Ein Mann lehnt sich bei einer Polizeikontrolle des Wacken-Festivals aus dem Seitenfenster seines Autos © NDR Foto: Jörn Zahlmann

Wacken-Kontrollen: Harmonie zwischen Polizei und Metal-Heads

Stand: 02.08.2022 16:01 Uhr

Warum der Zoll bei Festival-Kontrollen mehr darf als die Polizei und was die Arbeit für alle Beamten so angenehm macht: Einblicke in eine Verkehrskontrolle vor den Toren des Wacken Open Airs.

Dass der Zoll von einer Metalband zum Konzert eingeladen wird, kommt nicht alle Tage vor. Erst recht nicht, wenn ein Drogenspürhund währenddessen das Gepäck der Musiker untersucht. Bei den Kontrollen vor der Anreise zum Wacken Open Air sind solche Szenen nichts Ungewöhnliches. Gefunden haben die Beamten bei der bulgarischen Band Badcast nichts - so wie bei den allermeisten Kontrollen in der Nähe des Festivalgeländes. Vielleicht nehmen sie aber die Einladung an und schauen am frühen Mittwochabend auf der Headbanger-Stage vorbei.

Auf der Suche nach Waffen und Drogen

Sechs Zollbeamte, zwei Landespolizisten und ein Drogenspürhund sind seit Montag im Einsatz, um vor allem gefährliche Gegenstände wie Messer und auch Drogen sicherzustellen. "Wenn wir Drogen finden, sind das vor allem eher leichte Substanzen wie Marihuana. Heute hatten wir noch gar nichts, keinen Krümel", freut sich Sönke Petersen von der Polizei. Am Montag hätten seine Kollegen lediglich geringste Mengen THC festgestellt.

Der Zoll darf mehr als die Polizei

Der Zoll habe bei den Kontrollen weitreichendere Befugnisse als er und seine Kollegen von der Landespolizei, sagt Petersen. Die Polizei dürfe Gepäckstücke nämlich nur in Verdachtsfällen durchsuchen. Zollbeamte hingegen können auch ohne einen solchen Verdacht Kofferräume und Anhänger von Festivalbesuchern nach Drogen oder Waffen durchleuchten.

"Die Leute begnügen sich mit Bier"

"Das Publikum ist anders als bei anderen Festivals. Die Leute begnügen sich mit Bier." Ein anderer Beamter erzählt, dass er in 15 Jahren nur ein einziges Mal Ärger bei Wacken-Kontrollen erlebt habe – allerdings habe es sich dabei nicht einmal um Festivalbesucher gehandelt. "Die Leute sind immer freundlich, immer geduldig, auch wenn sie schon fünfzehn Stunden im Auto saßen."

Spanisch-chilenische Lässigkeit

Was Petersen darüber hinaus mit "anders" meint, wird deutlich, als einer der Zollbeamte eine spanisch-chilenische Reisegruppe zur Kontrolle auf den Parkplatz winkt. "Wackeeeen"-Schreie von den hinteren Sitzplätzen orchestrieren die Ankunft der neun Fans. Der Bitte, das bis zum Transporter-Dach gestapelte Gepäck auszuräumen, kommen die Metaller ohne Murren nach. Beim Wiedereinladen, nachdem der Hund auch dieses Mal nichts erschnüffelte, summt die Truppe den Jingle des Stapel-Videospiels "Tetris". Das fünfte Mal seien sie schon angehalten worden während ihrer derzeitigen Europa-Tour: in Italien, Österreich und Deutschland. "Das muss an dem gelben Kennzeichen aus England liegen", sagt der 29-jährige Chilene Oscar Cid.

Rund 400 Durchsuchungen pro Tag

20 Autos in der Stunde schaffen Polizei und Zoll etwa. Von früh morgens bis spät abends durchsuchen die Beamten laut Petersen etwa 400 Fahrzeuge. Am Mittwoch, dem Hauptanreisetag, werden es wohl noch ein paar mehr sein.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 02.08.2022 | 16:02 Uhr

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