Zeitreise: Menschenfreund und Helfer in der Not

Stand: 19.03.2023 11:12 Uhr

Tue Gutes für die, die sonst nicht viel Gutes haben. Unter diesem Motto hat sich ein Neumünsteraner in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für seine Mitmenschen eingesetzt: Rudolf Tonner.

von Thomas Kahlcke

Die schlechtesten Zeiten, heißt es, bringen die besten Menschen hervor. Menschen nämlich, die sich mit ihrer ganzen Kraft für bessere Zeiten einsetzen. So ein Mensch war Rudolf Tonner. Sein Leben lang hat er für die Unterprivilegierten gekämpft und sich dafür stark gemacht, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Schlechte Bedingungen und die Folgen

Neumünster war um 1900 eine blühende Industriestadt. Vor allem die Textilfabriken beschäftigten tausende Arbeiter. Viele von ihnen lebten unter oft erbärmlichen Bedingungen in den Dörfern rund um Neumünster. Als Lehrer im Arbeitervorort Tungendorf erlebte Rudolf Tonner die Folgen bei den Kindern: schlechte Ernährung und Bewegungsmangel, kaum sinnvolle Freizeitbeschäftigung, eklatante Bildungslücken und fehlende Aufstiegschancen.

Tolle Ideen für die Jugend

Die Rudolf-Tonner-Schule in Neumünster. © NDR
Das Volkshaus in Neumünster-Tungendorf, nur eines der vielen Projekte von Rudolf Tonner.

Aber Tonner steckte voller Ideen, diesen Mängeln zu begegnen. Neben der Schule, die auf seine Initiative hin mitten im Arbeiterviertel gegründet wurde, legte er auf eigene Kosten einen riesigen Garten an. Dort unterrichtete er die Kinder und ihre Eltern in Anlage und Pflege von Selbstversorgergärten. Um die Jugend von der Straße zu holen, veranstaltete er Spiel- und Sportveranstaltungen. Als Rektor und später als Schulrat verpflichtete er auch die anderen Lehrer, nachmittags sinnvolle Beschäftigungen wie Chorgesang oder Handarbeiten anzubieten. Und weil häufig beide Elternteile arbeiten mussten, ließ Tonner eine "Warteschule" einrichten, eine Art Kindertagesstätte.

Volkshaus für Bildungs- und Freizeitangebote

Die Rudolf-Tonner-Schule in Neumünster. © NDR
Erinnerung an einen Förderer und Menschenfreund: die Rudolf-Tonner-Schule in Neumünster.

Die Krönung seines Wirkens aber war der Bau eines Volkshauses. Hier konnten die Menschen all das tun, was in ihren kleinen, dunklen Wohnungen nicht möglich war. In diesem Volkshaus gab es Baderäume und eine Sporthalle, Lehrküche und eine Bücherei sowie weitere Bildungs- und Freizeitangebote. All dies hat der Mann ehrenamtlich in seiner Freizeit geleistet. Und die Liste der guten Tonner-Taten ließe sich endlos fortsetzen. Rudolf Tonner ist das Paradebeispiel eines Philanthropen in der Zeit um 1900.

Weitere Informationen
Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert. © dpa - report Foto: Votava

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 19.03.2023 | 19:30 Uhr

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