Ehrenamtliche bilden mit ihren Fingern einen Stern. © belchonock/panthermedia Foto: belchonock
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Ehrenamtliche bilden mit ihren Fingern einen Stern. © belchonock/panthermedia Foto: belchonock
AUDIO: #NDRfragt: Welche Bedeutung hat das Ehrenamt? (NDR Info) (6 Min)

Umfrage zum Ehrenamt: Mehrheit wünscht sich mehr Anerkennung

Stand: 20.03.2024 05:00 Uhr

Die Mehrheit in einer #NDRfragt-Umfrage findet, dass es dem Ehrenamt an Wertschätzung mangelt. Wer nicht ehrenamtlich arbeitet, wünscht sich eher flexible Engagements als dauerhafte Verpflichtungen.

von Sabine Leipertz

Das ehrenamtliche Engagement in Deutschland ist breit gefächert. Ob Rettungsdienst oder Katastrophenschutz, Hilfe für Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigungen, Integration von Geflüchteten, Einsatz in Sportvereinen oder für den Tier- und Klimaschutz: Laut Bundesministerium des Inneren und für Heimat üben knapp 29 Millionen Menschen ab 14 Jahren hierzulande ein Ehrenamt aus.

#NDRfragt wollte von den Mitgliedern unserer norddeutschen Community wissen: Welche Bedeutung hat das Ehrenamt? Was spricht dafür, was dagegen - und ist es überhaupt noch attraktiv? Viele der Umfrageteilnehmenden geben an, ein Ehrenamt auszuüben. Anderen zu helfen ist das deutlich am häufigsten genannte Argument, das für ehrenamtliche Arbeit spricht. 

Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.

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Neben dem Wunsch, etwas für das Gemeinwohl zu tun, haben viele ehrenamtlich Tätige auch einfach Spaß an ihren Aufgaben und empfinden ihr Engagement als persönliche Bereicherung - so wie #NDRfragt-Mitglied Sabine aus Niedersachsen, die mehrmals in der Woche ehrenamtlich tätig ist:

"Ehrenamt ist ein Dienst an der Gesellschaft im Allgemeinen. Unsere Zivilgesellschaft lebt davon, dass sich Personen engagieren und wir über das Wirtschaftliche hinaus zusammenarbeiten. Außerdem macht es Spaß, ehrenamtlich tätig zu sein, die Anerkennung und das Wissen etwas Gutes zu tun, führen zu einer inneren Zufriedenheit. Dies sind Werte, die nicht in Geld aufwiegbar sind." #NDRfragt-Mitglied Sabine (43) aus Niedersachsen

Stimmen aus der #NDRfragt-Gemeinschaft für das Ehrenamt:

#NDRfragt-Mitglied K. (53) aus Hamburg:
"Ein Ehrenamt ist ein Gewinn - auch für einen selbst, nicht nur für die Betroffenen. […] Schon eine Stunde die Woche ist wertvoll und viel mehr als man denkt."
#NDRfragt-Mitglied Sophie (24) aus Niedersachsen:
"Ich bin schon seit frühster Kindheit im Sportverein, der komplett durch Ehrenamtliche organisiert und geleitet wird. Ohne sie würde der Sportverein gar nicht existieren!"
#NDRfragt-Mitglied Holger (67) aus Mecklenburg-Vorpommern:
"Ich bin Mitglied der Stadtvertretung seit über 30 Jahren […]. Ich mache diese Tätigkeiten, weil ich möchte, dass es in unsere Gesellschaft und in der Gemeinde vorangeht, dass Wirtschaft und Kultur nicht stagnieren oder gar zum Erliegen kommen."

Mangelnde Anerkennung für Leistung von Ehrenämtern

Wird das Ehrenamt von der Gesellschaft genug geschätzt? Darauf hat die #NDRfragt-Gemeinschaft eine klare Antwort. Unabhängig davon, ob sie ein Ehrenamt ausüben oder nicht, sind 76 Prozent der Befragten der Meinung, dass Ehrenamtliche nicht genug Wertschätzung von der Gesellschaft erhalten. Auch Annika aus Schleswig-Holstein, die selbst kein Ehrenamt innehat, sieht darin ein Problem:

"Die Forderungen an die Ehrenämtler werden immer höher, die Bereitschaft mitzumachen, wird gleichzeitig immer geringer. Der Dank und die Anerkennung sind gering." #NDRfragt-Mitglied Annika (39) aus Schleswig-Holstein

Aus Sicht der Umfrageteilnehmenden wäre mehr Anerkennung aber die wichtigste Voraussetzung für mehr Engagement in unserer Gesellschaft.

Stimmen aus der #NDRfragt-Gemeinschaft zu fehlender Anerkennung:

#NDRfragt-Mitglied Frank (50) aus Niedersachsen:
"Echte Anerkennung über Steuererleichterungen z. B. - Anerkennung, gerade im sozialen Bereich muss dringend auch geldwert sichtbar werden."
#NDRfragt-Mitglied Kathrin (51) aus Mecklenburg-Vorpommern:
"Man bekommt kein Gehalt im Ehrenamt, jedoch sollte man die entstehenden Sachkosten/Fahrtkosten erstattet bekommen. Dafür müsste überall genug Geld da sein, finde ich."
#NDRfragt-Mitglied Marco (54) aus Schleswig-Holstein:
"Mehr staatliche Unterstützung für soziales Arbeiten. Rentenpunkte für soziales Arbeiten wären ein Anreiz und eine Art von Wertschätzung."

