Basel Sinfonietta © Basel Sinfonietta / Marc Doradzillo Foto: Marc Doradzillo

Musica Festival Strasbourg: Play Big! mit Basel Sinfonietta

Am 1. Oktober trifft die NDR Bigband im Rahmen des Musica Festival Strasbourg auf die Basel Sinfonietta und das Chorwerk Ruhr. Werke von Gubaidulina, Wertmüller und Steen-Andersen ergeben ein atemberaubendes audiovisuelles Klangfest!

So, 01.10.2023 | 18.30 Uhr
Saint-Louis, Sportzentrum Pfaffenholz  (5 Rue Saint-Exupéry)

Französische Konzerteinführung um 18.15 Uhr

Titus Engel Musikalische Leitung
Thorsten Wollmann Dirigent Bigband 
Michael Alber Dirigent Chorwerk Ruhr 
Lucas Niggli Schlagzeug 
Kalle Kalima E-Gitarre 
Basel Sinfonietta
NDR Bigband 
Chorwerk Ruhr

SOFIA GUBAIDULINA
Revuemusik 
für Sinfonieorchester und Jazz-Band
MICHAEL WERTMÜLLER
Shlimazel
für Sinfonieorchester und Bigband
(Auftragsarbeit der Ruhrtriennale und Sinfonietta Basel mit finanzieller Unterstützung durch die FONDATION SUISA und die Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung)
SIMON STEEN-ANDERSEN
TRIO 
für Orchester, Bigband, Chor und Video

In Kooperation mit der Sinfonietta Basel, der Ruhrtriennale und Musica Festival Strasbourg

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Bigband und Sinfonieorchester - wie Pinguin und Eisbär

Bigband und Sinfonieorchester sind wie Pinguin und Eisbär - sie begegnen sich praktisch nie. Und das nicht ohne Grund: Die improvisatorische Freiheit des Jazz und die komplexe Bauweise klassischer Kompositionen stehen für zwei komplett gegensätzliche Ansätze des Musikmachens, die Komponist:innen selten in sich vereinen. Und wenn sie es doch tun?

Mystikerin Gubaidulina trifft auf Hollywood

Die russische Komponistin Sofia Gubaidulina © F. Hoffmann, LaRoche Limited
Sie gilt als Grande Dame der zeitgenössischen Musik: die russische Komponistin Sofia Gubaidulina.

Dass musikalische Wesensfremdheit auch ein kreativer Motor sein kann, beweist Sofia Gubaidulina, deren Musik hauptsächlich mit religiös-spiritueller Tiefe assoziiert wird, nicht aber mit Jazz und Unterhaltungsmusik.

Ihre geisterhaft ironische "Revuemusik" ist wie der Blick einer tatarischen Mystikerin auf die Ästhetik der Hollywood-Filmmusik der 1970er-Jahre. Ein selten gehörter Coup der bescheidenen Grande Dame der zeitgenössischen Musik, der ihr eine weitere mysteriöse Dimension verleiht.

Polymetrisches Kunststück von Wertmüller

In beiden Welten gleichermaßen heimisch ist der Jazzschlagzeuger und Komponist Michael Wertmüller. Bereits in seinem experimentellen Opernraum "D•I•E" öffnete er bei der Ruhrtriennale 2021 die Schleusen der Stilgrenzen. In seinem neuen Werk "Shlimazel" greift er nun die Tradition der Bigband auf und lässt sie mit dem Sinfonieorchester als geschlossenen Klangapparat wie ein gigantisches Ufo abheben. Angetrieben von zwei fabelhaften Jazz-Virtuosen verwachsen dabei Komplexität und Coolness zu einem polymetrischen Kunststück, als hätte es nie ein lineares Zeitmaß gegeben.

Audiovisuelle Zeitmaschine von Steen-Andersen

Irrwitzig und riesenhaft ist das Spektakel in Simon Steen-Andersens "TRIO". Die drei Stimmen seines Trios heißen nicht etwa Violine, Cello und Klavier, sondern Chor, Orchester und Bigband. Sie sind Werkzeuge einer atemberaubenden audiovisuellen Zeitmaschine, bei der musikalische Geschichte und Gegenwart, Schnipsel archivierten Filmmaterials und Live-Musik einen verrückten metaphysischen Organismus bilden - gesteuert natürlich von Mastermind Steen-Andersen selbst: Spielversessen wie ein Marionettenspieler hält der dänische Komponist und Installationskünstler die Fäden in der Hand und lässt seine Figuren einen fantastischskurrilen Tanz tanzen.

Orchester und Vokalensemble