Traum für Vinyl-Fans: Deutsches Schallplattenmuseum öffnet in Nortorf
Ab Sonnabend können Besucher in Nortorf das "Deutsche Schallplattenmuseum" in den ehemaligen Räumen der Firma Teldec erleben. Das Museum im Kreis Rendsburg-Eckernförde gilt als weltweit einmalig.
Sie ist schon von weitem zu sehen, die überdimensionale Uhr in Schallplattenform. Als die Plattenfirma Teldec noch größter Arbeitgeber in Nortorf war, galt das kreisrunde, schwarze Ziffernblatt mit den Zeigern als eines der Wahrzeichen der Stadt. Jetzt ziert die Uhr die frisch sanierte Fassade des Schallplattenmuseums. Untergebracht ist es im 780 Quadratmeter großen, ehemaligen Kesselhaus von Teldec. Auch im Inneren erinnert viel an die große Zeit des Unternehmens: Als erstes sehen Besucher viele goldene Schallplatten. "Das sind welche, die ausnahmsweise nicht die Stars, sondern die Mitarbeiter verliehen bekommen haben", erklärt Museumsleiter Lutz Bertram.
5.000 Arbeitsstunden stecken im neuen Museum
Goldene Schallplatten verdient hätten sich sicher auch die ehrenamtlichen Helfer aus Nortorf. Ein gutes Jahr lang haben rund 25 aktive Mitglieder gehämmert, geschraubt, aufgebaut und Schallplatten sortiert. Außerdem wurden Exponate aus dem alten "Museum Nortorf" geholt. Dort gab es schon seit zehn Jahren eine kleine Ausstellung zum Thema Platten. Die platzte aber irgendwann aus allen Nähten. "Grob geschätzt stecken im neuen Museum jetzt 5.000 Arbeitsstunden", sagt Bertram, nicht ganz ohne Stolz auf das, was in den Räumen erschaffen wurde.
Ungefähr eine Million Songs auf Vinyl
Rare Schellackplatten, seltene Aufnahmen aus Japan, Jazz aus den 60er-Jahren, Pop aus den 80er-Jahren und sogar einige aktuelle Alben. In den frisch sanierten Räumen stapeln sich die Scheiben bis unter die Decke: "Es sind 180.000 bis 200.000 Schallplatten, es ist noch nicht alles archiviert", sagt Lutz Bertram während er vor einem meterlangen Schallplattenregal steht. Er schätzt, dass es insgesamt rund eine Million Songs auf den Tonträgern sind. Immer wieder zieht er Plattenhüllen aus dem Regal und legt eine Scheibe auf.
NDR spendete zwei komplette Archive an den Verein
Auf vielen der Hüllen sieht man noch NDR Aufkleber: NDR 1 Welle Nord hatte im vergangenen Sommer sein komplettes Plattenarchiv gespendet, in diesem Jahr kam die riesige Sammlung des NDR Hamburg hinzu. Und vor kurzem klingelte nochmal das Handy von Lutz Bertram: "Der NDR Hannover wollte dann auch sein Archiv an uns spenden. Das mussten wir aus Platzgründen aber leider ablehnen". Die Scheiben aus dem NDR Landesfunkhaus Niedersachsen wurden dann an das Schallplattenmuseum Braunschweig weitervermittelt.
Ausstellungsstücke von Abspielwalze bis High-End-Gerät
In Braunschweig wird hauptsächlich eine riesige Plattensammlung gezeigt, in Nortorf geht es um mehr und das ist Lutz Bertram wichtig: "Wir haben zum Beispiel auch die komplette Abspieltechnik hier, historisch sortiert von der Abspielwalze, über die Grammophon-Technik bis zum aktuellen High-End - Gerät". Das High-End-Gerät ist übrigens ein Plattenspieler samt Boxen und Verstärkertechnik eines Kieler Herstellers. Kostenpunkt: Satte 35.000 Euro. Diese Luxusanlage steht hinter einer Absperrung. In einer anderen Ecke der Fläche steht eine alte Schallplattenpresse aus den 60er-Jahren, die noch von Hand bedient wurde. Außerdem kann man hier Vinyl-Granulat sehen, aus dem die Scheiben gefertigt wurden. "Weil wir eben nicht nur Schallplatten zeigen, sondern auch ihre Entstehung und die Geschichte der Platten, sind wir wahrscheinlich weltweit in dieser Form einmalig", sagt Lutz Bertram.
Internationaler Besuch war schon jetzt in Nortorf
Immer wieder geht auch Thomas Perkuhn durch die Gänge. Er gilt in dem Verein als echter Technikfreak und schaut, ob alle Geräte richtig aufgebaut und angeschlossen sind. "Dass wir weltweit einmalig sind, haben uns schon zwei Gäste aus Südkorea bestätigt. Sie waren spontan während des Aufbaus hier. Sie sind selbst Musikproduzenten und gut rumgekommen auf der Welt. Ein Museum dieser Art hatten sie aber noch nicht gesehen".
Auf der Suche nach einer Jukebox
Eigentlich ist das "Deutsche Schallplattenmuseum" in Nortorf also komplett ausgestattet, frisch geputzt und fertig für die Eröffnung an diesem Wochenende. Fehlt trotzdem noch etwas? Thomas Perkuhn zögert nicht lange, sofort fällt ihm etwas ein: "Eine Jukebox für Schellackplatten, die haben wir noch nicht. Aber dafür brauchen wir Geduld, so etwas Rares bekommt man auf Auktionen oder per Zufall". Wer weiß: Vielleicht kann ja einer der zahlreichen Gäste, die ab jetzt kommen, etwas vermitteln. Immerhin haben sich schon jetzt erste Reisegruppen angekündigt.
Deutsches Schallplattenmuseum, Niedernstraße 7b, 24589 Nortorf; Eintritt 4 Euro, ermäßigt 2 Euro; Öffnungszeiten: 1.10.22 14-17 Uhr, sonst täglich 10-17 Uhr