Buchgeschenk © picture alliance / Zoonar | Oleksandr Latkun

NDR 2 Buchtipps zu Weihnachten

Stand: 05.12.2022 05:00 Uhr

Schon alle Geschenke parat? Falls nicht: Mit Büchern unter'm Weihnachtsbaum macht man nie etwas falsch! Wir haben euch mit dem Team vom NDR Bücher-Podcast eat.READ.sleep die schönsten Bücher zusammengestellt, über die sich garantiert Jede und Jeder freut.

"Von Okapi, Scharnierschildkröte und Schnilch - Ein prekäres Bestiarium"

Ein Buch für jemanden, der am liebsten Sachbücher liest
Das klingt lustig, hat aber einen ernsten Hintergrund: es werden darin 50 Tierarten vorgestellt, die alle vom Aussterben bedroht sind, die aber unglaublich faszinierende Eigenschaften haben. Die Scharnierschildkröte kann zum Beispiel ihre Körperhälften zusammenklappen, so wie ein altes Klapphandy oder der Baumhummer, der als eine Art „verunstalteter Südsee-Yeti“ beschrieben wird und Klone erzeugen kann. Man lernt also unglaublich viel und gleichzeitig ist es auch ein aufrüttelndes Buch, das zeigt: Wenn wir nicht wollen, dass alle diese Tiere verschwinden, dann müssen wir als Gesellschaft unser Leben ändern.

"Die Aosawa-Morde"

Ein Krimi, aber ohne Blut und Gewalt
Der Titel zeigt natürlich: Da kommen schon Morde drin vor, sogar 17 Stück. Aber: Es geht um ein Verbrechen, das lange zurückliegt: Die Menschen wurden bei einem Familienfest vergiftet. Und nun macht sich eine Nachbarin daran, das Rätsel aufzuklären. In dem sie mit allen Beteiligten, die noch leben, lange Gespräche führt. Und das ist das Raffinierte: Man kriegt so immer wieder eine neue Sichtweise auf das Verbrechen und immer wieder glaubt man etwas anderes. Also ein „Rätsel-Krimi“, so heißt dieses Genre in Japan. Für alle, die gern mitrecherchieren und es mögen, wenn ein Kriminal-Fall alles andere als vorhersehbar ist.

"Da wo sonst das Gehirn ist"

Sebastian Stuertz „Da wo sonst das Gehirn ist“ © Atrium Verlag
Sebastian Stuertz „Da wo sonst das Gehirn ist“

Ein Buch, das man nicht in der Öffentlichkeit lesen sollte, weil die Gefahr besteht, dass man sehr laut lachen muss
Das ist ein sehr komisches, mitreißendes Buch übers Erwachsenwerden. Der Titel zeigt schon, wohin die Reise geht. Es geht um Alina, die bei ihrer Mutter aufwächst. Eine etwas verpeilte Clownin. Erste Liebe, Mobbing in der Schule - alles dabei. WhatsApp Nachrichten zum Schreien komisch. Mit Jugendsprache, und die hat der Autor von seinem Sohn und dessen Kumpels kritisch überprüfen lassen. Und mitten im Buch macht es Bumm, und die ganze Geschichte wird aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt. So ein Möchtegern Literatur-Papst. Es gibt Familiengeheimnisse, einen Showdown, und viel Humor. Ein Roman für junge Leute und Erwachsene -miteinander und nebeneinander. Ich fand das Buch super!

"Ein Lied für Molly"

Claudia Winter "Ein Lied für Molly" © Atrium Verlag
Claudia Winter "Ein Lied für Molly"

Ein Buch für einen „Bridgerton“-Fan - also jemand, der/ die total auf Kitsch, Liebe und Romantik steht
Eine sehr schöne Geschichte aus Irland: Die junge Bonnie lebt mit ihrem Sohn Josh in Dublin. In einem Bus entdeckt sie eines Tages handschriftliche Noten - Musik. Jetzt sucht sie den Besitzer, den geheimnisvollen Komponisten. Und in einem kleine Dorf an der Küste stößt sie bei der Suche auf ein Familiengeheimnis und um das Musikstück, ein Liebeslied. Herz und Schmerz und Happy End! Das passt!

"Kummer aller Art"

Mariana Leky "Kummer aller Art" © Atrium Verlag
Mariana Leky "Kummer aller Art"

Ein Buch für jemanden, der lieber in homöopathischen Dosen liest.
Da gibt es das wunderbare Buch „Kummer aller Art“ von Mariana Leky. Das ist die von dem Super-Bestseller „Was man von hier aus sehen kann“. Das sind gesammelte Kolumnen. Und jede einzelne ist ein kleines Juwel. Wunderbare kurze Texte. Da steckt so viel drin. Es geht um Nachbarschaft, um Pubertät, ums Älterwerden. Um ihr Jugendzimmer mit Aha Postern, wo sie sich daran erinnert, wie sie mal in Morten Harket verknallt war. Das ist so witzig und so weise. Sie schafft es, dass man in wenigen Sätzen drin ist in der Geschichte, in der Beobachtung. Wunderschön!

