NDR Bigband featuring Aynur & Kinan Azmeh
Die kurdische Sängerin Aynur und der aus Syrien stammende Klarinettist Kinan Azmeh untersuchen gemeinsam mit der NDR Bigband klangliche Beziehungen zwischen Jazz und arabischen sowie vorderasiatischen Musikkulturen.
Kinan Azmeh und die NDR Bigband sind einander schon länger verbunden, nach mehreren gemeinsamen Produktionen haben sie zuletzt im Herbst 2021 eine CD veröffentlicht - "Flow": Der Hamburger Komponist und Leiter des Jazzstudienganges, Wolf Kerschek, hatte Azmehs Kompositionen in maßgeschneiderte Arrangements gekleidet, die NDR Bigband das Ganze mit Bravour und Raffinesse garniert. "Ein weiteres Beispiel für die grenzenlose Anpassungsfähigkeit amerikanischer Energien - Orchestrierungen im Geiste Ellingtons verschmelzen mit den melodischen Modi des Mittleren Osten", schwärmte Seth Colter Walls in der New York Times.
Kinan Azmeh: Offene Grenzen
Kinan Azmeh wurde Im Juni 1976 in Damaskus geboren und ist in Syrien aufgewachsen, wo arabische und levantinische Klänge unüberhörbar in der Luft lagen. Doch schon früh verfolgte er eine gradlinige Ausbildung im Bereich der westlichen "klassischen“" Musik und legte Wert darauf, als Musiker nicht auf seine geographische Herkunft festgelegt zu werden. Nachdem er zunächst in Damaskus neben der Musik noch Elektrotechnik studiert hatte, machte er an der Juilliard School in New York (an der Jahrzehnte zuvor schon Miles Davis studiert hatte) seinen Abschluss und blieb seinem Metier treu: Musik. Ohne Eingrenzung.
Aynur: Offene Horizonte
Spätestens "Crossing The Bridge", Fatih Akins Dokumentarfilm über die Vielfalt der Musik Istanbuls, und Morgan Nevilles Doku "The Music of Strangers" über das Silk Road Ensemble des Cellisten Yo-Yo Ma machten die aus der zersplitterten kurdischen Welt stammende Sängerin Aynur zur gefeierten Stimme einer bedrohten musikalischen Kultur. Für den Spagat, eine stark lokal verwurzelte Musikkultur zu erhalten, indem sie ihre Klänge weltweit auf die Bühne bringt, verlieh das Berklee College in Boston Aynur einen Preis als Meisterin der Mediterranen Musik. Daneben baute sie ihr Spielfeld aus durch Kollaborationen mit Musikerinnen und Musikern aller Sparten, die Wert legen auf offene Grenzen und Horizonte, mit dem Silk Road Ensemble, mit Kinan Azmeh, mit der NDR Bigband.
Offene Ohren
Dass die NDR Bigband in diesem Konzert mit Kinan Azmeh und Aynur zugleich zusammenkommt, zwei Künstler, die zuvor schon im Rahmen des Morgenland-Festival Osnabrück ebenso jeweils mit der NDR Bigband gespielt haben, wie sie dort auch bereits ohne die Bigband zusammenarbeiteten, ist ein subtiler Willkommensgruß für Michael Dreyer, den neuen Manager der NDR Bigband, der das Festival einst gründete und in den fast zwanzig Jahren seitdem zu einem weltweit beachteten Kristallisationspunkt einer Musik ohne Grenzen machte. Und es ist ein Versprechen: In der Musik ist alles möglich.