Braunes Fett: Macht Kälte schlank?
Braunes Fett befindet sich unter dem Schlüsselbein, am Hals, im Nacken und entlang der Wirbelsäule. Es hat Einfluss auf den Wärmehaushalt und die Fettverbrennung. Wissenschaftler hoffen, mithilfe brauner Fettzellen Übergewicht, Diabetes und Arteriosklerose bekämpfen zu können.
Braunes Fett hält Babys warm
Lange waren Mediziner davon ausgegangen, dass nur Säuglinge braunes Fett besitzen: Sie besitzen zu wenig Muskelmasse, um sich durch Zittern warm zu halten. Braune Fettzellen am Rumpf wärmen den Körper von Babys. Anders als herkömmliche weiße Fettzellen speichern sie keine Energie, sondern verbrennen sie in zelleigenen "Kraftwerken" (Mitochondrien).
Im Körper von Erwachsenen befinden sich in der Regel nur wenige Gramm des sogenannten plurivakuolären Fettgewebes. Es wurde 2009 durch Zufall entdeckt, als amerikanische Forscher per Computertomografie nach Krebszellen suchten.
Braunes Fett gegen Übergewicht?
Im Tierversuch fanden Hamburger Wissenschaftler heraus, dass Kälte braunes Fett aktivieren kann: Sie gaben zwei Mäusen identisches Futter. Eine von ihnen musste nachts in einer Kältekammer schlafen. Sie blieb schlank, während die andere Maus dick wurde. Bei der schlanken Maus fanden die Forscher einen erhöhten Anteil an aktivem braunen Fettgewebe: Es verbrannte Energie, statt sie in weißen Fettpolstern zu speichern.
Die Wissenschaftler erkannten auch, dass der Körper weißes in braunes fett umwandeln kann, wenn er friert. Dass dies auch bei Menschen funktioniert, zeigten niederländische Forscher in einer Studie. Sie ließen Probanden zehn Tage lang jeweils sechs Stunden in einem 16 Grad kühlen Raum frieren. Der Anteil an braunem Fett verdoppelte sich.
Ein junger Erwachsener hat im Schnitt nur 50 Gramm braunes Fett. Lassen sich die Zellen dauerhaft aktivieren, verbrennen sie pro Tag etwa 200 bis 400 Kilokalorien. Das entspricht aufs Jahr gerechnet rund 16 Kilogramm weißen Fettgewebes.
Braunes Fett gegen Diabetes?
Aktuelle Studien zeigen, dass braunes Fett auch die Blutwerte beeinflusst. An der Universität Lübeck trugen junge Versuchspersonen fünf Stunden lang einen Kälteanzug, um ihr braunes Fett zu aktivieren. Damit das funktionierte, musste die Temperatur auf 16 bis 18 Grad eingestellt werden. Bei dieser Temperatur wird braunes Fettgewebe aktiviert, die Muskeln beginnen aber nicht zu zittern. Nach fünf Stunden zeigte eine Blutprobe, dass die Insulinsensitivität der Probanden um ein Fünftel gestiegen war. Sie brauchten also deutlich weniger Insulin, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Die Forscher hoffen nun, den Effekt für Menschen mit Diabetes nutzbar zu machen.
Braunes Fett gegen Arteriosklerose?
Auch gegen zu hohe Cholesterinwerte könnte aktiviertes braunes Fett helfen. Denn es gibt der Leber ein Signal, Cholesterin abzubauen. Das zeigten Hamburger Forscher an Mäusen.
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