"Lektionen"

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt
McEwan ist berühmt dafür, dass er in seinen Büchern unbequeme Fragen stellt. Zum Beispiel, ob man Kinder gegen den Willen der Eltern ärztlich behandeln darf. Oder was passiert mit uns, wenn die Gewalt in unser Leben einbricht. Ein toller Autor also. Und in seinem neuen Buch geht es zum Beispiel um die Frage, wann es Zeit ist, Widerstand zu leisten gegen einen Staat oder ein System. Aber auch um die Frage, wie viel man bereit ist, für seine Kinder zu opfern. Also wieder große Fragen – und das alles toll erzählt. Und ein paar Orte in Niedersachsen, Nienburg zum Beispiel, kommen darin auch vor. Also ein Buch, über das ich noch sehr lange mit Freunden diskutiert habe.

“Clarice Bean und die Weihnachtswichtel“

Für die ganze Familie
Ein wunderbares Buch zum Vorlesen für die Weihnachtszeit ist „Clarice Bean und die Weihnachtswichtel“ von Lauren Child. Lauren Child ist eine englische Autorin und Illustratorin, man kennt sie vielleicht von den „Charlie und Lola“ Büchern, die auch als Animationsserie verfilmt wurden. „Clarice Bean und die Weihnachtswichtel“ ist gerade erschienen, für Kinder ab etwa 7, ganz toll illustriert in der typischen Lauren-Child-Collagentechnik: Sie spielt mit Foto-Elementen, es gibt ganz viele Details zu entdecken, das ist wirklich was ganz Besonderes. Und es ist eine Weihnachtsgeschichte: Ich-Erzählerin Clarice möchte gern mit vielen Leuten feiern und ist sehr enttäuscht, als ihre Eltern verkünden, dass sie dieses Jahr nur zu siebt feiern wollen. Weil sie nämlich schon beim Gedanken an viele Gäste fix und alle sind. Worüber Clarice sich nur wundern kann – wie über Vieles, was die Erwachsenen so machen. Es geht es um Weihnachtstraditionen und alltägliche Katastrophen. Pakete werden verwechselt, ein Truthahn fällt aus dem Kühlschrank und Clarice macht Butterkaramell, der so hart wird, das man ihn mit dem Hammer zertrümmern muss. Das ganz normale Chaos in einer Familie mit Kindern – herzerwärmend, lustig und sehr weihnachtlich!

"Fairy Tale Camp”

Für Kinder ab 10
Ich freue mich immer über Bücher, die leicht zu lesen sind, aber trotzdem eine gute Geschichte erzählen und nicht so eindimensional sind. „Fairy Tale Camp“ von Corinna Wieja ist so ein Buch: Die Hauptperson ist die 12-jährige Marie, eine Nachfahrin von Frau Holle. Was sie erst erfährt, als sie in das Camp der „Grimmschen Gilde“ eingeladen wird, in dem die die Nachfahren verschiedener berühmter Märchenclans gefördert werden sollen. Denn sie alle haben besondere Begabungen: Will aus dem Clan "Der Wolf und die sieben Geislein" ist ein Wolfswandler - blitzschnell, sehr hellhörig und mit supergutem Geruchssinn – allerdings auch sehr genervt von seiner Gabe. Ella, eine Nachfahrin von Aschenputtel kann mit Tieren sprechen. Und Marie lernt, dass sie das Wetter beeinflussen kann. Sie alle werden dringend gebraucht, um die Märchen lebendig zu halten und vor einem bösen Zauberer zu schützen. Viele Rätsel sind zu klären, Zauberschlüssel verschwinden, es gibt geheime Gänge, Fallen, magische Portale – das liest sich spannend und lustig. Und das Tolle: Die alten Märchen können hier ganz neu entdeckt werden, die Autorin krempelt sie auf links, richtet das Augenmerk auf neue Details entdecken, stellt Stereotype in Frage und weckt so ein ganz neues Interesse am Thema Märchen. Der zweite Band erscheint im Februar.

"Heartstopper”

Für Teenies, die nicht gern lesen
Interessanterweise funktioniert bei Buchverfilmungen oft der Weg zurück zum Buch. Deshalb empfehle ich für lese-unlustige Teenies zum Beispiel die „Heartstopper“-Reihe von Alice Oseman. Das ist eine ganz junge britische Autorin, die praktisch aus dem Nichts berühmt wurde, weil ihre Graphic Novel „Heartstopper“ als Netflix-Serie verfilmt wurde. Geschichte von zwei Jungs: Der verträumte, introvertierte Charlie und Nickl, Star der Rugby-Mannschaft. Charlie ist schwul – das weiß auch jeder, Nick ist hetero. Denken alle, denkt er. Bis er sich in Charlie verliebt. Die Serie ist ein Riesenerfolg – und alle wollten danach die Bücher lesen! Weil es ja Graphic Novels mit eher wenig Text sind, werden die auch gern im Original gelesen – das ist eh ein Trend bei Teenies gerade: Möglichst im englischen Original lesen. Und wer mit den vier Graphic Novel Bänden durch ist, kann die Geschichte von Nick und Charlie in zwei „richtigen“ Büchern weiterverfolgen, die sind auch dünn, kriegt man noch gut untergejubelt bei den Lesefaulen – und dann sind die auch bereit für den 480-Seiten-Roman „Loveless“ von Alice Oseman. Auch da geht es übrigens ums Thema Diversität, das ja eh sehr angesagt ist.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 | 05.12.2022 | 05:00 Uhr

Moderator Hinnerk Baumgarten präsentiert die Sendung mit dem Auftakt der neuen DAS! Literatur-Tipps. © NDR/Hendrik Lüders Foto: Hendrik Lüders

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