei; Bittertees: Löwenzahn, Birkenblätter, Tausendgüldenkraut, Wermuttee (maximal drei Minuten Ziehzeit).
  • Bitterstoffe regulieren die Darmmotorik, regen die Sekretion der Verdauungssäfte an und mindern den Süßhunger. Sie sind in einigen Tees (siehe oben) sowie in Kaffee enthalten. Zudem gibt es sie in Tropfenform (Reformhaus, Apotheke).
  • Bewegung wie etwa Spazierengehen (täglich 30 Minuten oder mehr) fördert die Verdauung und ist wichtig für Darmgesundheit.

SIBO-Diät: Was essen bei Dünndarmfehlbesiedlung?

Welche Lebensmittel bei Dünndarmfehlbesiedlung meiden, welche essen? Hier gibt es eine Liste sowie viele geeignete Rezepte für die Auslassphase.

Brot, Getreide und Beilagen wie Nudeln, Kartoffeln, Reis

1-2 Portionen pro Tag

  • Empfehlenswert: fein geschrotetes Brot aus Buchweizen-, Teff-, Reis- oder Maismehl; fein geschrotete Müslis und Getreideprodukte aus Buchweizen, Hirse; Cornflakes ohne Zucker; Klebreis, Reisnudeln, reine Buchweizennudeln, Maisnudeln; ab der 3. Woche auch zarte Haferflocken, gekochte Quinoa, Polenta
  • Nicht empfehlenswert: "normales" Brot, ganz frisches Brot, grobe Vollkornprodukte, sämtliche Backwaren oder Getreideprodukte/Flocken mit Weizen, Dinkel, Grünkern, Gerste, Roggen oder Soja, Amarant; Früchtemüsli; Nudeln aus Hartweizen oder Dinkel, Couscous, Bulgur, Frittiertes wie Pommes und Kroketten; Naturreis, Parboiled Reis

Wichtiger Hinweis zur SIBO-Diät

Bitte beachten Sie: Grundsätzlich sollte eine Ernährungsumstellung immer mit dem Hausarzt oder einem Ernährungsmediziner/-berater besprochen werden. Diese Informationen ersetzen keine individuelle ernährungsmedizinische Beratung. Gerade die Durchführung einer strengen Auslass-Diät wie dieser gehört begleitet durch eine Ernährungsfachkraft. Ernährungsmedizinische Behandlung/Beratung wird von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel anteilig übernommen.

 

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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 11.03.2024 | 21:00 Uhr

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