Zeitmangel häufigster Grund gegen ein Ehrenamt

Die unter 30-jährigen Umfrageteilnehmenden engagieren sich tendenziell häufiger als diejenigen ab 30 Jahren. Die Anzahl an Männern und Frauen, die sich ehrenamtlich betätigen, ist relativ ausgeglichen. Zeitmangel spricht für die Mehrheit der Befragten am stärksten gegen ein Ehrenamt. Fast die Hälfte befürchtet außerdem, dass Ehrenamtliche als Ersatz für bezahlte Arbeitskräfte ausgenutzt werden könnten, so wie Ehrenämtlerin Susanne aus Niedersachsen:

#NDRfragt-Mitglied Susanne (53) aus Niedersachsen:
"Der Staat verlässt sich auf Menschen, dass sie ihre Zeit und ihr Wissen kostenlos zur Verfügung stellen. […] Oft fallen Stellen weg, da die Tätigkeiten kostenlos erfüllt und bewältigt werden."
#NDRfragt-Mitglied Susanne (53) aus Niedersachsen

Stimmen aus der #NDRfragt-Gemeinschaft gegen das Ehrenamt:

#NDRfragt-Mitglied Sigrid (71) aus Mecklenburg-Vorpommern:
""Ich möchte das Gefühl haben, nicht für falsche Bundes- und Asylpolitik ausgenutzt zu werden. Die Armutsgrenze steigt, dadurch sind die Tafeln immer weiter überfordert und die Anfragen zu Hilfen häufen sich. Der Staat tut schon viel für in 'Not Geratene'. Aber er kann sich damit nicht freikaufen."
#NDRfragt-Mitglied Anita (26) aus Hamburg:
"Ehrenamtliches Engagement wird viel zu oft ausgenutzt, um billige bzw. kostenlose Arbeitskräfte zu bekommen. Das kann nicht die Lösung sein."
#NDRfragt-Mitglied Nancy (31) aus Mecklenburg-Vorpommern:
"Es gibt meiner Meinung nach viel zu viele kleine Vereine. […] Es wäre wichtiger, sich zusammenzuschließen und somit mehr Menschen zur Hilfe zu haben, wo sie gebraucht wird."

Flexiblere Formen des Ehrenamts gefordert

Junge Ehrenamtliche pflanzen Bäume. © AllaSerebrina/panthermedia Foto: AllaSerebrina
Bäume pflanzen könnte gut in das Modell passen, kurzfristige Ehrenamtseinsätze anzubieten.

Gut vier von fünf Umfrageteilnehmenden wünschen sich mehr Engagement fürs Ehrenamt. Um es vor allem für diejenigen attraktiver zu machen, die sich bislang noch nicht betätigen, könnten neue Organisationsformen helfen: Befragte ohne Ehrenamt würden eher kurzfristige, flexible Einsätze bevorzugen. Im Gegensatz zu denen mit Ehrenamt: Sie ziehen eine dauerhafte und regelmäßige Verpflichtung vor.

Sabine aus der #NDRfragt-Community ist nicht ehrenamtlich tätig - noch nicht. Dabei könnte sie es sich vorstellen, wenn es denn zeitlich passt:

"Ich bin bereit mich einzubringen, wenn die Arbeit zeitlich flexibel ist, und teilweise ortsunabhängig. Ich gehe demnächst in Rente und möchte meine Zeit flexibel nutzen können.." #NDRfragt-Mitglied Sabine (61) aus Niedersachsen

Gründe für flexiblere Ehrenamtseinsätze:

#NDRfragt-Mitglied Angelika (60) aus Schleswig-Holstein:
"Wir brauchen neue Strukturen mit flexibleren Ehrenamtsanteilen, um auch Jüngere zu erreichen. Alle Vereine die ich kenne, werden an Überalterung sterben."
#NDRfragt-Mitglied Thomas (58) aus Schleswig-Holstein:
"Da das Interesse an ehrenamtlicher Arbeit abnimmt, besteht die Gefahr, dass ich mich auf Jahre hin für eine Aufgabe 'verpflichtet' sehe. Dabei möchte ich spontan und flexibel meine Bereitschaft einbringen."
#NDRfragt-Mitglied Almut (62) aus Schleswig-Holstein:
"Es ist sehr schwer, Ehrenamtliche für die Vorstandsämter zu gewinnen. Langfristige Verpflichtungen scheuen die Interessenten und fürchten verkrustete Strukturen in den Gremien."

 

Über diese Befragung

Die Antworten stammen aus der Umfrage "Ehrenamt - Lust oder Frust?", an der sich 16.124 Norddeutsche beteiligt haben. Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 5. bis zum 12. März 2024 um 9 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland, Schulabschluss und Familienstand gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.

Wachsende #NDRfragt-Community mit mehr als 41.000 Norddeutschen

#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 41.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.

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Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 20.03.2024 | 06:00 Uhr

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Soziales Engagement